Unwetter in Europa
Die Temperaturverteilung in Europa ist derzeit sehr ungewöhnlich: Während zum Beispiel auf Sizilien nur 20°C erreicht wurden, war es im Süden Finnlands bis 31°C heiß. Am Rand dieser "Hitzezone" über Osteuropa kam es dabei auch bereits zu schweren Gewittern mit bis zu 8 cm großen Hagelsteinen. Eine ähnliche Lage bahnt sich jetzt für Westeuropa an und könnte in Folge auch Deutschland betreffen.
Hitze und Unwetter in Osteuropa
Das teils hochsommerliche Wetter, das sich bei uns nun in Deutschland einstellt, ist schon seit Tagen in Russland und dem Süden Finnlands zu Hause. Ursache ist ein Hochdruckgebiet, das angefüllt ist mit warmer Luft. Diese Warmluft wurde zuvor von einem Tief über dem Mittelmeer auf seiner Vorderseite dorthin befördert, und die Sonne tut nun ihr Übriges, die Luft weiter aufzuheizen. So wurden gestern aus dem russischen Holm und Demjansk Höchsttemperaturen von 34°C gemeldet (Abb. 1).
Während dort meist sonniges Hochsommerwetter herrschte, sorgte eine Tiefdruckrinne an der Westflanke dieses Hochs dafür, dass sich zwischen Finnland, Weißrussland bis zur Ukraine teils kräftige Gewitter bildeten, die bis weit in große Höhen wuchsen (Abb. 2). Insbesondere in Weißrussland kam es dabei am Sonntag und Montag zu so genannten Superzellen, wobei örtlich Hagelkörner mit einer Größe bis zu 8 cm zu Boden fielen. Das folgende Video stammt vom Sonntag aus einem Dorf im Norden Weißrusslands:
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Gestern fielen ähnlich große Hagelsteine auf die weißrussische Hauptstadt Minsk, dazu kamen sehr starke Fallwinde. Auf Facebook sind Fotos dieses großen Hagels zu sehen.
So kam es zu dem großen Hagel
Ursache für die Unwetterlage, die auch heute noch im Osten Europas bestehen bleibt, ist zum einen das Energieangebot, das von der sehr warmen Luft herrührt, die zudem am Rande der Tiefs mit Feuchtigkeit versorgt werden. Viel wichtiger aber für Gewitter, die auch gefährliche Fallböen und großen Hagel produzieren, ist die Windscherung, die Änderung des Windes mit der Höhe. Sie war und ist am Westrand des Russland-Hochs nach wie vor recht hoch (Abb. 3).
So kann eine aufsteigende Luftsäule in Rotation geraden, so dass Auf- und Abwindbereich in einem Gewitter gut getrennt werden. Dabei wird ein Hagelkorn wie in einem Paternoster immer wieder nach oben geschleudert und fällt am Rand wieder herab, wobei sich weiteres Eis anlagert. Irgendwann ist das Gewicht zu groß, und das Hagelkorn fällt zu Boden. Auch Tornados können bei solchen Gewittern entstehen.
Gefahr jetzt für Westeuropa und Deutschland
Ganz ähnlich ist die Lage, die nun über Westeuropa entsteht, wobei sich im Verlauf die Unwettergefahr langsam ostwärts verlagert. So besteht bereits morgen über Frankreich ein sehr hohes Unwetterpotenzial mit hoher potenzieller Energie und einer ähnlich starken Windscherung (Abb. 4 und 5). Dementsprechend muss dort auch vor Gewittern mit großem Hagel, Starkregen und schweren Sturmböen oder mehr gerechnet werden. Auch in den äußersten Westen Deutschlands könnten morgen Abend bereits vereinzelt kräftige Gewitter ziehen, die über Frankreich oder den Benelux-Ländern entstehen.
Dementsprechend sollten man ab morgen und bis in den Samstag hinein (von West nach Ost) die Warnungen unserer Unwetterzentrale genau verfolgen.