Wettermanipulation in Sotschi?

Wird in Sotschi das Wetter künstlich "geschönt"? Über Wettermanipulationen bei Olympischen Spielen:

Durchweg blauer Himmel zeigte sich in den letzten Tagen über Sotschi. Dadurch kam der Verdacht auf, dass in Russland das Wetter eventuell manipuliert wird. Doch dies wurde vom verantwortlichen Chefmeteorologen Waleri Lukjanow dementiert. Dennoch: Wettermanipulationen bei Olympischen Spielen wären nichts Neues.

Verdacht von sich gewiesen

Der Verdacht, dass die Russen das Wetter manipulieren, kam auf, nachdem am Schwarzen Meer seit Tagen strahlender Sonnenschein bei blauem Himmel herrscht. Doch der verantwortliche Chefmeteorologe für die Olympischen Winterspiele in Sotschi wies diesen Verdacht laut Nachrichtenagentur Itar-Tass von sich. Versuche in den Alpen haben gezeigt, dass das Wetter im Winter und in den Bergen nicht manipulierbar sei.

Und so ist auch der aktuell strahlend blaue Himmel durchaus von der Wetterlage her natürlich erklärbar. Der Austragungsort befindet sich nämlich zurzeit noch unter Einfluss des Hochs Can, das sich heute mit dem Zentrum nördlich des Schwarzmeeres befindet. Dort hat sich seit Tagen kalte Festlandsluft angesammelt, die ihrer Natur nach nur sehr wenig Luftfeuchtigkeit aufzuweisen hat (der Meteorologe spricht von sehr niedrigen Taupunkten, das ist ein Maß für die Luftfeuchtigkeit).

In Abb. 2 sind die Taupunkte für Sotschi und Umgebung dargestellt. Man erkennt, das nördlich des Kaukasusgebirges sehr niedrige Werte unter -10°C vorhanden sind. Mit nördlicher Höhenströmung (Abb. 3) wird diese trockene Luft auch nach Sotschi gebracht, zudem sorgen Absinkeffekte auf der windabgewandten Seite zusätzlich für Wolkenauflösung. Aus diesem Grunde ist ein blauer Himmel also durchaus erklärbar.

Wettermanipulation bei Olympischen Spielen

Wettermanipulationen bei großen Veranstaltungen, unter anderem auch bei Olympischen Spielen, sind indes nichts Neues. Prominentestes Beispiel sind die Olympischen Sommerspiele 2008 in China. Dort unterhält die Regierung ein eigenes Programm für die Wettermanipulation. Es wird unter anderem dafür eingesetzt, dass Wolken dort zum Abregnen gebracht werden, wo der Niederschlag auch gebraucht wird, insbesondere soll also ein Nutzen für die Landwirtschaft daraus erwachsen.

In China werden zwischen 35 und 65 Millionen Euro pro Jahr für dieses weltweit größte Wetter-Manipulations-Programm ausgegeben (Quelle: Fachzeitschrift nature 453, 970-974 (2008)). Die dortige Regierung behauptet, dass so zwischen den Jahren 1999 und 2006 30 Milliarden Tonnen Regen zusätzlich zur Erde befördert wurden. 

Und auch für die Olympischen Spiele 2008 stand eine ganze Artillerie bereit, um die Wolken entweder vor erreichen der Austragungsorte abregnen zu lassen oder kleinere Wolken über den Gebieten zum Auflösen zu zwingen. Dies geschah aus der Luft mit Flugzeugen, vom Boden aus mit Kanonen und Raketenwerfern.

Wettermanipulation: Das Prinzip

Die grundlegende Idee bei der Wettermanipulation ist Wolkenauflösung und Abregnen. Dieses geschieht durch zusätzliche Kondensationskerne, mit denen die Wolken "geimpft" werden. Niederschlag entsteht ja durch Anlagerung winzig kleiner Wassertröpfchen oder Eiskristalle an natürlich in der Luft befindliche Staubteilchen, etc., diese nennt man Kondensationskerne. Diese Anlagerung setzt sich so lange fort, bis Tröpfchen (oder Flocken) dann so schwer werden, dass sie zur Erde fallen.

Bei der Wettermanipulation werden die Wolken in erster Linie mit Silberiodid, teils auch Kohlendioxid, behandelt, um zusätzlichen Niederschlag zu erzeugen. Geht es nur um die Auflösung kleinerer Wolken, so werden hygroskopische Substanzen meist von der Erde her mittels Raketen eingeschossen. Die Tröpfchen oder Eiskristalle sind dann so klein, dass sie nicht als Niederschlag spürbar werden.

Erfolgreich?

Handfeste Beweise, ob diese Wettermanipulationen funktionieren, gibt es nach wie vor nicht. Hierfür müsste man ja die gleiche Wolken mit und ohne Impfung vergleichen. Jede Wolke ist jedoch anderen Bedingungen ausgesetzt - laut Zeitschrift nature soll aber statistisch ein Erfolg nachweisbar sein. Recht gesichert scheint zu sein, dass nur kleinere Wolken (Gewitterwolken im Entstehungsstadium, kleine Haufenwolken) damit zum Auflösen gezwungen werden können. Bei großflächiger Bewölkung, etwa bei einem Tiefausläufer, versagt die Methode.

Dementsprechend wird sich vor allem zur Mitte nächster Woche zeigen, ob wirklich Abweichungen vom erwarteten Wetter im Vorfeld eines Tiefs auftreten werden (wir berichteten am Dienstag darüber). Sehr wahrscheinlich ist dies jedoch nicht.

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