Rekordkälte auf Vormarsch
Wir erleben dieses Jahr einen hartnäckigen Winter, vor allem im nordöstlichen Teil unseres Landes. Dabei fiel stellenweise außergewöhnlich viel Schnee, wie es normalerweise im März nicht so häufig vorkommt. Weitere Extreme stehen aber noch bevor: Aus Norden nähert sich ein erneuter Kaltluftvorstoß, der ein frostiges kommendes Wochenende erahnen lässt.
Eistage am Wochenende?
Was so einen Kaltluftvorstoß verursacht, dazu später mehr. Zunächst betrachten wir das kommende Wochenende und stellen fest: nordöstlich einer Linie vom Erzgebirge bis Bremerhaven werden sogar Tageshöchstwerte im Frostbereich erwartet! Dahingehen hält sich jedoch weiterhin milde Luft am Oberrhein mit zweistelligen Plusgraden. Moment! Das kommt Ihnen bekannt vor? Ja, die scharfe Luftmassengrenze mit Winter im Nordosten und Vorfrühling im Südwesten liegt seit Wochen quer über Deutschland. Mal etwas mehr zur Mitte hin, mal etwas nach Norden abgedrängt.
Rekord heißt außergewöhnlich
Sollten am kommenden Wochenende tatsächlich Eistage, also Temperaturen unter dem Gefrierpunkt von 0 bis 24 Uhr, die Realität sein, so sind dies die niedrigsten Tagesmaxima der letzten Märzdekade seit mindestens 40 Jahren. Lange gab es keine solchen Kaltlufteinbrüche nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn. Selbst auf den ganzen März bezogen sind Eistage eher selten.
Etwas Statisik
Solche Tage mit Maximaltemperaturen unter Null Grad treten ungefähr einmal in 10 Jahren auf. Seit 1970 gab es Mitte der 70er, 80er, 90er und 2000er in Berlin Eistage im März, aber dabei nie im letzten Drittel des Monats! Zuletzt gab es im Frühjahr 2010 Schneefall Mitte März, aber am 26.03.10 bereits 23,0°C. Davon sind wir dieses Jahr weit entfernt. Ein Eistag am kommenden Wochenende wäre daher ein sehr auffälliges Extrem. Der kommende Samstag wird momentan in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands aber als Eistag prognostiziert! Wie kalt dabei die Höchst- und die Tiefstwerte voraussichtlich ausfallen, ist in den Abbildungen (2) und (3) eindrucksvoll dargestellt. Die "Normalwerte" für diese Jahreszeit (oder besser gesagt das "klimatische Mittel") würden zwischen +5 und +6°C liegen. Den wärmsten Tag der letzten Märzdekade gab es übrigens 1968 mit um 25°C in weiten Teilen des Landes, auch dies war außergewöhnlich und ist zur Zeit nicht leicht vorstellbar.
Einteilung in Monats-Drittel
Vor allem in den Übergangsmonaten wie März und September lohnt es sich für Meteorologen, die Monate in Dekaden (Drittel) zu unterteilen und nach Extremwerten zu untersuchen. Schließlich werden, bei Betrachtungen des gesamten Monats, im Frühjahr die Negativrekorde sowie im Spätsommer die Wärmerekorde typischerweise zu Beginn der Monate erreicht. Der sich ändernde Sonnenstand spielt da eine wesentliche Rolle. Beispielsweise steht sie Anfang März noch deutlich niedriger und kürzer über dem Horizont, als Ende des Monats.
Ursachenforschung
Damit einhergehend ist die aktuelle Situation besonders interessant: Obwohl die Sonne schon viel mehr "Kraft" hat, als noch zu Beginn dieses Monats, sieht es allen Anscheins nach einem erneuten, für diese Jahreszeit extremen, Kälterückfall aus! Ursache hierfür ist eine sogenannte negative "Arktische Oszillation".
Die "Arktische Oszillation"
Kaltlufteinbrüche wie in diesem Jahr hängen mit der Stabilität des "Polarwirbels" zusammen und damit der sogenannten "Arktischen Oszillation" (AO). Eine kalte und stabile Atmosphäre über dem Nordpol bedeutet kontinuierliche Westwinde und damit für Europa eher die Zufuhr feucht-milder Atlantikluft - ein Schmuddelwinter (positive AO). Ist diese Situation nicht gegeben (negative AO), können häufig milde Luftmassen Richtung Norden vorstoßen und im Gegenzug als "Ausgleich" kalte, arktische Luft nach Süden, also Mitteleuropa, vordringen. Einen ähnlich extremen Fall wie aktuell gab es zuletzt im Frühjahr 2010. Derartig gestörte atmosphärische Muster treten in den letzten Jahren häufiger auf.
Neben der arktischen Oszillation gibt es noch weitere atmosphärische Muster, die in der Meteorologie als Abschätzung für einen Witterungsverlauf dienen, wie beispielsweise die "Nordatlantische Oszillation", welche die Luftdruckverteilung zwischen "Islandtief" und "Azorenhoch" beschreibt, oder das berühmte "El Nino"-Phänomen.