Tropensturm trifft auf Texas
Am letzten Sonntag hatten wir in unserer Weltwetter-Übersicht über die Möglichkeit der Entwicklung eines Tropensturms über dem Golf von Mexiko berichtet. Schon wenig später, in der Nacht zum Montag, hat sich aus diversen tropischen Gewitterkomplexen das eigenständige System BILL entwickelt.
Das Zentrum des Tropensturms bewegt sich derzeit mit etwa 20 km/h nordwestwärts. Diese Zugbahn soll sich heute nicht wesentlich ändern. Der Landgang an der texanischen Küste wird in den Morgenstunden (Ortszeit) erwartet. Bis zum Abend zieht BILL dann weiter landeinwärts in das mittlere Südtexas hinein. Das National Hurricane Center hat vorsorglich Tropensturm-Warnungen für Teile des südlichen Bundessstaates herausgegeben.
Erneut Überschwemmungen?
Bei vielen Einwohnern herrscht Angst vor neuen Überschwemmungen. Schließlich trifft der Tropensturm auf eine „sensibilisierte“ Region, in der es erst im vergangenen Monat zu teils sintflutartigen Niederschlägen und verheerenden Überflutungen kam. Der Mai 2015 war in Texas und Oklahoma der nasseste Monat seit Aufzeichnungsbeginn. Und so ist die Furcht vor diesem Tropensturm durchaus berechtigt, denn das hohe Feuchteangebot des Wirbels wird sich gebietsweise durch markante Starkniederschläge äußern. Man muss von gesteigerter Hochwassergefahr entlang einiger der Flüsse von Texas, Louisiana, Arkansas und Oklahoma ausgehen. Für Mitte Juni ungewöhnlich warmes Oberflächenwasser von 28 bis 30 Grad und günstiges Strömungsverhalten in höheren Atmosphärenschichten werden den Sturm vor dem eigentlichen Landgang noch ein wenig verstärken. Er wird dabei aller Voraussicht nach jedoch nicht die Kategorie eines Hurrikans erreichen.
Extreme Niederschläge
Eine Abschwächung wird erst ab dem Moment erwartet, wenn das Zentrum das Land erreicht. In den späten Abendstunden an diesem Dienstag bzw. in der Nacht zum Mittwoch soll BILL den Status eines Tropensturms verlieren, doch ist die Gefahr durch das Tief dann noch längst nicht gebannt. Das Potential des Tropensturms reicht allemal aus, eine raue Brandung und hohen Wellengang hervorzurufen. Der Tidenhöchststand kann das mittlere Tidenwasser durchaus um 0,6 bis 1,2 Meter überschritten. Eine schwere Sturmflut ist demnach nicht sehr wahrscheinlich. Probleme können dennoch entstehen, beispielsweise durch Deichbeschädigungen oder durch einzelne Tornados im Vorfeld des Hauptregengebietes.
Die größte Gefahr geht wohl von den zu erwartenden hohen Regenmengen aus. So werden durchaus Regensummen von 100 bis über 200 mm für das östliche Texas sowie das östliche Oklahoma und 50 bis über 100 mm für das westliche Louisiana und den Westen von Arkansas angedeutet. Innerhalb von Texas kann es punktuell auch zu extremen Niederschlagsmengen um 300 mm kommen. Derartige Wassermengen in einem kurzen Zeitraum führen zwangsläufig zu Überschwemmungen. Und so bereiten sich die Katastrophenschützer auch in Großstädten wie Houston, San Antonio, Dallas und Oklahoma City auf einen möglichen Notstand vor. Die Lage wird sich wohl erst im späten Wochenverlauf entspannen.