Orkanzeit auf dem Atlantik

Schon wieder Orkanböen, dieses Mal in Skandinavien. Ist ein kräftiger Sturm bei uns zu Weihnachten möglich?

Wir haben es mit "Xaver" selbst zu spüren bekommen - auf dem Nordatlantik brodelt es. Immer wieder entstehen dort Tiefs, die sich rasch verstärken, in vielen Fällen zu Orkantiefs. Seit gestern sorgen dabei Orkanböen in Skandinavien für Unwettergefahren. In den kommenden Tagen könnten auch die Britischen Inseln betroffen sein. Und bei uns? Droht uns ein Weihnachts-Sturm?

Die Wetterlage auf dem Atlantik ist im Moment so vorzufinden wie aus dem Lehrbuch: einem teils kräftigen Azorenhoch steht rege Tiefdruckaktivität bei Island gegenüber. In der vergangenen Woche war auch der Norden Deutschlands durch Orkantief "Xaver" betroffen. Doch das kräftige Hoch Varnia zwingt nun weitere kräftige Tiefs dazu, nach Norden beziehungsweise Nordosten auszuweichen. Dies bekommen seit dem gestrigen Donnerstag, dem 12.12.13, vor allem die Einwohner Skandinaviens zu spüren. 

Dabei treten seit gestern Orkanböen auf, wobei an der norwegischen Küste mehrfach Windspitzen bis 130 Stundenkilometer auftraten (Abb. 2). Die Wetterstation Draugen, vor der Küste gelegen, meldete sogar eine Orkanböe von 157 km/h. Bis zum heutigen Freitagmorgen ist das verantwortliche Tief "Ivar" über Finnland in den Nordwesten Russlands gezogen mit einem Kerndruck von unter 975 hPa, und es gelten noch weiterhin Unwetterwarnungen von Orkanböen (Abb. 3 und 4). Doch dieses ist, blicken wir weiter westlich auf den Atlantik, noch nicht das letzte Tief dieser Kategorie. Dieses zeigt auch die folgende Animation:

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Ursache und Folgen der kräftigen Tiefs

Wie wir sehen, ist der nördliche Atlantik von Grönland bis ins nördlichste Europa in Aufruhr. So sind allein am kommenden Sonntag bereits zwei weitere Orkantiefs vor Schottland und über dem Europäischen Nordmeer zu erkennen (Abb. 5). Stürmische Zeiten werden also dann wieder verstärkt auch auf den Britischen Inseln herrschen, allen voran Irland und Schottland mit entsprechenden Orkanböen.

Ursache ist der Vorstoß arktischer Luft über Nordamerika und Grönland. An der Grenze dieser Kaltluft und der deutlich milderen Luft über dem Atlantik herrschen dabei beste Entwicklungsbedingungen für die Tiefdruckgebiete. In der Höhe weht an dieser Luftmassengrenze ein starker Ausgleichswind, der Jetstream mit teils deutlich über 200 km/h in etwa 9 km Höhe (Abb. 6). Den Jetstream kann man sich wie eine "Autobahn" für die Tiefs vorstellen, an denen sie entlang ziehen.

Durch die kräftige Tiefdruckentwicklung nimmt die Mäandrierung dieses Jetstreams zu. Das bedeutet, dass er über dem Atlantik weiter nach Süden ausgreift, als Gegenbewegung aber einen nördlichen Bogen um Mitteleuropa macht, um über Osteuropa wieder nach Süden "abzubiegen". Dieses ist nicht zuletzt auch der Grund für unser stabiles Hoch "Varnia" mit milder Luft, die zumindest in der Höhe spürbar ist.

Orkantiefs, der NAO-Index und Folgen für Deutschland

Aus dem Druckunterschied zwischen Island und den Azoren wird der so genannte NAO-Index, der Nordatlantische Index berechnet. Gibt es ein kräftiges Islandtief und ein kräftiges Azorenhoch, so ist der Index positiv. Im umgekehrten Fall ist er negativ. Aus diesem NAO-Index und seinen Vorhersagen kann man dann auch Rückschlüsse für die Witterung im europäischen Winter ziehen:

Bei einem positiven NAO-Index wie im vorliegenden Fall wird durch die kräftige Strömung vom Atlantik milde Luft nach Europa geführt, die Gefahr für Stürme ist dadurch erhöht (auch der Orkan "Lothar" Weihnachten 1999 sowie weitere wie "Anatol" sind auf einen positiven NAO-Index zurückzuführen).

Bei einem negativen NAO-Index dagegen ist der "Druck vom Atlantik" weg, wodurch die Kaltluft aus dem Nordosten bessere Chancen hat, sich bei uns durchzusetzen. Insbesondere wenn die Verhältnisse auf dem Atlantik umgedreht sind (Azorentief und Islandhoch), ist die Wahrscheinlichkeit für einen großräumigen Kälteeinbruch aus Sibirien stark erhöht.

Prognose des NAO-Index 2013: Weihnachtssturm?

Bis zum Ende des Monats soll laut Prognosen einiger Klimamodelle der NAO-Index weiterhin im leicht positiven Bereich verbleiben. Dementsprechend sprecht auch hier nichts für einen Wintereinbruch in tiefen Lagen. Eher gibt es bereits einzelne Vorhersagemodelle, die ein Übergreifen der atlantischen Sturmtiefs auf das westliche Europa und teils auch auf Deutschland berechnen (Abb. 7). Doch elf Tage vor Heiligabend ist dies allenfalls als Indiz zu bewerten, das es zu beobachten gilt. Sollten sich konkretere Anhaltspunkte ergeben, werden wir an dieser Stelle rechtzeitig berichten.