Gewitter wie im Sommer

Gestern Abend zogen Gewitter über Norddeutschland, die häufig schwere Sturmböen brachten.

Entlang einer Gewitterlinie kam es im Westen und Norden Deutschlands am Freitagabend zu schweren Sturmböen, vereinzelt auch Orkanböen, die vielerorts Schäden verursachten. Im Sommer wäre dies keine ungewöhnliche Schlagzeile, im Winter rechnet man jedoch eher nicht mit schweren Gewitterstürmen.

Heftige Gewitterlinie zog von BeNeLux nach Deutschland

Gestern griff mit einem Frontensystem ein Höhentrog auf Mitteleuropa über, an dessen Front es zunächst zu leichtem Regen gekommen ist. Nachdem die Front von West nach Ost Deutschland überquerte, konnte sich auf der Rückseite eine schmale Konvergenzlinie bilden, an der sich Schauer und Gewitter entwickelten. Normalerweise geht man im Winter von leichteren, sogenannten "Wintergewittern" aus, von denen so gut wie keine Gefahr durch Starkregen, Hagel oder schweren Sturmböen hervorgeht. In diesem Fall strömte jedoch Höhenkaltluft über äußerst milde bodennahe Luftmassen mit einer Temperatur von 12 bis 13°C. Die Folge war eine hochreichend labil geschichtete Luftmasse, die schließlich schwere Gewitter mit heftigen Windböen hervorbrachte. In den Benelux-Ländern wurden auch Starkregen und Hagelschlag beobachtet, wie aus dem folgenden Video zu sehen ist:

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Dächer wurden abgedeckt und Bäume entwurzelt


Auf Deutschland griff die Gewitterlinie dann etwas später über (vgl. auch Abbildung 2). Zunächst war NRW betroffen, wobei an der Gewitterlinie kurzzeitig Sturmböen der Stärke 9 bis 10 erreicht wurden, vereinzelt wurden sogar orkanartige Böen der Stärke 11 registriert (vgl. auch Abbildung 4). Viele Regionen Norddeutschlands wurden dann am späteren Abend von den heftigen Gewittern und sogenannten "Downbursts" überrascht. So wurden auch in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein recht verbreitet Sturmböen gemessen. Im Süden Niedersachsens und im Hamburg gab es auch schwere Sturmböen bis 100 km/h. Spitzenreiter war allerdings Bremerhaven, wo mit einer Windspitze von 128 km/h in Böen sogar Orkanstärke erreicht wurde.

Vielerorts sind Bäume umgestürzt und Dächer wurden beschädigt, wie folgendes Video aus Leeste im Kreis Diepholz bei Bremen zeigt:

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