Droht wieder Hochwasser?
Fast genau ein Jahr ist das katastrophale Elbehochwasser nun her und über Südosteuropa bahnt sich derzeit eine ähnliche Wetterlage an. Insbesondere von Norditalien über dem Balkan bis hin nach Polen und Tschechien sind enorme Niederschlagsmengen bis teilweise 200 l/qm möglich.
Enorme Regengüsse am Alpenrand, Balkan und Karpaten
Ursache für die kräftigen Niederschläge ist ein sogenanntes Genuatief. Die Entstehung eines solchen Tiefdruckgebietes rührt daher, dass aktuell kühle Meeresluft Richtung Alpen strömt und die Alpen für die vordringenden Luftmassen ein Hindernis darstellen, werden sie über- bzw. umströmt. Beim Umströmen bildet sich ein Wirbel - ein neues Tiefdruckgebiet entsteht und da dieses geographisch bedingt im Golf von Genua stattfindet, nennt man es Genuatief. Dieses Tiefdruckgebiet schiebt relativ warme und sehr feuchte Luftmassen nach Norden bzw. Nordosten. Somit werden von Polen über Tschechien, Österreich, Norditalien und der Dalmatinischen Küste kräftige Regengüsse erwartet.
Nach ersten Abschätzungen sind bis Ende der Woche häufig 50 bis 100 l/qm, im Stau der Berge teilweise sogar 150 bis 200 l/qm möglich (Abb. 1). Deutschland bekommt dabei höchstens einen Streifschuss ab, der äußerste Osten (Lausitz, Erzgebirge, Ostbayern) wird von dem Niederschlagsgebiet tangiert.
Unterschied zum Jahrhunderhochwasser 2013
Gerade in den Quell- und Einzugsbereichen der großen Flüsse Elbe, Rhein, Donau, Neiße und Oder werden in den nächsten Tagen stark ansteigende Pegel erwartet. Allerdings ist die Hochwassergefahr nicht so hoch wie im vergangenen Jahr, denn einige Faktoren wirken dem entgegen.
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- Wetterlage zwar ähnlich, aber ein wenig anders: Im Gegensatz zum Hochwasserereignis 2013 ist diesmal nur zeitweise bzw. erst etwas später warme Mittelmeerluft im Spiel. Gerade diese ist hauptverantwortlich für schwere Hochwasserereignisse, denn diese drückt die Schneefallgrenze häufig rauf bis auf Kammniveau - es kommt zu extremes Tauen. Diesmal ist die Schneefallgrenze deutlich tiefer, etwa zwischen 200 und 1500m, örtlich sogar noch tiefer, so dass viel Wasser in Form von Schnee gespeichert wird und erst bei Tauwetter mit Verzögerung an die Flüsse abgegeben wird.
- Voraussetzungen sind in diesem Jahr anders: Aufgrund des milden Winters ist insbesondere auf der Nordseite der Alpen sowie in Osteuropa nur besonders viel Schnee gefallen und dieser ist auch zum größten Teil schon abgetaut und angeflossen. Im letzten Jahr brachte der extrem kalte März recht spät viel Neuschnee, der zusätzlich zu den Niederschlägen als Tauwasser in die Flüsse kam. Zudem war der Frühjahr 2014 bisher recht trocken, die Monate März und April brachten in Mitteleuropa unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen, so dass viele Flusspegel sehr niedrig waren bzw. noch sind.
Fazit: Die Wetterlage ist selten und bringt für den Osten und Südosten Europa heftige Niederschläge, dabei werden auch unsere Flusspegel ansteigen, doch ein Jahrhunderthochwasser wie im vergangenen Jahr droht aus derzeitiger Sicht nicht.