Unwetter am Mittelmeer
Schon oft haben wir über das Tief Christine in den vergangenen Tagen berichtet. Während es heute bei uns für verbreitet dichten Nebel und Hochnebel vor allem im Norden und Osten Deutschlands verantwortlich ist, sorgte es am Mittelmeer für Unwetter mit Starkregen, Hagel und vereinzelt auch Tornados. Wie ist das möglich? Hier die Antwort:
Von Frankreich über Spanien nach Italien
Anhand der Unwettermeldungen der vergangenen Tage aus Europa kann man dabei gut den Weg nachvollziehen, den das Tief "Christine" genommen hat. Am Montag traten vor allem in Frankreich teils kräftige Schauer und Gewitter auf, wir berichteten am Dienstag dementsprechend in dem Zusammenhang auch von einem Tornado. Vor allem in exponierten Lagen wie an der Atlantikküste sowie auf Bergen traten dabei Windspitzen bis Orkanstärke auf. Am Montag, dem 03.03.2014 zwischen 13 und 14 Uhr meldete die Wetterstation Lège an der der Küste vorgelagerten Halbinsel Cap Ferret sogar eine Windspitze von 143 km/h, auch an der Südspitze von Korsika traten Montag und Dienstag Orkanböen auf (Abb. 2). Die Wintersportgebiete in den Pyrenäen mussten wegen des Sturms sowie kräftiger Schneefälle zeitweise sperren, und das in der dortigen Ferienzeit.
Dienstag verlagerte sich die Unwetterregion von Frankreich weiter in den zentralen Mittelmeerraum. Dies lässt sich auch gut anhand der gemeldeten Niederschlagsmengen in Abb. 3 nachvollziehen, und man konnte auch gut vom Satelliten aus die hoch reichenden Gewittertürme beobachten (Abb. 4). Insbesondere in Italien in Ferrara prasselten über 50 Liter pro Quadratmeter vom Himmel. Am Dienstagabend gab es dann Unwettermeldungen von der Adriaküste, etwas südlich von Rimini, wo es in drei Ortschaften durch heftigen Starkregen zu Überflutungen kam (Quelle, ital.). Die Temperatur in diesen Regionen lag dabei nicht viel höher als in Deutschland (Abb. 3)
Mittwoch: Unwetter auf Kreta
Die Verlagerung des Tiefs "Christine" bemerkt man dann auch an der Verlagerung der Unwettermeldungen nach Osten in Richtung Griechenland. So trat am frühen Mittwochmorgen gegen 4 Uhr MEZ im Süden der Insel Kreta ein Hagelunwetter auf. Ein paar Stunden später konnte von der Insel Rhodos aus eine Wasserhose fotografiert werden, laut Unwetterdatenbank ESWD prasselten dort in vier Stunden über 45 Liter Regen pro Quadratmeter zum Himmel, es kam zu Überschwemmungen. Auch weitere Wettermeldungen zeigen Starkregen rund um das Ionische Meer an (Abb. 6)
Was haben diese Unwetter mit unserem Nebel zu tun?
Die Ursache dieser Unwetter ist der sehr große Unterschied zwischen bis zu +18°C warmem Mittelmeerwasser und sehr kalter Höhenluft, die sich als eigenständiges, abgeschlossenes Höhentief beim Abspaltungsprozess von Tief "Christine" in den Mittelmeerraum "gerettet" hat. Dort, in gut 5 km Höhe, herrschen in seinem Bereich Temperaturen von teils unter -30°C. Dadurch wird es einem feuchten Luftpaket vom Boden her sehr leicht gemacht, bis in große Höhen in die Atmosphäre aufzusteigen. Die nach oben transportierte Energie macht sich dann eindrucksvoll in Form von mächtigen Gewitterwolken mit Hagel, Starkregen und Sturmböen bemerkbar.
Doch was hat unser Nebel damit zu tun? Über dem Mittelmeer rotiert die Luft um dieses Höhentief herum gegen den Uhrzeigersinn. Dementsprechend wird auf seiner Vorderseite sehr feuchte und warme Luft über den Balkan von Osten her nach Deutschland gebracht. Nach größeren Auflockerungen in der vergangenen Nacht wurde diese feuchte Luft soweit abgekühlt, bis sich Nebel bildet, ganz ähnlich wie nach einer warmen Dusche im heimischen Badezimmer.
Das Höhentief verlagert sich nun mit seiner Unwettergefahr weiter ostwärts (Abb. 7). Für den Start in die kommende Woche deuten einige Vorhersagemodelle Unwetterszenarien von der östlichen Türkei bis in den Irak und nach Syrien an (Abb. 8). Gleichzeitig verliert es dabei seinen Einfluss auf Deutschland und macht hierzulande Platz für traumhaftes Frühlingswetter.