Tiefs weiblich, Hochs männlich

Die Hochs und Tiefs haben 2014 die Geschlechter gewechselt. Auftakt macht Tief "Anne". Hintergründe:

Wer genau aufpasst, kann zum Jahreswechsel eine Besonderheit auf der Wetterkarte beobachten. Denn dann sind oft sowohl weibliche und männliche Hochs und Tiefs zu sehen. Grund ist der Geschlechterwechsel, der sich jedes Jahr bei den Druckgebilden vollzieht. Hintergrund ist die Aktion "Wetterpate", bei der man Hochs und Tiefs kaufen kann. Hier eine kleine Einführung:

Tief "Anne" erstes weibliches Tief 2014

Das erste weibliche Tief des Jahres 2014 wurde direkt am 1. Januar mit dem Namen Anne getauft (Abb. 1), als es auf dem Atlantik entstand. Es ist seitdem in Richtung Färöer Inseln gezogen und hat sich dabei zu einem Orkantief verstärkt (Abb. 2). So herrscht vor allem auf den Britischen Inseln sowie auf der Iberischen Halbinsel Unwetteralarm (Abb. 3). Insbesondere von Irland bis nach Schottland, Wales und Südwest-England sind dabei wieder einmal Orkanböen möglich wie schon häufig in dieser Wintersaison aufgetreten.

Wer benennt Hochs und Tief?

Im Grunde genommen kann jeder ein Hoch und Tief benennen, oder besser: man kauft sich ein Hoch oder Tief mit einem Namen, der standesamtlich anerkannt ist. Endgültig getauft werden die Druckgebilde dann von der Freien Universität Berlin, die Abwicklung geschieht über die Aktion Wetterpate. Ein Tief kostet dabei 199 Euro netto, ein Hoch 299 Euro. Der höhere Preis der Hochs liegt darin begründet, dass neben der höheren Attraktivität deutlich mehr Tiefs pro Jahr entstehen als Hochs. Eine günstigere Möglichkeit bietet sich gelegentlich bei Aktionen, zum Beispiel Versteigerungen über eBay, vereinzelt werden Buchstaben auch frei zur Verfügung gestellt. 

Das Geld, das bei dieser Aktion eingenommen wird, kommt einem meteorologisch sehr wichtigen Zweck zugute, nämlich der studentischen Wetterbeobachtung an der Wetterstation Berlin-Dahlem. Die Wetteraufzeichnungen gehen bis in das Jahr 1908 zurück. Damit wird eine der längsten und vollständigsten Messreihen in Deutschland fortgeführt, die ohne die Aktion Wetterpate aus finanziellen Gründen hätte eingestellt werden müssen. "Wetterpate" feierte dabei 2012 bereits ihren zehnten Geburtstag.

Geschichte der Hoch- und Tiefnamen in Deutschland

An dieser Stelle nur ein kurzer Abriss der Geschichte der Namensvergabe in Deutschland, die vollständige Historie ist auf den Seiten von "Wetterpate" nachzulesen:

Die Praxis, die für Mitteleuropa wichtigen Druckgebilde mit Namen zu belegen, geht in das Jahr 1954 zurück. Dr. Karla Wege regte dies nach amerikanischem Vorbild am Institut für Meteorologie der FU Berlin an. Zuvor hatte nämlich der Wetterdienst der Vereinigten Staaten mit der Benennung von tropischen Wirbelstürmen im zweiten Weltkrieg begonnen. Dabei wurden die Hochs und Tiefs in mehreren Durchgängen alphabetisch mit Namen gekennzeichnet, wobei zunächst grundsätzlich Tiefs Frauennamen und Hochs Männernamen bekamen.

Im Jahr 1998 wurde als Reaktion einer möglichen Geschlechter-Diskriminierung ein jährlicher Wechsel der Geschlechter vereinbart. Seitdem sind Tiefs in geraden Jahren weiblich und Hoch männlich, in ungeraden Jahren entsprechend umgekehrt.

Seit dem Jahr 2002 übernahmen dann Studenten die Vergabe der Namen, wodurch wie oben beschrieben eine der längsten ununterbrochenen Beobachtungsreihen weltweit fortgesetzt werden konnte. Insbesondere bei markanten Ereignissen (jüngst Orkan "Christian" oder "Xaver" oder auch die sehr beständigen Hochs "Peggy" und "Queen" im April 2007, Abb. 4) ist dabei hohe Aufmerksamkeit in den Medien garantiert. Zudem ist bei Bedarf auch ein Link von der FU Berlin auf die eigene Internetseite möglich.

Einzelne Buchstaben für das Jahr 2014 sind dabei noch frei, sie können per Formular bestellt werden (PDF Antrag für ein Tief, PDF Antrag für ein Hoch).