Selbst vorhersagen

Andreas Neuen zeigt, wie man mit Regenbogen, Spinnen und sogar Gullys das Wetter selbst vorhersagen kann:

Es gibt verschiedene Wetterereignisse, bei denen sich das Wetter für die nächsten 12 bis 36 Stunden deuten lässt, aber auch einige Situationen in der Natur, die auf einen Wetterwechsel hindeuten.

Kollege Andreas Neuen bringt außer seinem meteorologischen Wissen auch die Erfahrung aus 15 Jahren Garten- und Landschaftsbau mit, und fasst in den heutigen News diverse Signale am Himmel und aus der Natur zusammen, anhand deren jeder oft das Wetter in der näheren Zukunft vorhersagen kann. Hier seine Zusammenfassung:

"Fangen wir mit den meteorologischen Hinweisen an:

1. Regenbogen:

Regenbogen morgens am Westhimmel bedeutet für den laufenden Tag wechselhaftes Wetter, man ist auf der Rückseite einer Kaltfront oder in kalter Höhenluft, und es werden tagsüber verbreitet teils kräftige Schauer oder Gewitter auftreten.

Üblicherweise sieht man die meisten Regenbögen im Frühling oder Herbst, da die Sonne dann im perfekten Winkel den ganzen Tag steht. Im Sommer sind Regenbögen wirklich nur morgens oder auch abends zu sehen, da tagsüber die Sonne zu steil steht. Im Winter sind Regenbögen ebenfalls seltener, denn um bei der tief stehenden Sonne überhaupt mal Sonnenschein zu haben, bedarf es schon wenigstens einem Bedeckungsgrad von etwa 50%, damit sie überhaupt flach einfallen kann unter einen Schauer.

Regenbogen am Osthimmel abends bedeutet aber meistens, dass man schon hinter der Kaltfront liegt, der Himmel nachts meist aufklart und sich am nächsten Tag zumindest meistens trockenes Wetter eines Zwischenhochs einstellt. Das passt auch vielfach, aber eben nicht immer.

Regenbogen um die Sonne (Halo) deutet auf Cirrostratus (hohe, dünne Schleierwolken, die den Himmel bedecken) hin, der aus Südwesten oder Westen her meistens in 24 Stunden Wetterverschlechterung bringt.

2. Abendrot:

Abendrot bedeutet überwiegend schönes Wetter. ABER: Abendrot mit mächtigen Quellwolken bedeutet eben für den nächsten Tag wechselhaftes Wetter mit Schauern oder Gewittern. Dies geschieht häufig im Sommer, wenn nach sehr warmen Tagen der Himmel abends glutrot erscheint, aber im Westen dazu eben schon mächtige Quellwolken stehen, die einen Wetterwechsel ankündigen.

Morgenrot bringt hingegen meist schlechtes Wetter im Laufe der nächsten 12 Stunden, da die tief stehende Sonne von Westen oder Südwesten aufziehende höhere Bewölkung von unten anstrahlt, die eh meistens Anzeichen eines Frontensystems sind.

3. Wind:

Wind ist auch eine kleine Sicherheit für bevorstehendes Wetter. Allerdings braucht es dazu auch ein paar mittelhohe oder hohe Wolken am Himmel: 

Man stellt sich dann so hin, dass einem auf freier Fläche der Wind in den Rücken weht. Links von einem ist dann das Tief, rechts von einem das Hoch. Nun Kopf hoch und schauen, woher die hohen Wolken kommen (Höhenströmung). Kommen sie mehr von links, verschlechtert sich das Wetter, kommen sie mehr von rechts, bleibt das Wetter schön oder es wird schöner.

4. Natur:

Spinnen sind wahrlich interessante Tiere. Regnet es schon lang andauernd und ist es schon den ganze Tag trüb, gibt es bei den Spinnen ein nahezu sicheres Anzeichen für schönes Wetter. Wenn Spinnen im Dauerregen anfangen ihre Netze neu zu weben, so hört der Regen meist innerhalb der nächsten 3 Stunden auf und es folgt zumindest für ein bis drei Tage trockenes und auch meist wärmeres Wetter. Die Ursache hierfür ist nicht ganz klar, aber es kann vermutet werden, dass die Spinnen hier auf Veränderungen des Luftdrucks reagieren. Wenn im Herbst die dicken Kellerspinnen ins Haus kommen, so gibt es meist innerhalb von 7 Tagen den ersten Frost.

Das Wetter kann man aber auch in der Stadt vorhersagen. Stinkende Gullys können einem auch das Wetter deuten. Jeder von uns ist schon mal an windschwachen Tagen durch die Stadt gelaufen und hat gemerkt, dass gelegentlich die Gullys sehr stinken als sonst. Meistens tritt das abends oder morgens auf, da der Wind in der Regel dann am schwächsten ist und dann meist ganze Straßenzüge nach Abwasser "stinken".

Dabei gibt es eine ganz einfache Erklärung für stinkende Gullys: Luftdruck gleicht sich immer und überall aus. Auch in der Kanalisation herrscht gleicher Luftdruck wie auf der Straße darüber. Sinkt der Luftdruck auf der Straße aber schnell ab in wenigen Stunden, so strömt der noch höhere Luftdruck durch die Gullys auf die Straße, um den Ausgleich zu schaffen und nimmt dabei den Gestank von unten mit. Die Folge ist Regen in den nächsten 12 Stunden. Mich hat meine Oma vor über 30 Jahren darauf gebracht. "Die Gullys stinken, es gibt Regen" .... und sie hatte fast immer recht. Damals gab es auch keine Siphons an Waschbecken wie heute und so stank manchmal die ganze Wohnung.

KEIN Anzeichen auf Witterung über Wochen und Monate sind aber stark tragende Bäume mit Eicheln und Nüssen, die einen harten Winter deuten. Dies zeigt einfach nur, dass es im Frühjahr warm war, zur Blüte jede Menge Insekten da waren und es danach keine Fröste mehr gab.

Auch ist ein milder Winter KEIN Anzeichen dafür, dass es eine Wespen- und Mückenplage gibt.

Im Winter 2012/2013 war es bis Ende März frostig und kalt, dabei hatten wir im Sommer 2013 so viele Wespen wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Es stört Wespen und Mücken nicht, wenn es frostig und lange kalt ist. Sie überwintern einfach in Kellern, Scheunen und auf Dachböden weiter, notfalls bis in den April.

Besser ist es, wenn Winter und Frühjahr sehr mild sind. Dann erwachen die Insekten früher, fliegen wie dieses Jahr schon im Februar umher und verhungern, wegen Nahrungsmangel. Dieses Jahr sollten wir eigentlich von einer Wespen- und Mückenplage wohl verschont bleiben."