Extremes 2013?

Ein ungewöhnlicher Rückblick auf das Wetter 2013 in Deutschland: Gab es mehr Extremwerte als normal?

Das Wetterjahr 2013 ist vorbei. Trotzdem lohnt sich eine Nachbetrachtung; nicht im klassischen Sinne nach Mittelwerten und Monatsniederschlagsmengen geschaut, sondern nach den Extremwerten einzelner Tage, die - zum besseren Vergleich - zu Jahreszeiten zusammengefasst wurden.

Was ist ein Wetterextrem?

Wir wollen also klären, ob 2013 ein Jahr mit extremem Wetter war. Doch was ist eigentlich ein Wetterextrem? Zum einen könnte man sich die Temperaturmittelwerte und Niederschlagsmengen der einzelnen Monate anschauen, um zu analysieren, ob das Gesamtjahr außergewöhnlich warm oder kalt, feucht oder trocken war. Demnach war das Gesamtjahr deutschlandweit 0,5°C zu warm. Die Niederschlagssumme war lokal sehr unterschiedlich. Deutschlandweit wurde etwa der Normalwert erreicht. Der Duden beschreibt extrem allerdings mit den Synonymen “auffällig” und “aus dem Rahmen fallend”. Besser bleiben also einzelne Ereignisse im Gedächtnis haften, die wirklich noch nie da gewesen sind. Und diese suchen wir bei einer Betrachtung von Wetterextremen. Eine Klimazeitreihe wird deshalb auf jeden einzelnen Tag untersucht, ob es bereits ein kälteren/wärmeren/nasseren 1. Januar, 2. Januar,  ..., 31. Dezember in der Vergangenheit gab; wenn nicht, wurde ein neuer Extremwert erreicht.

Kein Extremes Jahr in Potsdam

So war es zum Beispiel an eine der längsten, durchgängig messenden Wetterstationen Europas, der Säkularstation Potsdam (Messung seit 1893, sehr homogene Messbedingungen, kein Stadteffekt), an einem 23. März noch nie so kalt wie 2013, nämlich -9.6°C. Am Folgetag sank die Temperatur gar auf -11.4°C, ebenfalls ein neuer Tagesrekord. Die weiteren Extremwerte von 2013 für Potsdam sind in Abb. 1 aufgelistet. Bemerkenswert sind neue Tagesrekorde bei den warmen Nächten im Sommer. Dass einzelne Rekorde gebrochen werden, ist aber nichts außergewöhnliches, jedoch sollte die Anzahl der Rekorde pro Jahr mit zunehmender Länge der Klimazeitreihe abnehmen.

Dresden: Viele Kälterekorde im März und Mai

In Dresden werden seit 1917 Wetteraufzeichnungen durchgeführt. In Abb. 2 sind die Extremwertübertreffungen (Differenz zwischen alten und neuen Tagesextremwert) für das gesamte Frühjahr von März bis Mai aufsummiert, hier für die Tiefsttemperatur (TNNmin). Um zu testen, ob das Ereignis signifikant (extrem) ist, wurde die Originalklimazeitreihe auseinander geschnitten und anschließend 10000mal neu zusammengesetzt. Von jeder dieser 10000 Zeitreihen wurden ebenfalls die Extremwertübertreffungen bestimmt. In unserem Fall für Dresden sieht man, dass der diesjährige Wert für TNNmin deutlich erhöht war, er lag sogar nahe dem 99% Konfidenzband. In den bisherigen Frühjahrsaisons wurde das 99% Band noch nie erreicht. Das 95%-Niveau wurde dagegen schon häufiger  übertroffen, letztmalig in den Jahren 1997, 1986 und 1971.

Dresden: Häufiger neue Niederschlagsrekorde im Sommer

Letztes Jahr machte die Elbeflut Anfang Juni Schlagzeilen. Das ist auch an den Tagesniederschlagsrekorden, aufsummiert von Mai bis September, zu erkennen (Abb. 3). Das Konfidenzband von 95% wurde erreicht, genauso wie in sieben der letzten 20 Jahre. Vor 1994 gab es nur in sechs Sommern seit Ende der zwanziger Jahre solch hohe Werte der Extremwertübertreffung. Es ist zu vermuten, dass das vermehrte Auftreten von Hochwasser in den letzten Jahren an der Elbe und den Nebenflüssen durch häufigeres Auftreten von Starkniederschlägen begünstigt wird.

Brocken: Jahrhundertkälte im Frühjahr

Ein nicht ganz so lange, aber dennoch interessante Klimareihe liegt für den Brocken im Harz (1142m) vor. Dort sind Tageswerte der Temperatur seit 1948 vorhanden. Die Summe der Extremwertübertreffungen im Frühjahr für die tiefste Tageshöchsttemperatur (TXXmin, Abb. 4) hebt sich deutlich von allen Vorjahren ab: Sie lag auf einem so hohen Signifikanzniveau, wie noch nie seit Beginn der Messungen. Hier ist von einem Jahrhundertereignis auszugehen.

Das Jahr brachte also einige neue Extremwerte mit sich. Besonders im März traten Kälterekorde im Osten Deutschlands häufiger als im Normalfall auf, in höheren Lagen war es sogar eine Jahrhundertkälte. Dazu ist in den Sommern der letzten 20 Jahre eine Häufung der extremen Niederschläge zu verzeichnen.

Weitere Informationen zu den Extremwertübertreffungen gibt es hier.