Kälter als in Alaska
Wenn es um die Temperaturen geht, steht die Welt der Amerikaner momentan auf dem Kopf. Denn während in Chicago strenger Dauerfrost herrscht, fällt im Inneren Alaskas Regen. Dort ist es teils auch wärmer als im Nordosten Deutschlands.
Extremer Wärmeschub für Alaska
Dabei ärgern sich die Einwohner Fairbanks derzeit über teils gefrierenden Regen und Höchsttemperaturen bei +2 bis +3°C (Abb. 2). Das Alyeska Resort, ein bekanntes Skigebiet, musste dabei derzeit schließen. Diese Temperaturen, die sich für deutsche Ohren eher unspektakulär anhören, sind für die Einwohner im Inneren Alaskas sehr ungewöhnlich. Dies zeigt ein Vergleich mit den Klimawerten von Fairbanks. Die mittlere Höchsttemperatur dort beträgt im Januar etwas über -20°C, die Menschen dort haben sich im Winter also auf Schnee und Eis, nicht aber auf Regen und leichtes Tauwetter eingestellt.
Teils 20 Grad zu warm
Wie beeindruckend dieser Wärmevorschub ist, kann man an Abb. 3 erkennen. Dort sind die Temperaturabweichungen auf der 850 hPa Fläche dargestellt, das entspricht im Mittel einer Höhe von 1.500 Metern. Wir sehen derzeit eine Temperaturabweichung zwischen Alaska und dem Nordwesten Kanadas von gebietsweise +15 bis +20 Grad! Dort ist auch zu erkennen, wie als Gegenbewegung die Kälte von Kanada in den Nordosten der USA vorangekommen ist, mit entsprechend extremen negativen Abweichungen von bis zu -22 Grad.
Die Temperaturverhältnisse stehen also auf dem Kopf. Selten kommt es vor, dass es im Winter in Berlin etwa 8 Grad kälter ist als im Landesinneren Alaskas. Was ist die Ursache?
Der Jetstream
Erklären kann man dieses mit dem Verlauf des Jetstreams. Ein Jetstream ist ein Starkwindband, das durch die globalen Temperaturunterschiede auf unserem Globus und der Erdrotation entsteht. Man kann ihn auch als "Autobahn" für die Hochs und Tiefs am Boden ansehen, an dem diese entstehen und entlang ziehen. Hier ein kurzer Erklärungsfilm:
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Im Idealfall verläuft der polare Jetstream, also der Ausgleichswind in der Höhe zwischen polaren und subtropischen Luftmassen, "glatt" von West nach Ost um unsere Erde. Durch thermische Unregelmäßigkeiten mäandriert er jedoch mehr oder weniger stark, dies gilt insbesondere für die Nordhalbkugel. Die Auslenkungen nach Nord und Süd sind umso größer, umso geringer die Unterschiede zwischen den zwei Temperaturregimen (Polarluft / Subtropikluft) sind.
Gerade in Alaska zeigt sich in den letzten Jahren ein Anstieg der Temperatur, von 1960 bis 2007 wurde es im Durchschnitt dort etwa 6 Grad wärmer. Dadurch nehmen die Auslenkungen und damit Temperaturabweichungen zu. Wir sehen den Jetstream in Abb. 4, genauer den Wind um die Nordhalbkugel in einer Höhe von rund 9 km. Während der Jetstream dabei über dem Osten Nordamerikas und dem Westen Europas bzw. Nordafrikas besonders weit nach Süden "abbiegt", ist er über dem Ostpazifik besonders weit nach Norden ausgelenkt. Für Alaska gesprochen kommt also die Luft aus der Nähe von Hawaii über den milden Pazifik heran, die von Südwesten her die Temperaturen nach oben treiben.