Video aus dem Tornado

Im Internet kursieren diese Tornado-Videos, die am 30.08. am Jadebusen aufgenommen wurden:

Selten sieht man Videos von Tornados, die aus unmittelbarer Nähe aufgenommen wurden, erst recht nicht oft aus Deutschland. Dieses ist auch sinnvoll, da der Aufenthalt viel zu gefährlich ist. Dennoch kursiert zurzeit im Internet eines, das vergangene Woche, am 30.08.2014, bei Eckwarderhörne bei Wilhelmshaven aufgenommen wurde:

Tornado-Video aus nächster Nähe

Das Video zeigt den vorbeiziehenden, sichtbaren Trichter des kleinräumigen Wirbelsturms. Die Entfernung bis dorthin dürfte etwa zehn Meter betragen haben. Man sieht aber auch, dass die gefährlichsten Winde meist außerhalb des sichtbaren Schlauchs auftreten. Wir müssen dringend darauf hinweisen, dass für den Filmer bei der Aufnahme höchste Gefahr bestand, es ist nicht zur Nachahmung empfohlen!

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Durchaus hätten herausgerissene, größere Äste oder andere Gegenstände mit Geschwindigkeiten von teils deutlich über 100 Stundenkilometern den Beobachter treffen und lebensgefährlich verletzen können. Sollten Sie also das seltene "Glück" haben, einen Tornado zu erblicken, so denken Sie an den Leitsatz, der unter Sturmjägern (Stormchasern) gilt: "Ein guter Stormchaser wird nicht nass!" Das bedeutet, er beobachtet die Ereignisse lieber aus guter Entfernung, aus der beim Filmen ohnehin ein besserer Blick besteht. Dies sieht man auch an dem folgenden Video, das den gleichen Tornado aus größerer Distanz zeigt:

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Wie konnte der Tornado entstehen?

Die Grundvoraussetzung für die Entstehung von insbesondere Wasserhosen, also Tornados über dem Meer als auch für entsprechende Wirbel in Küstennähe sind nach warmer Vorwitterung im Herbst besonders günstig. Ursache sind die noch hohen Temperaturen der Wasseroberfläche von Nord- und Ostsee, die sich seit dem zu warmen Frühling und oft zu warmen Sommer frühzeitig erwärmen konnte. Damit besteht durch Wärme und Feuchtigkeit bereits ein respektables Energiereservoir zur Verfügung.

Zieht dann noch in der Höhe kältere Luft über die Nordsee hinweg, so ergibt sich ein großer Temperaturunterschied zwischen Oberfläche und höherer Atmosphäre, wodurch die Luft leicht aufsteigen kann. Wichtiger Aspekt für die Bildung von Tornados ist neben Wärme und Feuchtigkeit vor allem die Windscherung, also die Windänderung mit der Höhe.

Wird die Luft verstärkt zum Aufsteigen gezwungen und weht dann weiter oben auch noch der Wind aus einer anderen Richtung, so gerät die Luftsäule in Rotation, es entsteht ein Luftwirbel, der im Falle eines Tornados bis zur Erdoberfläche reicht. Sichtbar ist dann das kondensierte Wasser in dieser Säule in Form der berühmten Trichterwolke. Wie aber oben bereits angedeutet, muss für einen Tornado der Wirbel nicht bis zum Boden sichtbar sein, entscheidend ist der Luftwirbel selbst.

Konkret sorgte in diesem Fall ein Teiltief des Tiefdrucksystems "Angelika" für die entsprechenden Zutaten. Wie wir in Abb. 2 sehen, zogen von Nordosten her Tiefausläufer heran, dabei entstanden über der Nordsee und der Küste einige, teils kräftige Schauer- und Gewitterzellen. Die entscheidende, den Tornado produzierende Zelle entstand über dem Jadebusen und zog dann unter Verstärkung um kurz vor 20 Uhr auch über den Jadebusen und auch Eckwarderhörne hinweg (markiert in Abb. 3).

Eine Aufstellung aktueller Tornados und Tornado-Verdachtsfälle finden Sie in der Tornadoliste Deutschland von Kollege Thomas Sävert.