Wie entstehen Tornados?

Wie entstehen eigentlich Tornados und sind so starke Unwetter wie in Moore auch bei uns möglich?

Wie verheerend die Auswirkungen eines Tornados sein können, daran wurden wir erst kürzlich wieder in den Medien erinnert. Aber wie entstehen eigentlich Tornados und ist so etwas auch bei uns möglich?

Bei Tornados oder auch Großtromben, welche bei uns umgangssprachlich je nach Erscheinungsort auch gerne als "Windhose" oder "Wasserhose" bezeichnet werden, handelt es sich um - für meteorologische Verhältnisse - relativ kleinräumige und kurzfristige Erscheinungen. Je nach ihrem Schadensmuster, aus welchem man die mit normalen Messverfahren kaum feststellbaren Windgeschwindigkeiten ableitet, unterteilt man sie in 13 verschiedene Stufen (F0 bis F12), der sogenannten Fujita-Skala. Dabei wird man stets mit den Stufen F0 bis F5 konfrontiert, da es sich bei den höheren Stufen nur um theoretische Werte handelt. Während F0-Torndos mit Windgeschwindigkeiten von 64 bis 116 km/h 116 km/h noch relativ harmlos sind, richten Tornados der Klasse F5 extreme Schäden an.

Entstehung von Tornados
Damit Tornados entstehen können, müssen einige Bedingungen erfüllt sein, welche in ihrem Zusammenspiel zu diesem zu Recht sehr gefürchteten Wetterphänomen führen.

Der eigentliche Energielieferant der Tornados ist die in feuchter Luft reichlich vorhandene latente Wärme. Deswegen ist für seine Entstehung eine ausreichend feuchte Luftmasse notwendig. Zum anderen muss die Luft hochreichend labil geschichtet sein (das heißt, die Lufttemperatur muss mit der Höhe stark abnehmen). Sind diese beiden Bedingungen gegeben, so kann energiereiche Luft in Bodennähe mit Leichtigkeit schnell und weit nach oben aufsteigen. Wird dabei das Kondensationsniveau erreicht (die Höhe ab der Wasserdampf kondensiert und gleichzeitig die untere Wolkengrenze) setzen die aufgestiegenen Luftpakete die in ihnen gespeicherte latente Wärme frei. Gleichzeitig wird ein Teil des in ihnen gespeicherten Wasserdampfs in kleine Wassertröpfchen umgewandelt. Die während der Wolkenentstehung frei werdende Wärme führt zu einem weiteren, verstärkten Aufsteigen in der Luft (näheres hierzu unter:). Mit Hilfe dieser Bedingungen könnte bei einem hohen Temperaturunterschied zwischen Boden und oberer Troposphäre ein kräftiges Gewitter entstehen. Ist nun aber zusätzlich Windscherung vorhanden, das heißt, ändern sich die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung mit der Höhe, so wird der bis jetzt entstandene Aufwindbereich in Rotation versetzt. Die starken, nach oben gerichteten Winde innerhalb der inzwischen entstandenen Superzelle strecken die rotierende Aufwindsäule nach und nach immer mehr. Entsprechend des „Pirouetten-Effektes“ erhöht sich damit die Drehgeschwindigkeit des entstehenden Windschlauches. Erreicht der entstandene Aufwindschlauch den Boden, spricht man von einem Tornado.

Starke Tornados auch in Deutschland?
Tornados sind nicht nur ein auf den mittleren Westen der USA beschränktes Wetterphänomen. Doch werden sie hier durch die die Topographie deutlich begünstigt, da dort sehr feuchte und warme Luft aus dem Golf von Mexiko auf deutlich kältere Luft aus dem hohen Norden nahezu ungehindert (keine Gebirge und kein Wasser dazwischen) aufeinandertreffen können. In Deutschland werden relativ regelmäßig Tornados der Stufen F0 bis F2 gemeldet, etwas seltener werden F3-Tornados registriert. Ein Bespiel hierfür wäre die Großtrombe, welche im hessischen Lumda (Hessen) am 23. August 2010 auftrat.

Bei dem verheerenden Unwetter in der Stadt Moore in Oklahoma scheint es sich um einen Tornado der Klasse F4 gehandelt haben. Einen Tornado solcher Schadensklasse gab es zuletzt bei uns in Pforzheim in Baden-Württemberg, am 10. Juli 1968.

Geht man noch deutlich weiter in der Zeit zurück, so findet man 2 Hinweise auf F5-Tornados. Viele Hinweise sprechen dafür, dass sich am 23. April 1800 in Hainichen im Raum Dittersdorf in Sachsen ein F5-Tornado ereignet hat. Der überhaupt stärkste bekannte Tornado, der bisher in Deutschland auftrat, hatte am 29. Juni 1764 im vorpommerschen Woldegk gewütet. Dieser war sogar so stark, dass er sogar frisch abgesägte Baumstümpfe problemlos aus der Erde gerissen und verfrachtet hatte. Somit steht fest, dass richtig verheerende Tornados in Deutschland zwar selten, jedoch nicht ausgeschlossen sind.