Noch ein seltenes Naturschauspiel

Nach der Sonnenfinsternis kommt die Springflut. Eine besondere Himmelskonstellation begünstigt einen temporären Anstieg des Meeresspiegels um etwa 15 Meter!

In regelmäßigen Abständen begünstigt eine besondere Himmelskonstellation einen auffällig starken Tidenhub. So wird das Meerwasser am heutigen Samstag mit der Flut an einigen Orten der Erde um etwa 15 Meter ansteigen.

Wie kommt es zu dieser markanten Flut?

Hauptverantwortlich dafür ist eine der vier Grundkräfte der Physik - die Gravitation. Die Anziehungskraft von Sonne und Mond, die auf unseren Planeten und somit auch auf die Wassermassen der Ozeane einwirkt, lässt hohe Flutberge entstehen. Dadurch steigt das Wasser an einigen Stellen der Erde sprunghaft an, an anderen Orten erfolgt hingegen eine markante Ebbe, eine Senke bildet sich.

Wie stark nun die sogenannten Gezeitenkräfte ausfallen, hängt vor allem von der Entfernung der für uns relevanten Himmelskörper untereinander ab, aber auch davon, in welchem Winkel Sonne und Mond zueinander sowie zur Erde stehen. Bilden Erde, Mond und Sonne eine Linie, kommt es zu den bekannten Springtiden. Diese besondere astronomische Konstellation stellt sich etwa alle 18 Jahre ein. Genau dann steigt die Flut besonders hoch, während die Ebbe extrem niedrig ausfällt.

Spielt das Wetter eine Rolle?

Natürlich darf das Wetter bei diesem Naturphänomen nicht vernachlässigt werden. Vor allem der Wind ist mitentscheidend für den Tidengang. Weht starker bis stürmischer Wind vom Meer ins Landesinnere, so wird deutlich mehr Wasser in Richtung Küste gedrückt. Besonders gefährlich wäre eine Erhöhung des Wasserstands genau zu dem Zeitpunkt, wenn ohnehin Flut herrscht, dann können daraus verheerende Sturmfluten entstehen. Im Gegensatz dazu führt starker Wind vom Land aufs Meer zu einer extrem niedrigen Ebbe.

Sind alle Küsten der Erde betroffen?

Trotz der aktuellen günstigen Lage der Himmelkörper zueinander fällt die erwartete Springflut nicht an jeder Küste der Erde gleich stark aus. Ein wichtiger Faktor, wie stark oder auffällig die Flut verläuft, ist das Volumen des jeweiligen Meeres. In großen Ozeanen wie dem Atlantik oder dem Pazifik können die Wassermassen leichter durch die Gezeitenkräfte bewegt werden als zum Beispiel in der Nord- und Ostsee. Zudem sind die Beschaffenheit des Meeresbodens und auch die Form der Küsten für die Mächtigkeit von Ebbe und Flut entscheidend.

Welche Regionen stehen im Fokus?

Recht spektakulär wird die heutige Flut an der Nordwestküste Frankreichs sein. Ein bekanntes Reiseziel ist die Klosterinsel Mont Saint-Michel in der Normandie. Dort wird ein Tidenhub von ca. 14,5 Metern erwartet. Aber auch in Teilen Großbritanniens, an der Atlantikküste Kanadas sowie an einigen australischen Küstenabschnitten wird eine Springflut prognostiziert. Der wohl auffälligste Tidenhub mit bis zu 16 Metern soll sich in der Bay of Fundy an der kanadischen Atlantikküste einstellen, zwischen den kanadischen Provinzen New Brunswick und Nova Scotia. Ein ähnlich hoher Wert könnte in der Ungava Bay in der kanadischen Arktis erreicht werden. In Großbritannien ist der Kanal von Bristol mit einem Anstieg von 14 Metern durchaus erwähnenswert und im Pazifik steht der Penschinabusen des Ochotskischen Meeres mit knapp 13 Metern im Fokus der Meeresforscher. Die nächste "Jahrhundertflut" ist dann erst wieder in 18 Jahren zu bestaunen, am 3. März 2033.