Wetter-Trend Juni

Beständig unbeständig war es bisher. Wie geht es weiter? Und wieso dreht sich das Wetter-Karussell?

Nach den ersten Tagen im meteorologischen Sommer lässt sich feststellen, dass sich am Wetterablauf nicht viel geändert hat: Der Monat begann mit kräftigen Regengüssen, es folgte die Sonne, nun ist der nächste Regen wieder in Sicht. Wie wird das weitere Wetter im Juni?

Kühl, warm, nass, trocken
Es ist lange her, dass in ganz Deutschland ruhiges Wetter geherrscht hat. Immerhin herrscht zurzeit Hochdruckeinfluss durch Hoch Therese mit Zentrum über dem Nordwesten Deutschlands, und immerhin vermag sie es, vor allem in der Nordhälfte Deutschlands genug Sonnenschein für einen freundlichen Gesamteindruck zu zaubern.

Dennoch ist der Hochdruckeinfluss alles andere als dominant; im Norden können örtlich kurze Schauer nicht ausgeschlossen werden, vor allem im Süden kommt er vermehrt zu Schauern oder auch Gewittern. Nach einem meist trockenen Mittwoch geht es auch schon ab Donnerstag von Nordwesten her mit dem nächsten Tiefausläufer und Schauern weiter, die bis Freitag nach Südosten durchziehen. Die Temperaturen steigen auf der Vorderseite dieses Tiefausläufers an, sodass die Temperaturen im Südwesten durchaus die 30-Grad-Marke knacken könnten. Und nach einem meist freundlichen Wochenende zeigt der Temperaturtrend dann wieder nach unten.

Man sieht also: Es geht immer auf und ab bei unserem Wetter, so wie es auch schon in den Vormonaten der Fall war. Wieso ist das so?

Ungewöhnlicher Strahlstrom
Die Ursache ist wie so oft in der höheren Atmosphäre zu finden. Am oberen Rand der Troposphäre, also dem Höhenniveau, in dem sich der Großteil unseres Wetters abspielt, erstrecken sich Starkwindfelder, die von West nach Ost um unseren Globus verlaufen. Sie werden Strahlstrom (engl. Jetstream) genannt. Dabei handelt es sich um Ausgleichswinde, die an der Grenze verschiedener Luftmassen wehen. Die wichtigsten sind der Polarjet in höheren und der Subtropenjet in niedrigeren Breiten.

Man kann sich diese Windbänder als Autobahn unserer Tiefs vorstellen. Sie bestimmen Entstehen und Auflösen so wie auch die Zugbahn. Die ungewöhnliche Witterung der letzten Zeit bis hinein in den März kann dabei auf ein ungewöhnliches Muster dieser Strahlströme zurückgeführt werden. Der Polarjet "schlingert" zurzeit viel stärker als üblich, machte also größere Auslenkungen (Abb. 2).

Woher kam das Hochwasser?
Ein blockierendes Hoch über Nordeuropa sorgte beispielsweise dafür, dass die Tiefs 'Frederik' und 'Günther' dadurch auf eine Bahn über Mitteleuropa statt Nordeuropa gezwungen wurden. Die starke südliche Strömung des ausscherenden Polarjets versorgte die Tiefs mit warmer, feuchter Mittelmeerluft, und durch die ebenfalls durch den Strahlstrom verursachte Zugbahn über Osteuropa nach Norden kam es zu den extremen Regenmengen von bis zu 405,1 Liter pro Quadratmeter in 90 Stunden in Aschau-Stein Ende Mai, Anfang Juni 2013.

Wie geht der Sommer weiter?
Kommen wir nun zu dem, wie sich der Strahlstrom und damit auch unser Wetter weiter entwickelt. Grundsätzlich kann man sagen, dass große Auslenkungen "ungewöhnliches Wetter" bedeuten, wobei beispielsweise die Temperaturen in beide Richtungen weit von den Normalwerten abweichen können. Die Auswirkungen müssen dabei aber nicht immer negativ empfunden werden.

Beispielsweise ist dabei auch eine so genannte Omega-Wetterlage denkbar, da die Höhenströmung dann dem großen griechischen Buchstaben Omega gleicht. Liegt man dabei unter dem Hochkeil, so kann dies über Wochen sonniges und trockenes Wetter bedeuten. Liegt man am Rand, so wäre genau das Gegenteil der Fall. Man sieht also: bei großen Auslenkungen des Jetstreams, einer so genannten meridionalen Lage, liegen die Extreme nah beieinander, was eine langfristige Prognose sehr schwierig macht. Probieren wir es dennoch:

Die Mehrzahl der Berechnungen zeigt immer wieder Kaltluftvorstöße über Westeuropa an (Abb. 3). Dabei ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich ein ähnliches Szenario wie im Mai abspielt: die Kaltluft könnte sich als Höhentief "abschnüren" und als Höhentief über Südwesteuropa oder dem Mittelmeer Tiefs entstehen lassen. Diese wiederum würden nach Osten ziehen und den Bogen über Osteuropa nach Norden machen.

Damit käme es zunächst zu viel Regen im Alpenraum, nachfolgend im Osten Deutschlands. Während sich dabei die Kaltluft bereits in Westdeutschland eingenistet hätte, könnte es nach Osten hin zunächst schwül-warm werden mit entsprechend erhöhter Unwettergefahr. Eine Berechnung des Europäischen Vorhersagemodells deutet beispielsweise große Temperaturunterschiede für den 20. Juni an (Abb. 4). Ob diese so eintreffen wird, ist allerdings noch nicht sicher.

Fazit: Ruhiges Hochdruckwetter über einen längeren Zeitraum ist auch in der nächsten Zeit nicht in Sicht, wohl aber sommerliche Phasen. Vermutlich wird es bei dem Auf und Ab der Temperaturen bleiben, wobei nach Nordwesten hin häufiger kühle, nach Südosten hin häufiger warme Phasen auftreten können. Konkret scheint es nach einer Wärmephase Mitte kommender Woche eher zu einer Abkühlung von Nordwesten her bis zum Ende des Monats zu uns zu kommen. Die Unwettergefahr ist vor allem im Alpenraum und nach Osten hin erhöht.