Rückblick: Unwetterfront am Mittwoch

Die Unwetterfront am Mittwoch ist in vielen Regionen deutlich schwächer ausgefallen als erwartet.

Die seit Tagen erwarteten Gewitter im Norden sowie Osten Deutschland fielen meistens deutlich schwächer als erwartet aus. Obwohl es dennoch einzelne Zellen gab, die kräftig waren, gab es insgesamt weniger Niederschlag als von den Modellen am Mittwoch selbst noch erwartet. Verbreitete Unwetter  traten dagegen nicht auf.

Gerade der Osten und Südosten blieben verschont
Die Modelle am Mittwochmorgen versprachen noch kräftige Zellen in den entsprechenden Gebieten, wobei es gleichzeitig im Westen und Südwesten Deutschlands ordentlich regnete, dort wurden bis zum Donnerstagmorgen in den letzten 24 Stunden meist zwischen 15 und 20, vereinzelt Mengen knapp über 30 Liter pro Quadratmeter gemessen. Kräftige Schauer und Gewitter bildeten sich zwar, doch erst über dem Norden Brandenburgs sowie über Mecklenburg-Vorpommern, am Abend auch noch vereinzelt über dem Hannoveraner Raum. Sie konnten sich dann soweit verstärken, dass zumindest dort einzelne stürmische Böen bzw. Sturmböen registriert werden konnten, so wies Neustrelitz am Nachmittag Böen der Stärke 8, auf der Mecklenburgischen Seenplatte um 19 Uhr MESZ Böen der Stärke 9 auf. In den Radarbildern (Abbildungen 2 und 3) sind die Zellen im Nordosten gut zu erkennen. So fielen in diesen Regionen innerhalb von 24 Stunden stellenweise 10 bis 25, in Friedrichsruhe 34 und in Bergen 33 Liter pro Quadratmeter registriert (Abbildung 4). Hagel blieb sehr selten. Ansonsten blieben viele Ecken wie z.B. Berlin verschont.

Wieso wurden die Gewitter oftmals überschätzt?
Noch ein bis zwei Tage zuvor berechneten die Modelle noch deutlich stärkere Kennzahlen für die Prozesse, die für die Bildung von Gewittern nötig sind. Auch viele Stabilitätsindizes, wie CAPE (convective available potential energy) (Abbildung 5), die potentielle Temperatur (Abbildung 6) und weitere Hebungsprozesse, hervorgerufen durch die Annäherung eines schwachen Trogs in der Höhe deuteten noch am Mittwochmorgen auf eine kräftige Gewitterlage hin. Insgesamt sprachen  sogenannte Stabilitätsindizes, z.B. CAPE, sowohl für als auch gegen die Entstehung von schweren Gewittern. Das machte eine genaue Vorhersage noch schwieriger. Als weiterer Punkt muss hier angeführt werden, dass sich die Front und eine davor liegende Konvergenz nur langsam nach Nordosten verlagerte und so für geringeren Antrieb sorgte.

Im Laufe des Tages waren die bodennahen Luftschichten im Süd- und Nordosten soweit erhitzt, dass starke Thermik einsetzen konnte. Doch zogen ab den Mittagsstunden einige, meist hohe, aber oftmals dichte Wolkenfelder vorüber, die eine weitere Erwärmung verhinderten. Zudem wurde bodennah durch bis zum Mittag meist schwachen Ost- bis Südostwind trockenere Luft herangeführt, so dass für die Bildung mehrerer kräftiger bzw. organisierter Gewitterzellen nicht mehr genug Feuchtigkeit zur Verfügung stand. Außerdem verlagerte sich die Lage der erwarteten Schwergewitter und lag etwa 100 bis 200 km weiter östlich als zunächst angedacht. In Oberösterreich, in Tschechien sowie Südwestpolen sorgten sie für Starkregen, lokalen Hagel und Sturmböen.