Trübster Winter?

Wieder steht vielen von uns eine graue Woche ins Haus - wird dies der trübste Winter seit Aufzeichnungsbeginn?

Denkt man an den Winter bisher zurück, so wird man sicherlich auch an die vielen, grauen Tage denken. Insbesondere der Januar war ja bereits der sonnenscheinärmste seit Aufzeichnungsbeginn 1951. Kurz vor Ende des meteorologischen Winters am 28.02.2013 kommt da die Frage auf, ob es denn auch der trübste Winter insgesamt werden wird.

Immer lauter und eindringlicher erreichen uns über Facebook, Twitter und sonstigen Kanälen die Rufe, wann denn mal wieder mit Sonnenschein zu rechnen ist. Heute dürfte es vor allem die Nordosthälfte Deutschlands sein, die größtenteils wieder ganz ohne Sonnenschein auskommen muss. In manchen Regionen, vor allem in Richtung Thüringen und Brandenburg, ist es sogar möglich, dass man die gesamte Woche die Sonne nicht zu sehen bekommt. Ein Durchatmen wird man dagegen vielerorts im Südwesten vernehmen, wo gebietsweise doch heitere Abschnitte zu erwarten sind, dies gilt insbesondere für Südbaden.

Bereits trübster Januar 2013
Diese lange, grauen Wetterphase ist nicht die erste in diesem Winter. Insbesondere der Januar liefert wohl in der Kategorie Sonnenscheindauer sein deutlichstes Erkennungsmerkmal in der Wetterstatistik. Denn noch nie seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen der Sonnenscheindauer 1951 gab es im Flächenmittel in Deutschland so wenig Sonnenschein mit 22 Stunden. Das war nur etwa die Hälfte des 30-jährigen Durchschnittswertes.

Gerade zu Jahresbeginn sah man gebietsweise über 10 Tage die Sonne überhaupt nicht in Deutschland. Ursache war seine Lage an der Nordostflanke eines Hochs über Frankreich. Dabei wurde über die Nordsee ständig milde und wolkenreiche Luft herangeweht - bemerkenswert in diesem Zusammenhang war auch, dass es im Westen von Mitte Dezember bis Mitte Januar eine extrem lange frostfreie Periode gab, gebietsweise bis über 300 Meter, so etwas kommt selbst in milden Wintern sehr selten vor.

Trüber als 1969/1970?
Mit einem leichten Sonnenschein-Defizit im Dezember 2012 von 9% gegenüber den langjährigen Werten (35 Stunden gegenüber 38,5 Stunden) erhebt sich nun die Frage, ob wir uns damit wirklich im sonnenscheinärmsten Winter seit mindestens 60 Jahren befinden. Der derzeit trübste Winter war 1969/70 mit 104,1 Stunden oder 67,3% gegenüber 154,6 Stunden als Normalwert.

Bisher summieren sich 35 Stunden aus dem Dezember 2012 und 22 Stunden aus dem Januar 2013 zu 57 Stunden. Sollte die Sonne im Februar also weniger als 48 Stunden im deutschen Flächenmittel scheinen, so gäbe es in der Tat einen neuen Rekord. Wie sieht es damit aus?

In dieser Woche jedenfalls könnte in der Tat dazu beitragen, dass wir dem "Trübheits-Rekord" näher rücken. Momentan noch durch ein Hochdruckgebiet, das sich mit Zentrum über BeNeLux aufhält (Abb. 2). Feuchtigkeit, auch in Form von Schnee, kommt dann von Nordosten mit einem Tief namens Sigmund, das von dort her auch gebietsweise kräftigen Schnee und Schneeregen in der kommenden Nacht bringt. Dieses Tief löst sich am Boden zwar im Verlauf auf, in der Höhe verbleibt aber kalte Luft, was weiterhin für starke Bewölkung spricht.

Fazit
Zumindest kann gesagt werden, dass dieses wohl einer der trübsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn werden wird. Ob es der trübste Winter wird und damit weniger Sonnenschein als im Winter 1969/1970 bekommt, ist allerdings noch nicht sicher. Denn vor allem im Westen Deutschlands dürften die letzten Februartage noch einmal Sonne bringen, sodass es dort nur etwas weniger Februar-Sonne als im langjährigen Mittel (Periode 1961 bis 1990) geben wird (Abb. 3 bzw. Beispiel Essen Abb. 4 und 5).

Nach Osten hin (Beispiel Berlin, Abb. 6) bleibt es dagegen oft stark bewölkt. Man wird die gesamtdeutsche Auswertung abwarten müssen. Wir werden dann zu gegebener Zeit an dieser Stelle darüber berichten.