Starkregen und Tornadoverdacht
Wie wir gestern bereits in unseren Wetter News beschrieben haben, ist die aktuelle Wetterlage über Deutschland unwetterträchtig. Dabei kann es an einem Ort trocken sein, ein paar Kilometer weiter werden Straßen überschwemmt. Bei München könnte es am Dienstag zu einem Tornado gekommen sein.
Vollgelaufene Keller in Schleswig-Holstein
Insbesondere, wenn man am Dienstagnachmittag und -abend die A7 entlang durch Schleswig-Holstein gefahren ist, dürfte man bemerkt haben, wie intensiv bereits die teils gewittrigen Regengüsse sein können, die sich zurzeit über Deutschland entwickeln. Zeitweise fiel so viel Regen auf engem Raum, dass in dieser Region in der Nähe der Autobahn Straßen überflutet wurden oder kurzzeitig auch von Schlamm befreit werden mussten.
Schwerpunkt war der westliche Kreis Segeberg von Henstedt-Ulzburg bis nach Bad Bramstedt (Abb. 2), wo die Feuerwehr laut lokalen Medienangaben in weniger als drei Stunden 70 Mal ausrücken musste, vor allem um vollgelaufene Keller abzupumpen. Im Netz ist ein kurzes Amateurvideo zu finden, das die Regenmengen dokumentiert:
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In Abb. 3 sehen wir die Niederschlagssummenkarte unserer Unwetterzentrale. Sie zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Niederschlagsmengen auf engem Raum ausfallen können. Ein gleiches Bild zeigt das Radar - so meldete die Wetterstation Sprenge zwischen 8 und 20 Uhr eine Niederschlagssumme von immerhin 29 Litern auf den Quadratmeter, während im wenige Kilometer entfernten Hamburg in der gleichen Zeit nur 2,7 L/qm (auf der Veddel) gemessen wurden - in Hamburg-Neuwiedenthal sogar unwesentliche 0,7 L/qm.
Tornadoverdacht bei München
Ein ebenso kleinräumiges Phänomen trat am gestrigen Dienstag gegen 16 Uhr in Zorneding östlich von München auf. Wir sehen in der Abb. 4 auf dem Radarbild ein ebenso kleinräumiges wie intensives Gewitter. Ab seinem Rand wurde dabei eine Trichterwolke beobachtet und durch reichlich Bildmaterial dokumentiert.
Eine Trichterwolke zeigt an, dass dort ein Luftwirbel existiert. Durch Kondensation der Wassertröpfchen wird dieser Wirbel dabei sichtbar. Unklar ist dabei jedoch, ob sich dieser Wirbel auch bis zum Boden durchgesetzt hat - in dem Fall wäre dann von einem Tornado die Rede. Ob es sich tatsächlich um einen solchen gehandelt hat, ist jedoch aus den Fotos selbst nicht zu erkennen. Erst durch entsprechende Schadensberichte ließe sich ein solcher Tornadoverdacht erhärten, diese liegen jedoch nach aktuellem Stand nicht vor.
Große Unterschiede auf engem Raum
Diese Problematik in der Vorhersage von kräftigen Schauern und Gewittern wird uns auch heute und in den kommenden Tagen weiter beschäftigen. Grund ist unsere Position quasi im "Niemandsland" zwischen Hoch "Quinlan" über Skandinavien und einer Tiefdruckzone, die sich vom Atlantik über Mitteleuropa bis in das Mittelmeer und Tunesien erstreckt.
Wer sich dabei die Wetterlage in Abb. 5 genauer ansieht, wird feststellen, dass sich über Deutschland kaum Isobaren, also Linien gleichen Luftdrucks, finden lassen. Das bedeutet, dass wir uns im Bereich äußerst geringer Luftdruckunterschiede befinden. Allerdings ist die Luft in den unteren Schichten recht feucht und warm, in der Höhe allerdings recht kalt. So können sich Schauer und Gewitter bilden, die dann nur sehr langsam ziehen. Es ist also auch heute weiterhin möglich, dass auf engem Raum wieder Starkregen und Hagel entstehen kann, während einige Kilometer weiter nur unwesentliche oder gar keine Regenmengen auftreten können.
Schwerpunkt der Gewittertätigkeit wird dabei weiterhin der Nordosten und im Tagesverlauf der äußerste Westen Deutschlands sein, da dort die Luft in Bodennähe zusammenströmt und die Aufwärtsbewegung der Luft unterstützt (markiert durch die fett gezeichneten Konvergenzlinien in Abb. 5). Ansonsten entstehen vor allem in Gebirgsnähe lokale Schauer oder Gewitter. Unsere Unwetterzentrale informiert dabei zeitnah, ob für den jeweiligen Postleitzahlenbereich Gefahr besteht, Unwetterwarnungen werden auch per WeatherPro ausgegeben.