Thermische Winde
Während wir gestern einen Blick auf die Temperaturen des Wassers geworfen haben, wenden wir uns heute einer Erscheinung zu, die aus der Differenz solcher Temperaturen ensteht. Wenn sich ein Hochdruckgebiet in den Sommermonaten (wie aktuell), vor allem aber im Frühsommer und im Frühherbst über Europa befindet, so kann man an größeren Gewässern, aber auch im Bergland unmittelbarer Beobachter einer direkten Wechselwirkung zwischen Sonne und Erde werden - thermische Winde.
Was sind thermische Winde und wie entstehen sie?
Thermische Winde unterscheiden sich gefühlt nicht von anderen Winden, treten aber räumlich wie auch zeitlich stark begrenzt auf und haben einen andere Entstehungsgeschichte. Grundsätzlich ist Wind ein Resultat einer Ausgleichsbewegung der Luft, wenn räumlich gesehen unterschiedliche Druckverhältnisse hervorgerufen werden. Diese Durckverhältnisse können z.B. über Hochs und Tiefs gesteuert werden (man redet hier von der Synoptik), sie können aber eben auch thermisch induziert sein. Dann spielt die Beschaffenheit der Erdoberfläche (z.B. Wasser-Erde) und die Kraft der Sonneneinstrahlung und somit die unterschiedliche Erwärmung der Oberflächen eine markante Rolle.
Meeresküsten sind häufig betroffen
Durch unterschiedliche Auskühlung (nachts) und Aufheizung (tagsüber) der Oberflächen Wasser-Erde im Küstenbereich, entstehen Winde, deren Richtung und Stärke sich je nach Tageszeit stark unterscheiden. Am Beispiel von Schleswig-Holstein (Bild 2 und 3) kann man sich das gut vorstellen. Nachts weisen in den rot markierten Stationen die Windfähnchen vom Land zum Meer (Bild 2), tags kehren sich die Verhältnisse um (Bild 3). Je größer der Temperaturunterschied ausfällt, desto stärker ausgeprägt sind die Winde, so dass es mancherorts zum Wind- und Kitesurfen, vor allem aber zum Segeln eignet. Besonders im Frühsommer und im Frühherbst sind thermische Winde bei enstprechenden Hochdrucklagen sehr gut ausgeprägt.
Thermische Winde auch am heimischen See?
Ab einer gewissen Größe treten solche Zirkulationsformen der Atmosphäre auch an Seen in Erscheinung. Beispielhaft soll hier der Bodensee und dort in diesem Fall die Station in Lindau (rote Markierung der Bilder 4 und 5) genannt sein. Ähnlich wie im vorherigen Beispiel wechseln sich auch hier je nach Tageszeit Richtung und Stärke ab. Markantere Beipiele finden sich direkt in den Alpen, wo eine weitere Zirkulation zwischen Bergen und Tälern den Effekt noch amplifizieren kann, z.B. in Südtirol am nördlichen Gardasee (Torbole) oder auch im Oberengadin am Silvaplanersee (Silvaplana).