Wetterküche Mittelmeer

In Deutschland herrscht meist ruhiges Winterwetter. Anders zeigt sich das Wetter im Mittelmeerraum.

Am südlichen Rande eines Langwellentroges, welcher sich über Nord- und Mitteleuropa erstreckt, ziehen in rascher Folge Tiefdruckgebiete vom Atlantik über die Iberische Halbinsel hinweg in den Mittelmeerraum.

Am Mittwoch sorgte ein Tiefdruckgebiet mit Zentrum über dem Golf von Genua in Teilen von Frankreich, Spanien, Portugal, auf den Balearen, auf Korsika und Sardinien sowie nachfolgend auch in Italien für windiges und niederschlagsreiches Wetter. Neben kräftigen Gewittern und Sturmböen sind innerhalb von 24 Stunden gebietsweise mehr als 50 Liter pro Quadratmeter registriert worden. In den Pyrenäen gingen dabei in den letzten drei Tagen ergiebige Neuschneemengen nieder. Allein im französischen Teil der Pyrenäen fielen bis zu 60 cm Neuschnee in 48 Stunden. In Andorra wuchs die Schneedecke mitunter auf eine Gesamthöhe von 2,6 Meter. Die Schneemassen haben zu erheblichen Einschränkungen im Straßenverkehr geführt und die Lawinengefahr drastisch ansteigen lassen. Auf der anderen Seite sorgt der gefallene Schnee vorerst für ideale und langfristig gesicherte Skibedingungen.

Da die einströmende Höhenluft recht kalt ist, können sich die Wirbel über dem Mittelmeer derzeit sehr leicht verstärken. Ein großräumiger Wirbel verlagert sich heute von Sardinien nach Süditalien, ein anderes Tief zieht von der Biskaya in Richtung der Balearen. Weitere Schneefälle werden dabei im Raum der Pyrenäen erwartet. Auch im Adriaraum sowie der Balkanhalbinsel sind heute und morgen kräftige Niederschläge prognostiziert. Dabei können schwere und unwetterartige Gewitter nicht ausgeschlossen werden.

Hintergrund
Die normale Zugrichtung der atlantischen Tiefs erfolgt in unseren gemäßigten Breiten von West nach Ost. Besonders in der Winterzeit bilden sich in der Nordhemisphäre oftmals mäandrierende Wellen mit großer Amplitude. Diese Langwellenmuster sind eine Folge der großen Temperaturunterschiede zwischen den subtropischen und polaren Breitengraden bei niedrigem Sonnenstand. Quasi als Ausgleichsbewegung kippt die Grundströmung nicht selten auf Nord-Süd. Entlang der großen atmosphärischen Wellen ziehen die Tiefdruckwirbel, wie bei einer Perlenkette aufgereiht oder wie Züge auf einem Gleis, von A nach B.

Durch die Großwetterlage begünstigt, trifft über dem Mittelmeer recht trockene sowie kalte Luft aus dem Norden auf feucht-milde Luftmassen aus dem Süden. Ein idealer Mix für kräftige Zyklogenese bzw. die Entwicklung oder Verstärkung von Tiefdruckwirbeln. Nimmt sehr kalte Höhenluft (etwa -30 bis -40°C in 5,5 km Höhe) über dem „milden“ Mittelmeerwasser zusätzliche Feuchtigkeit auf, dann können sich bei entsprechender Windänderung mit der Höhe (Windscherung) auch kräftige Gewitter bilden, diese haben nicht selten einen unwetterartigen Wettercharakter. Erst zum Wochenende hin entspannt sich die Wetterlage in vielen Teilen von Süd- und Südosteuropa.