Antarktis-Eis auf Rekordkurs
So groß war die von Eis bedeckte Fläche in der Antarktis selten, seitdem die Satelliten mit ihren Messungen vor 36 Jahren begonnen haben.
6,7 Millionen Quadratkilometer Eis
Dabei konnte mithilfe von Satellitenmessungen eine Fläche von 6,7 Millionen Quadratkilometer festgestellt werden, die rund um unseren Südpol von Eis bedeckt ist. Das sind über eine Million Quadratkilometer mehr, als dies im langjährigen Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 der Fall war (zur Erinnerung: Auf der Südhalbkugel herrscht aktuell noch Spätsommer).
Die Eismassen führten dementsprechend um den Jahreswechsel herum auch zu Problemen. Vielleicht erinnert der ein oder andere sich noch an das im Eis feststeckende Forschungsschiff "Akademik Shokalskiy", von dem die dort seit Weihnachten feststeckenden Wissenschaftler per Hubschrauber auf den Eisbrecher "Aurora Australis" gerettet werden mussten. Selbst der Eisbrecher "Schneedrache", der wiederum die "Akademik Shokalskiy" befreien wollte, steckte zeitweise im Eis fest:
###YOUTUBE###
Das Minimum der Eisbedeckung ist in der Antarktis normalerweise im Februar erreicht, ab dann wächst die Eisfläche wieder bis zum Ende des Monats September. Im letzten September war die Eisfläche über 19 Quadratkilometer groß und damit etwa fünfzig mal so groß wie Deutschland.
Mit den aktuellen Messungen setzt sich der Rekordkurs des antarktischen Eises weiter fort. Im vergangenen Jahre 2013 wurde zwischen August und November dabei jeweils ein neuer Monatsrekord aufgestellt, und der Dezemberwert zog mit dem alten Spitzenwert gleich. Die Größe der Eisfläche vom Januar ist dabei auf Platz zwei, nur ein Mal in den 70er Jahren wurde dabei ein höherer Wert erreicht.
Regionale Unterschiede
Bei genauerer Betrachtung fanden die Wissenschaftler des National Snow & Ice Data Centers jedoch heraus, dass die Eisfläche nicht überall gleichermaßen wächst. Im Gegenteil, in manchen Regionen ist sogar in den letzten Jahrzehnten ein Rückgang festzustellen. Während die Eisbedeckung im westlichen Rossmeer und Weddell-Meer zugenommen hat, ging sie in der Amundsensee und der Bellingshausen-See zurück.
Nun wird nach einer Erklärung für diese Unterschiede gesucht, die nur auf langjährige Veränderungen der Wassertemperatur zurückzuführen sind. Zunächst wurde versucht, diese neuen Bedeckungsmuster mit atmosphärischen und ozeanischen Zirkulationen rund um den antarktischen Kontinent zu erklären, die wiederum von Änderungen der Wassertemperatur des äquatorialen Pazifik angetrieben werden (Stichwort El Niño und La Niña). Diese wiederkehrenden Temperaturschwankungen haben jedoch eine Zeitskala von Jahreszeiten oder Jahren. Längerfristige Trends vermag dieser Ansatz nicht zu erklären.
Globale Zusammenhänge
Diese Lücke könnte nun von einer neuen wissenschaftlichen Arbeit von Li und Kollegen geschlossen werden. Demnach könnten Temperaturänderungen des Wassers aus dem nördlichen und tropischen Atlantik die Hauptwindrichtungen der südlichen Ozeane langfristig beeinflussen, wodurch die regionalen Muster zu erklären wären. Mehr Details finden sich in englischer Sprache am Ende dieser News.