Was bedeutet "örtlich"?
Oft hören oder lesen wir im Wetterbericht von "örtlichen Schauern" oder "lokalen Gewittern" - was das bedeutet, konnte man am gestrigen Mittwoch besonders gut erfahren. Beispielsweise werden die Berliner das Wetter ganz unterschiedlich empfunden haben, je nachdem, in welchem Stadtteil sie sich aufhielten:
Berlin am Mittwoch: Hier überflutete Straßen, dort trocken
Wenn in der Wettervorhersage von "wechselnd bewölkt und örtlich Gewitter" die Rede ist, so erwarten wohl die meisten, von einem Regenguss getroffen zu werden. So lautete die Prognose gestern auch für viele Regionen in Deutschlands, und es zeigte sich, wie berechtigt diese Formulierung war. Teilweise gab es innerhalb einer Stadt große Unterschiede bei der Niederschlagsmenge. Das wohl beeindruckendste Beispiel des gestrigen Tages ist dabei Berlin:
Schaut man sich dabei nur die Meldungen der gestrigen Niederschlagssummen der Wetterstationen aus dem DWD- und MeteoGroup Messnetz an, so ist nichts Dramatisches zu entdecken: Die höchste Regensumme wurde demnach an der MeteoGroup-Station Berlin-Kreuzberg gemeldet mit 7 Litern pro Quadratmeter in 24 Stunden, vor allem in den östlichen Bezirken bleib es sogar den ganzen Tag trocken (Abb. 2). Dies würde also lediglich auf einen etwas kräftigeren Schauer bzw. ein kräftigeres Gewitter hindeuten, nicht aber auf ein Unwetter. Das folgende Video aus dem Berliner Bezirk Reinickendorf zeigt jedoch ein ganz anderes Bild:
###YOUTUBE###
Wie dort zu sehen, kam es zu Überflutungen und zu deutlichen Behinderungen im Straßenverkehr, die Berliner Feuerwehr musste ausrücken, weil unter anderem der Keller des Naturkundemuseums vollgelaufen war. War man jedoch in anderen Regionen der Hauptstadt unterwegs, so bekam man außer imposanten Wolkentürmen am Himmel nur wenig davon mit.
Den Regenmengen auf der Spur
Hier zeigt sich, wie hilfreich es ist, wenn man zu den Stationsmeldungen auch die Daten der Niederschlagsradare hinzunimmt, wie in Abb. 3 geschehen. Und dort sehen wir auch schon die Ursache: Um 16 Uhr befanden sich zwei sehr kleinräumige, eben lokale Gewitter in der Region, eines nordwestlich von Berlin, das andere mit dem Niederschlagsschwerpunkt über den Bezirken Reinickendorf und Mitte. Nehmen wir also zu den Messpunkten noch die Radardaten hinzu, so ergibt sich eine Karte der Niederschlagssumme, die im Login-Bereich der Unwetterzentrale abgerufen werden kann und die in Abb. 4 zu sehen ist. Mit diesen Radardaten können wir abschätzen, dass lokal in kurzer Zeit um 30 Liter pro Quadratmeter im Zentrum des Gewitters niedergeprasselt sind, das entspricht etwa 75% der mittleren Monatssumme im April in Berlin.
Hilft: Beim Wetterbericht gut hinhören
Zuvor zeigte sich im Nordwesten Hamburgs ein ähnliches Bild, der lokale Schauer über dem Bezirk Altona (Abb. 5) wurde sogar von keiner der Wetterstationen im Stadtgebiet registriert, und auch in anderen Regionen Deutschlands gab es große Unterschiede auf engem Raum (Abb. 6). Fazit: Es lohnt sich also: auf Begriffe wie "örtlich", "gebietsweise" oder "verbreitet" zu achten, denn sie beschreiben die räumliche Verbreitung der Wetterereignisse. Und es zeigt sich auch, dass eine ortsgenaue Unwetterwarnung bei lokalen Gewittern nur zeitnah möglich ist. Auch heute und morgen sind Schauer und Gewitter noch örtliche Phänomene.