Rekord-Regen in der West-Türkei, Überschwemmungen und Tornados

Am östlichen Mittelmeer kam es zu heftigen Unwettern. Gestern traf es Bodrum besonders hart:

So viel Regen in so kurzer Zeit hat die westtürkische Küstenstadt noch nie gemessen. Gestern wurden in Bodrum innerhalb von 12 Stunden 161 Liter pro Quadratmeter Regen registriert, über mehr als 10 Stunden begleitet von Blitz und Donner - ein neuer Niederschlagsrekord für den Touristenort an der ägäischen Küste, mit teils dramatischen Folgen. Aber nicht nur dort kam es zu Unwettern:

Schwere Überflutungen in Bodrum

Mehr als 10 Stunden, zwischen 8 und 20 Uhr MESZ meldete die Wetterstation Bodrum zu jeder Stunde Gewitter. Auch auf dem Satellitenbild ist ein eindrucksvoller Gewitterkomplex über dem östlichen Mittelmeer zu erkennen. Die Folgen für die Stadt im Südwesten der Türkei waren besonders deutlich. Im Internet tauchen nun Videos auf, bei denen Wasser durch die Straßen schießt und Autos mit sich mitreißt. Scheinbar schießt es von den Höhenlagen am Rande des Taurusgebirges herab durch die Stadt in Richtung Mittelmeer:


Amateuraufnahmen vom 22.09.2015 aus Bodrum, Türkei

Man kann sich leicht vorstellen, dass es hier zu erheblichen Schäden gekommen sein muss, nicht nur an den Fahrzeugen, sondern auch durch überflutete Keller und dergleichen mehr. Um 20 Uhr meldete dann die Wetterstation eine 12-stündige Regensumme von 161 Litern pro Quadratmeter, so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen dort. Und auch am Mittwochmorgen kam es noch zu weiteren, teils gewittrigen Regengüssen, wie zeitnah noch mit MeteoEarth.com interaktiv nachvollzogen werden kann.

Überflutungen und Tornados auch in Griechenland

Doch nicht nur in der Westtürkei kam es zu Unwettern. Einen Tag zuvor, am Montag, war vor allem Griechenland betroffen. Aus Preveza, Athen und Pátrai kommen Meldungen zu lokalen Überflutungen durch Starkregen. Vor allem rund um die ägäischen Inseln kam es auch zu mehreren Tornados, teils über Wasser (Wasserhosen), teils über Land. Mindestens 4 Menschen wurden hierdurch verletzt. Besonders beeindruckend ist der folgende Tornadotrichter, der zwischen der Halbinsel Methana und der Insel Aegina beobachtet wurde:

Wie kam es aber zu diesen doch recht verbreitet auftretenden Unwetter-Ereignissen? Die brisante Lage wurde grundsätzlich bereits am Sonntag in unserem Weltwetter erklärt: Ursache für diesen riesigen Gewitterkomplex war eine "Blase" kalter Höhenluft, die von Italien kommend zum östlichen Mittelmeer zog und sich dort nun quasi vor Ort auflöst.

Durch den hohen Temperaturunterschied zwischen noch warmer Wasseroberfläche (26 bis 28 Grad) und kalter Höhenluft (-12 Grad in etwa 5,5 km Höhe) konnte diese feuchte und energiereiche Luft leicht aufsteigen. Dazu befand sich auch am Boden ein Tiefdruckgebiet mit einer sich nur langsam ostwärts verlagernden Kaltfront. Damit waren die Voraussetzungen ideal für die Bildung eines mesoskaligen konvektiven Systems (MCS), also eines großen Gebiets mit sich zusammenschließenden Gewitterzellen, welches über Stunden hinweg existieren konnte. Hier mehr über MCS.