Update: Schneechaos im Nordosten der USA

Mehrere Menschen sterben durch heftigen Wintereinbruch im Nordosten der Vereinigten Staaten.

Nach offiziellen Angaben haben die jüngsten Schneefälle mindestens sieben Todesopfer gefordert. Ganze Gemeinden waren zeitweise von der Außenwelt abgeschnitten. Bleibt die Lage dramatisch?

Im Nordosten der Vereinigten Staaten sind in dieser Woche heftige Schneefälle niedergegangen und in den betroffenen Regionen wird heute neuer Schnee erwartet. Besonders hart getroffen hat es am Dienstag und Mittwoch die Region um Buffalo. Dort begünstigten Lage, Temperatur, Feuchtigkeit und Wind extreme Niederschlagsmengen. Arktische Luft konnte in den letzten Tagen ungehindert über Kanada bis weit nach Süden vordringen. Diese Luft strömte über die relativ warmen Großen Seen hinweg und löste nachfolgend starke Schneefälle in Teilen von New York, Pennsylvania, Ohio, Michigan und Wisconsin aus. Der Schnee verteilte sich dabei nicht einheitlich. Durch böigen Wind türmten sich stellenweise riesige Schneeverwehungen auf. An einigen Häusern im Bereich der größten Niederschlagsmengen konnte sich der Schnee bis zur Dachkante anhäufen. Ferner waren ganze Autobahnabschnitte über mehr als 24 Stunden unpassierbar. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn bis Mittwochabend sind im nördlichen Teil des Bundesstaats New York 30 bis 180 Zentimeter Schnee gefallen. Der Gouverneur von New York rief in einigen Landkreisen den Notstand aus, so dass Truppen der Nationalgarde ausrücken konnten. Diese mussten mit schwerem Gerät sogar die großen Schneeräumfahrzeuge befreien.

Heute werden weitere Schneefälle in der Region der Großen Seen erwartet, dabei werden wahrscheinlich nicht ganz so hohe Mengen wie noch am Dienstag und Mittwoch erreicht. Dennoch könnten in den bereits betroffenen Gebieten weitere 10 bis 60 Zentimeter Schnee fallen. Derartige Winterstürme sind in der zweiten Novemberhälfte ungewöhnlich. Vergleichbare Wetterlagen stellen sich eher im Hochwinter ein. So gab es in den letzten 50 Jahren vor allem im Januar heftige Schneestürme, beispielsweise in den Jahren 1976, 1977 oder 1997. Erst am kommenden Wochenende wird es im Nordosten der USA einen deutlichen Temperaturanstieg und somit Tauwetter geben. Bis dahin bleibt die Lage angespannt und schon im Laufe der nächsten Woche könnte ein neuer arktischer Kaltluftvorstoß wieder für Schlagzeilen sorgen.

 

Wie kam es zu dieser Wetterlage?

Entscheidend ist die Lage und Ausrichtung des sogenannten Jetstreams (ein Starkwindband in der Höhe). Dieses Windband begünstigte den aktuellen Kaltlufteinbruch und kann als gestört bezeichnet werden. Der Jetstream mäandriert stark, zeigt demnach markante Auslenkungen nach Nord und Süd. Dies wiederum kann extreme Wetterlagen hervorrufen, wobei sehr warme Luft ungewöhnlich weit nach Norden und sehr kalte Luft weit nach Süden vordringen kann. Wahrscheinlich ist ein Ereignis vor etwa zwei Wochen mitverantwortlich für das derzeitige Muster der Höhenströmung. Westlich von Alaska wurde das kräftigste außertropische Tief seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. Selbiges löste eine Art Domino-Effekt aus. Doch letztendlich bleibt dies eine Theorie, denn seit etwa 15 Jahren werden immer mal wieder auffällige bzw. gestörte Muster des Jetstreams über der Nordhemisphäre beobachtet.