Berlin-Marathon 2014

Wie wird das Wetter zum größten Marathon Deutschlands? Welches Wetter braucht ein Läufer?

Am Sonntag um 08:45 Uhr startet mit dem Berlin-Marathon wieder der größte Marathon Deutschlands. Seit über zehn Jahren wurde der Weltrekord im Marathon der Männer dabei nur dort erzielt. Wie ist es in diesem Jahr um das Wetter für die 40.000 Läufer bestellt? Und welches Wetter ist ideal für die schnellste Laufzeit?

Berlin-Marathon 2014 ohne Regen

Eine gute Nachricht vorweg: Läufer und Zuschauer können sich über trockenes und auch überwiegend freundliches Wetter am Sonntag in Berlin freuen. Die Ursache hierfür haben wir bereits in den gestrigen News angedeutet: Das Hoch Kieron wird bis dahin auch den Nordosten Deutschlands beeinflussen und mit Zentrum über Südosteuropa auch Wetterbesserung für den Berliner Raum bringen (Abb. 2). Feuchtefelder von Tiefdruckgebieten über Nordeuropa dürften dabei meist nördlich an der Hauptstadt vorbeiziehen und höchstens vorübergehend für schattige Momente sorgen.

Das beste Wetter für den Marathon?

Doch bevor wir jetzt weiter über "gutes" oder "schlechtes" Wetter für den Marathon schreiben, sollten wir erst einmal klären, was überhaupt ideale Bedingungen sind. Die Zuschauer werden zufrieden sein: Zum Startschuss um 08:45 Uhr wird die Temperatur um 11 Grad liegen, am Nachmittag dann beim Zielschluss um 15 Uhr wird sie bis auf rund 20 Grad steigen bei viel Sonne und nur wenigen Wolken (Abb. 3).

Die Frage ist aber: Bei welchem Wetter ist die Läuferleistung am höchsten? Glücklicherweise gibt es zu dieser Frage eine wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 2007, die sich erstmals dieser Frage gewidmet hat (http://www.medscape.com/viewarticle/555022_1Impact of Weather on Marathon Running Performance, Matthew R. Ely, Samuel N. Cheuvront, William O. Roberts, Scott J. Montain, Med Sci Sports Exerc. 2007;39(3):487-493).

Die Wissenschaftler verglichen Daten von hunderten von Marathonläufern mit denen entsprechend zum Zeitpunkt der Marathons gemessenen Wetterdaten. Als Messgröße diente der so genannte WBGT (Wet Bulb Globe Temperature)-Index, der neben der Lufttemperatur die Sonneneinstrahlung, die Luftfeuchte und die Windgeschwindigkeit berücksichtigt.

Das Ergebnis: je mehr die WBGT steigt, desto schneller ist der Leistungsverlust. Bei einer WBGT zwischen 5,1 und 10 Grad sind die besten Marathonläufer im Schnitt 1,7% langsamer als der Marathon-Rekord. Liegt sie zwischen 10,1 und 15 Grad, so sind die Spitzenläufer schon durchschnittlich 2,5% langsamer. Die Abhängigkeit ist allerdings bei diesen Spitzenläufern deutlich schwächer als bei den hinteren Plätzen des Laufs, sprich: für Marathon-Amateure ist der Wettereinfluss deutlich stärker zu sehen als bei trainierten Profisportlern.

Die Idealbedingungen für einen Marathon bei 50% relativer Luftfeuchte liegen um 5 Grad.

Wie setzt sich die WBGT zusammen?

Der WBGT-Index wurde in den 50er Jahren für Trainings-Einheiten der U.S. Marines eingeführt, da in den Trainingsregionen die hohe Luftfeuchtigeit mit berücksichtigt werden musste. Er setzt sich aus der Black Globe Temperature ("schwarze Kugel Temperatur"), der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit (Taupunkt) zusammen.

Neu ist hier vor allem die Black Globe Temperature, sie wird im Inneren einer schwarzen Kugel gemessen, um den Einfluss der Sonneneinstrahlung zu berücksichtigen. Vereinfacht setzt sich die WBGT aus Lufttemperatur und -feuchtigkeit zusammen: bei 50% relativer Luftfeuchte entspricht die WBGT etwa der Lufttemperatur, in trockenerer Luft ist sie niedriger, in feuchterer höher.

Wie ideal ist das Wetter zum Berlin-Marathon 2014?

In den Abb. 4 und 5 sind die genaueren Prognosen aus der WeatherPro App für die Zeitpunkte um 9 und um 14 Uhr zu sehen. Dort ist mit den obigen Erkenntnissen zu sehen: Ideal sind die Bedingungen nicht, allerdings auch nicht sehr weit davon entfernt: Zum Start liegt die WBGT zwischen 10 und 15 Grad, bei Starttemperaturen um 11 Grad und recht hoher relativer Luftfeuchtigkeit liegt die WBGT etwas über dieser Lufttemperatur. Zum Ende hin verschlechtern sich bei sinkender relativer Feuchte (= Tagesgang), Sonnenschein und Temperaturen um 19 Grad die Bedingungen für die Läufer etwas. Dies werden, wie oben bereits beschrieben, besonders die Hobbysportler spüren. Für die Favoriten ist also durchaus die Chance gegeben, einen neuen Weltrekord zu laufen.

Die vielen Zuschauer (im Jahr 2013 rund eine Million) können sich jedenfalls an der Läuferstrecker über sehr angenehmes und trockenes Wetter in der wärmenden Herbstsonne freuen, die das bunte Ereignis in bestem Licht erscheinen lassen wird.