Heller Komet PANSTARRS
Nachdem ein wirklich heller Komet auf der Nordhalbkugel der Erde schon eine ganze Zeit nicht mehr zu beobachten war, werden im Jahr 2013 gleich zwei helle Kometen auch von Deutschland aus zu sehen sein – entsprechend gutes Wetter vorausgesetzt.
Entdeckung vor fast zwei Jahren
Am 6. Juni 2011 wurde mit einem Spiegelteleskop auf Hawaii (Spiegeldurchmesser 1,8 Meter) ein neuer Komet entdeckt, der auf den Namen PANSTARRS getauft wurde. Diese Abkürzung steht für „Panoramic Survey Telescope And Rapid Response System“ und bezeichnet einen geplanten Verbund aus mehreren Großteleskopen, die unter anderem der Entdeckung und Beobachtung von Kometen und Asteroiden dienen sollen. Mit dem ersten Teleskop dieses Systems, „PS1“, wurde der Komet C/2011 L4 (PANSTARRS), so der vollständige Name, entdeckt.
Dabei setzt sich der Name wie folgt zusammen:
-- „C“ steht für eine Umlaufzeit um die Sonne von mehr als 200 Jahren. Dabei ist zu beachten, dass dies – wie im Fall vom Kometen PANSTARRS – auch bedeuten kann, dass der Komet nicht periodisch ist, dass also nicht sicher ist, ob sie zuvor schon einmal die Sonne passiert haben bzw. ob sie ein weiteres Mal ins innere Sonnensystem zurückkehren.
-- „2011“ bezieht sich auf das Entdeckungsjahr. Heutzutage sind Entdeckungen durch einzelne Personen wie zum Beispiel Hobbyastronomen selten, kommen aber auch vor. Oft werden Kometen jedoch von Forschungsgruppen mit großen Teleskopen bei systematischen Durchmusterungen des Himmels entdeckt.
-- „L“ bedeutet, dass der Komet in der ersten Hälfte des Juni entdeckt wurde, denn beginnend mit der ersten Januarhälfte (A) werden die Monatshälften alphabetisch bis zur zweiten Dezemberhälfte (Y) benannt.
-- „4“ heißt, dass es der vierte Komet war, der in der zweiten Junihälfte 2011 entdeckt wurde.
-- PANSTARRS ist wie erwähnt der Name des Beobachtungsprojekts und des dazugehörigen ersten Teleskops, PS1.
Astronomische Zahlen
Aus Beobachtungen vom Kometen PANSTARRS und Berechnungen seiner Bahn nimmt man an, dass es sich um einen nicht-periodischen Kometen auf einer hyperbolischen Bahn handelt. Er stammt aus der in über eineinhalb Lichtjahren Abstand um die Sonne verlaufenden Oort‘schen Wolke, die aus Objekten verschiedener Größe und Zusammensetzung besteht (vom Sandkorn über Felsbrocken und Eisklumpen bis zum Himmelskörper von einigen Hundert oder auch Tausenden Kilometern Durchmesser).
Zum Vergleich: Der nächste Stern, Proxima Centauri im Sternbild Zentaur (sichtbar nur auf der Südhalbkugel der Erde), ist ungefähr 4,2 Lichtjahre von der Sonne und von der Erde entfernt. Das bedeutet, dass das Licht dieses Sterns 4,2 Jahre bis zur Erde unterwegs ist. Dagegen wirken 8 Minuten und 20 Sekunden für die Entfernung von der Sonne zur Erde (ca. 149 Millionen km) oder 1,3 Sekunden vom Mond zur Erde (ca. 384.000 km) geradezu wie ein Katzensprung.
Auch wenn man sich diese Zahl nicht so recht vorstellen kann: Der Komet PANSTARRS kommt aus einer Region am Rande des Sonnensystems, die mehr als 15 Billionen km von der Erde entfernt ist – eine15 und zwölf Nullen! Bei seiner Annährung an die Sonne im März 2013 wird sich seine Bahn in eine sehr langgestreckte Ellipse mit über 100.000 Jahren Umlaufzeit verändern.
Schmutzige Schneebälle
Kometen, oder auch Schweifsterne genannt, werden gerne als „schmutzige Schneebälle“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass sie aus gefrorenen Gasen wie Kohlendioxid, Methan und Wassereis bestehen, die mit Staub oder kleineren Gesteinsbrocken vermengt sind.
Nähert sich der Kometenkern der Sonne, beginnen manche Bestandteile des Kerns vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand überzugehen. Dieser Vorgang wird auch Sublimation genannt. Dabei bildet sich um den Kern des Kometen die Koma, die einen viel größeren Durchmesser als der Kern hat (Komadurchmesser teils über 100.000 km im Vergleich zu oft nur wenigen km Kerndurchmesser). Dadurch steigt die Helligkeit des Kometen deutlich an.
Ungefähr in der Entfernung, die der Mars zur Sonne hat, ist der Sonnenwind so groß, dass die gasförmigen Bestandteile der Koma von der Sonne weggetrieben werden und sich der für Kometen charakteristische Schweif bildet. Deswegen zeigt ein Kometenschweif auch immer von der Sonne weg, unabhängig von der Bewegungsrichtung des Kometen.
