Altweibersommer?

Immer öfter hört und liest man jetzt vom kommenden 'Altweibersommer'. Was ist dran?

"Altweibersommer" - so nennt man eine Hochdruckwetterlage, die häufig im Laufe des Septembers entsteht und bis in die ersten Oktobertage hinein andauert. Auch in den letzten Tagen hörte man vermehrt davon, dass der Altweibersommer auf uns zukommen soll - das stimmt allerdings nur ansatzweise. Wir klären auf:

Was ist ein "Altweibersommer"?
Mit Altweibersommer haben Frauen nichts zu tun. So wies auch das Landgericht Darmstadt einst die Klage einer 78-Jährigen ab, die sich wegen des Begriffs diskriminiert fühlte. Jedoch kommt der Begriff aus dem Althochdeutschen. Dort wurde das Knüpfen von Spinnweben mit weiben bezeichnet. Und die Spinnweben werden in herbstlichen Hochdrucklagen gut sichtbar, da sich auf ihnen in längeren, klaren Nächten kleine Tautropfen halten, die dann in der Morgensonne glänzen und die Spinnweben sichtbar machen.

Klimatologisch kann man den Altweibersommer seit etwa 200 Jahren als regelmäßig wiederkehrende Hochdrucklage nachweisen, die sich im Laufe des Septembers einstellt und oft bis in die ersten Tage des Oktobers andauert. Das Oktoberfest in München wurde nicht zuletzt wegen des Altweibersommers in den September vorverlegt.

Klassischer Altweibersommer: Sonne und Wärme
Ursache sind die Temperaturgegensätze, die sich zwischen Land- und Meerflächen im Herbst verschärfen: Das Meer hält die Wärme des Sommers länger, die Landflächen kühlen in den längeren Herbstnächten vermehrt aus. Da kältere Luft absinkt, steigt am Boden der Luftdruck - ein Hoch entsteht, das im Falle des klassischen Altweibersommers im Osten Europas sein Zentrum hat.

In diesem Fall profitiert Deutschland zum einen von dem ruhigen Wetter - in der trockenen Festlandsluft lösen sich Frühnebelfelder recht schnell auf und die Sonne kann sich gut durchsetzen. Zum anderen aber an der Westflanke des Hochs aber auch von der dazugehörigen Wärme. Die Luft strömt ja im Uhrzeigersinn aus dem Hoch aus, wodurch sich hierzulande oft ein südliche bis südöstliche Strömung einstellt, die beispielsweise warme Luft aus dem Balkan zu uns bringen kann - die folge ist sonnenscheinreiches, warmes Wetter.

In diesem September ist die Lage jedoch etwas anders. Immerhin: Die Chancen für freundlicheres Wetter steigen ab Sonntag von Südwesten her. Ursache ist auch ein Hochdruckgebiet, das sich mit recht hoher Sicherheit bei uns durchsetzen können wird. Jedoch wird sein Zentrum nicht über Osteuropa, sondern über Westeuropa liegen (Abb. 2 und 3). Dadurch weht der Wind meist aus nördlicher mit nordwestlicher Richtung.

Dabei wird bis Ende der Woche der Osten Deutschlands noch mit vielen Wolken und auch vereinzeltem Regen zu tun haben. Im Westen dagegen gibt es bereits vermehrt freundliche Abschnitte (Abb. 4), die sich im Laufe der nächsten Woche dann aller Voraussicht nach auch in ganz Deutschland zeigen werden (Abb. 5). Es steht uns also überwiegend freundliches Wetter bevor, wenn sich nicht in ungünstigen Lagen der Frühnebel zu lange hält.

Oft freundlich auch ohne sommerliche Wärme
Würde man dies als Altweibersommer bezeichnen, so entstünde jedoch ein verfälschender Eindruck - denn die Temperaturen werden wohl nicht an den Sommer erinnern. Durch die angesprochene nördliche Strömung liegen die Höchstwerte dabei meist in einem Bereich zwischen 15 und 20°C im Flachland - ein Sommertag von 25°C wird aus heutiger Sicht wohl in der nächsten Zeit eine örtliche Ausnahme bleiben. In Abb. 6 sehen wir, dass das Temperaturniveau eher im Bereich der langjährigen Mittelwerte bewegt. Ob sich dann zum Monatswechsel das Hoch weiter zu uns verlagert und wir mit mehr Wärme rechnen können, oder ob sich im Gegenteil wieder kühles und unbeständiges Wetter durchsetzen wird, ist gegenwärtig noch völlig offen.

Immerhin bleibt aber Positives festzuhalten: in der kommenden Woche können wir mit oft freundlichem, herbstlichen Hochdruckwetter rechnen, wobei man die bunte Laubfärbung genießen können wird, wodurch wir auf schöne Wetterfotos gespannt sind, die hier hochgeladen werden können