18.03.1925: Der Tri-State-Tornado
Den 18. März 1925, heute vor 89 Jahren, werden wohl viele Amerikaner der US-Bundesstaaten auch heute nicht vergessen haben. Damals tobte einer der ungewöhnlichsten Tornados über den Süden dreier Bundesstaaten hinweg und hinterließ Schäden, die zuvor und auch danach nie mehr registriert wurden.
Für viele, die an diesem Tag im Süden der US-Bundesstaaten Missouri, Illinois oder Indiana aufstanden, begann der Tag sehr freundlich und recht warm. Um die Mittagszeit wurden dabei Temperaturen von 15 bis 20°C erreicht. Doch plötzlich wurde der Himmel dunkler und dunkler.
Verheerende Schäden
Um 13:01 Uhr erreichte dann ein gigantischer Luftwirbel nordwestlich der Stadt Ellington im Süden Missouris den Boden. Was danach kam, ist bis heute in der Wetterhistorie einzigartig: Dieser eine Tornado raste in den folgenden gut vier Stunden nordostwärts in den Süden des Staates Illinois, überquerte ihn und zog sogar noch weiter in den Südwesten von Indiana, weswegen er auch Tri-State-Tornado (drei-Staaten-Tornado) genannt wird. Um 16:30 Uhr löste er sich dann südwestlich von Petersburg, Indiana auf.
Auf dieser über 350 km langen Strecke, die in dieser Zeit zurückgelegt wurde, gab es verheerende Schäden: Insgesamt ließen 695 Menschen durch diesen einzelnen Tornado ihr Leben, damit ist er bis heute der tödlichste Tornado der U.S.-Geschichte, viele von ihnen Farmer und Schüler. 2.027 Menschen wurden verletzt. Mehrere weitere traurige Rekorde wurden dabei erreicht, zum Beispiel die höchste Zahl an Toten in einer einzelnen Stadt mit 234 Opfern in Murphysboro, Illinois. Neun Schulen wurden zerstört, dabei 69 Schüler getötet, auch dies ist zuvor und danach nie durch einen einzelnen Tornado geschehen. Die geschätzte Schadenssumme liegt bei 16,5 Millionen US-Dollar. Angepasst an Inflation und Kaufkraft von heute entspräche das etwa 1,4 Milliarden US-Dollar. Die Bilder der Schäden sprechen dabei für sich:
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Tornado "verhüllt"
Ungewöhnlich dabei ist, dass auch so viele Farmer Opfer des Rekordtornados wurden. Gerade in alten Zeiten waren diese sehr erfahrene Wetterbeobachter und konnten bei aufziehenden Unwettern meist rechtzeitig in die oft angelegten Schutzkeller fliehen. Doch man kann davon ausgehen, dass der Tri-State-Tornado einfach nicht als solcher sichtbar war.
Er wird auf der Fujita-Skala für Tornados mit F5 geführt, der höchsten in der Natur bisher aufgetretenen Stufe. Es ist gut denkbar, dass in seinem Inneren Windgeschwindigkeiten bis 500 km/h oder sogar etwas mehr geherrscht haben, sein Durchmesser betrug zeitweise fast 2 km. Dieser große Luftwirbel war dabei eingehüllt in aufgewirbelten Staub und Trümmerteile, sodass die Menschen ihn beim Annähern weniger als die bekannte Trichterwolke, sondern eher als eine dunkle Wand wahrgenommen haben dürften.
Wetterlage
Die Wetterlage ist nur lückenhaft zu reproduzieren, da Wetteraufzeichnungen aus dieser Zeit bei weitem nicht so detailliert waren wie heute. Man kann aber annehmen, dass der Tornado auf der Vorderseite eines Tiefs entstand, auf dem warme und feuchte Luft vom Golf von Mexiko herangeführt wurde. Durch die sehr hohe Zuggeschwindigkeit des Tornados bis 117 km/h kann von sehr starken Höhenwinden ausgegangen werden. Auch eine Winddrehung mit der Höhe kann reproduziert werden, wodurch alle Zutaten für einen Tornado gegeben wären.
Eine bis heute noch nicht geklärte Frage ist, ob es wirklich nur ein Tornado war, der über die gesamte Strecke hinweg zog, oder ob es sich um eine Gewitterwolke (Superzelle) gehandelt hat, die immer wieder neue Tornados produzierte. Dann allerdings müsste der Pfad der Zerstörung zwischendurch "Lücken" gehabt haben, was allerdings nicht der Fall ist. Wahrscheinlich wird man diesen Tornadofall nie bis ins Detail aufklären können.
Es bleibt nur zu hoffen, dass Ähnliches nicht in naher Zukunft wieder passiert, was man natürlich nicht ausschließen kann. Nur niemand weiß, wann und wo das passieren wird. Die Tornadoexperten, die mit dem Fall beschäftigt sind, stufen das Ereignis mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von ein Mal in 1.000 Jahren ein. Zum Schluss noch eine ausführlichere Dokumentation in englischer Sprache:
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