Wie im Fall des im Frühjahr 1997 zu beobachtenden Kometen HALE-BOPP kann der Schweif in zwei Teile geteilt sein: Damals war ein bläulicher, gerader Schweif aus Gasen neben einem gebogenen, weißen bis gelblichen Schweif aus Staub zu sehen.
Zum Zeitpunkt ihrer größten Annäherung an die Sonne können manche Kometen so hell werden, dass sie von der Erde aus mit bloßem Auge zu beobachten sind. In seltenen Fällen kann es sogar sein, dass ein Komet selbst am Tageshimmel zu sehen ist. Dies wird eventuell für den im November zu beobachtenden, zweiten hellen Kometen dieses Jahres mit Namen ISON der Fall sein.
In diesem Fall muss aber davor gewarnt werden, Kometen in der Nähe der Sonne ohne ausreichenden Schutz der Augen zu beobachten! Dies gilt besonders für Versuche, den Kometen mit optischen Hilfsmitteln zu erspähen. Dann droht ERBLINDUNGSGEFAHR!
Allerdings wird die Möglichkeit, den Kometen PANSTARRS am Tageshimmel zu beobachten, wahrscheinlich auch zum Zeitpunkt seiner größten Helligkeit nicht bestehen. Dennoch sollte PANSTARRS so hell werden, dass er problemlos nachts zu beobachten ist.
Hinweise zur Beobachtung
Durch das Verlagern von Hochdruckgebiet Fenne von den Britischen Inseln her nach Mittel- und nachfolgend Osteuropa verzieht sich nun größtenteils der Nebel und Hochnebel aus Deutschland. Daher bietet sich jetzt ein Blick auf den spätwinterlichen Himmel an – mit ausreichend warmer Kleidung und möglichst an einem dunklen Ort.
Den sonnennächsten Punkt (Perihel) auf seiner Bahn wird der Komet PANSTARRS voraussichtlich am 10. März erreichen. Dann beträgt die Entfernung nur noch etwa 30% der Entfernung Sonne – Erde, was ungefähr der Distanz des innersten Planeten Merkur zur Sonne entspricht.
Ab dann sollte sich der Komet PANSTARRS auch in Mitteleuropa mehr und mehr in der Abenddämmerung über dem südwestlichen Horizont bemerkbar machen. Da am 11. März Neumond ist, fällt unser nächster Nachbar, der Mond, als störende Lichtquelle weg.
Bis etwa zum 16. März werden die Sichtbedingungen trotz der wieder zunehmenden Entfernung des Kometen PANSTARRS zur Sonne besser, weil er dann von uns aus gesehen weiter nach Norden gewandert ist und so erst später untergeht. Das bedeutet, dass er nicht nur in der Dämmerung zu sehen ist, sondern auch noch in der vorangeschrittenen Dunkelheit.
Im letzten Märzdrittel nimmt sowohl die Länge des Schweifs als auch die Helligkeit des Kometen PANSTARRS wieder ab, und gleichzeitig stört das helle Mondlicht zunehmend die Beobachtung. Erst zum Monatsende wird die Beobachtung des Kometen PANSTARRS kaum mehr durch den Mond beeinträchtigt, da dieser immer später aufgeht. Schließlich wird man Anfang April auch morgens den Kometen PANSTARRS noch ein paar Tage sehen können, ehe er zu lichtschwach für das bloße Auge wird und sich wieder in die ferneren Regionen unseres Sonnensystems aufmacht.
Das Wetter - wolkenreich, neblig oder sternenklar?
Um ihre astronomische Beobachtung gut vorbereiten zu können, sollten Sie sich in regelmäßigen Abständen auf unserer Seite www.wetter24.de oder mobil über unsere App WeatherPro über die Wetterbedingungen an ihrem geplanten Beobachtungsort informieren und such auf dem Laufenden halten.
Dort finden Sie Informationen zur voraussichtlichen Bewölkung, zur Niederschlagswahrscheinlichkeit und zu vielen anderen Parametern wie Wind, Temperatur und Nebelneigung. So können Sie ihren Ausflug in die Welt der Sterne und Kometen planen und sich vielleicht auch aufgrund unserer Wetterprognosen für einen von mehreren möglichen Standorten entscheiden.
Günstig ist in jedem Fall ein Standort fernab von störenden Lichtquellen. Wenn Sie sich auf einen etwas erhöhten Beobachtungsort begeben, vermindern Sie zum einen die Gefahr, in Bodennebelfeldern zu verharren, zum anderen haben Sie einen freien Blick bis zum Horizont und können die Bewegung des Kometen PANSTARRS gut nachverfolgen.
Denken Sie aber daran, dass die Märznächte, gerade bei längerem Aufklaren, empfindlich kalt sein können. Also: Warm anziehen und am besten warme Getränke mitnehmen.
Noch ein Tipp, um Ihre Augen zu schonen: Nehmen Sie zum Lesen und Orientieren im Gelände möglichst eine Taschenlampe, deren Glas rot eingefärbt ist, oder kleben Sie eine rote Folie über die Taschenlampe, damit Sie und andere Kometengucker nicht geblendet werden.