Wochenende in Deutschland:

Im Süden regnete es teils schon fast sintflutartig, im Norden konnte man die Sonne genießen, warum?

Viele Menschen aus dem Süden, teils auch aus der Mitte Deutschlands werden sich am Wochenende insgeheim oder lautstark die Frage gestellt haben "Was ist bloß mit dem Wetter los?". Darauf wollen wir nun antworten...

Dass solch ein Wetter im ausklingenden August und zudem noch am Wochenende zu Recht nicht jedermanns Sache ist, muss gar nicht diskutiert werden. Vielmehr wollen wir einen kurzen Rückblick machen, warum es teilweise so ergiebig und mancherorts scheinbar ohne Ende geregnet hat und gleichzeitig ein paar Kennzahlen betrachten, die besser als jede sprachliche Beschreibung veranschaulichen, dass örtlich wirklich nennenswerte Regenmengen zusammenkamen.

Höhentief bringt Regenfälle

Die teils immensen Regenmengen des Wochenendes verdanken wir, wie bereits in den Berichten der letzten Tage beschrieben, einem Höhentief. Dieses Höhentief sorgte für kräftige Hebungsvorgänge, welche für entsprechend starke Abregnungsprozesse sorgten. Die eingelagerter Luftmassengrenze (welche die trockene Schönwetterluft im Nordosten von der Gewitterluft im Südwesten trennt) und vom Samstag bis zum Sonntagmorgen eine Südost-Nordwestorientierung aufwies, steilte sich am Sonntag ost-westwärts auf. Somit zogen die Regenfälle oftmals nicht wirklich ab, teilweise wurden sie nach kurzzeitiger Verschnaufspause erneut zurückgeholt. Während der Schwerpunkt der Niederschläge am Samstag im Südwesten Deutschlands lag, musste anschließend vor allem im südlichen Bayern mit viel Regen gerechnet werden.

Am Sonntag verlagerten die teils intensiven Regengüsse ihren Hauptbereich von Südbayern nordwärts und erstreckten sich damit später hauptsächlich in einem Gebiet vom Erzgebirge über Franken und das nördliche Baden-Württemberg bis zum Saarland. Währenddessen zeigten sich zu den Alpen hin am Abend erste Wolkenlücken und dort waren nur noch örtlich Schauer unterwegs. Der Norden hingegen lag am Wochenende weiterhin unter der Obhut des blockierenden Hochs "Fortuna"auf der deutlich freundlicheren Seite der Luftmassengrenze. So konnten sich dort beispielsweise größere Städte wie Berlin und Hamburg erneut über viel Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen freuen.

Woher die hohen Regenmengen?
Die hohen Regenmengen in einigen Teilen Deutschlands kamen durch eine Kombination verschiedener Faktoren zu Stande. Zum einen ermöglichte die feuchte Luft im Zusammenhang mit dem starken Hebungsantrieb des Höhentiefs die Entwicklung markanter Schauer- und Gewitterzellen. Diese (und das ist sehr entscheidend) verlagerten sich aber recht langsam, was im Klartext bedeutet, befindet man sich erst einmal im Wolkenbruch eines Schauers oder Gewitters, dann bleibt man da auch noch eine ganze Weile drin. Der zweite Faktor ist die Zugbahn der Niederschlagsgebiete innerhalb der angesprochenen Luftmassengrenze selbst. Normalerweise verlagern sich die Regenfälle einer Wetterfront in etwa in dieselbe Richtung wie die Front. Bei der Luftmassengrenze am Wochenende sah das etwas anders aus:

Die schauerartigen und gewittrigen Regenfälle zogen langsam, aber permanent entlang der Front. Gleichzeitig zog diese nicht einfach von West nach Ost ab sondern verlagerte mehr oder weniger nur ihre Ausrichtung. Als Folge dessen wurden anfangs von Südosten, später von Osten her permanent neue, gebietsweise schauerartig verstärkte Regenfälle herangeführt, welche oftmals quasi nahtlos das jeweils vorangegangene Regengebiet ersetzten. Daher regnete es vielerorts für sehr lange Zeit pausenlos, mal stärker mal schwächer.

Die hohen Regenmengen waren teilweise durch starke und langsam ziehende Schauer- und Gewitterzellen bedingt, die innerhalb kürzester Zeit hohe Regenmengen brachten. Häufig wurden sie aber durch die oftmals mäßigen und lang anhaltende Regenfälle, oder durch eine Kombination von diesen und kräftigen Gewitterschauern erreicht.

Regenmengen von Samstagmorgen bis Sonntagmorgen:
Im 24-stündigen Zeitraum von Samstag um 8 Uhr MESZ bis Sonntag um 8 Uhr MESZ fielen in Stuttgart beachtliche 60,8 Liter Regen pro Quadratmeter. Damit sind dort beinahe 81 Prozent des klimatologischen Monatssolls innerhalb von nur einem Tag vom Himmel gefallen! (Da 1 Liter Regen pro Quadratmeter 1 mm entspricht, werden im Folgenden der Einfachheit halber "mm" verwendet).

Ein weiterer Niederschlagsschwerpunkt war zwischen Samstag- und Sonntagmorgen der nordwestliche Schwarzwald. In Durbach-Ebersweier sind innerhalb der 24 Stunden 60,3 mm Regen gefallen, davon aber alleine 36 Liter innerhalb von nur einer Stunde! In Augsburg gingen 51,6 mm Regen innerhalb des besagten Zeitraumes nieder. Insgesamt wurden aber von den Alpen bis nach Hessen stellenweise um oder über 20 mm Regen gemessen. Einen guten Überblick über die Regenmengen erhält man in Abbildung 2.

Regenmengen von Sonntagmorgen bis Sonntagabend:
In den darauffolgenden 12 Stunden verlagerte sich der Niederschlagsschwerpunkt vom Süden Bayerns wie oben bereits erwähnt in Richtung Franken, Bauland und Thüringen. Entsprechend wurden die höchsten Regenmengen weiter ostwärts erreicht. Innerhalb von nur 12 Stunden, also der halben Zeit der vorher beschriebenen Ereignisse, kamen in Ingelfingen-Stachenhausen im nordwestlichen Baden-Württemberg 63 mm Regen vom Himmel herunter. In Landsberg, im Südwesten Bayerns,  waren es 50 mm. Die Schwerpunkte der Regenfälle werden gut in Abbildung 3 ersichtlich.

Zusammenfassung:
Von den erwähnten Orten abgesehen, fielen im Süden Deutschlands am Wochenende vielerorts 30 mm Regen und insgesamt kamen über das Wochenende hinweg auch recht häufig über 50 mm Regen zusammen. Oftmals wurde damit ein Großteil des Monatssolls erreicht. Auch wenn viele die Regenkleidung wohl satt sind, etwas Positives hat solch ein Wetter auch: Vorerst sind in den betroffenen Regionen weder erwähnenswerte Pollenbelastungen, noch zu trockene Gärten zu befürchten!

Ausblick:
Vorerst bleibt die Zweiteilung des Wetters, wenn auch in abgeschwächter Form, bestehen. Zwar sind die Regenfälle heute und auch zur Wochenmitte hin nicht mehr so flächendeckend und stark ausgeprägt wie am vergangenen Wochenende, doch bleibt das Wetter zu den Alpen hin durch eine sich nur sehr langsam ändernde Druckkonstellation weiterhin schauer- und gewitterlastig, während im Norden der Regenschirm weiterhin zu Hause gelassen werden kann.