Extremes 2012?

Ein ungewöhnlicher Rückblick auf das Wetter 2012 in Deutschland: Gab es mehr Extremwerte als normal?

Das Wetterjahr 2012 ist vorbei. Trotzdem lohnt sich eine Nachbetrachtung. Nicht im klassischen Sinne nach Mittelwerten und Monatsniederschlagsmengen geschaut, sondern nach Extremwerten einzelner Tage und Jahreszeiten.

Was ist ein Wetterextrem?
Die Frage lautet: War 2012 ein extremes Jahr? Was ist eigentlich ein Wetterextrem? Zum einen könnte man sich die Temperaturmittelwerte und Niederschlagsmengen der einzelnen Monate anschauen. Demnach war das Gesamtjahr deutschlandweit 1 °C zu warm. Die Niederschlagssumme war lokal sehr unterschiedlich. Deutschlandweit wurden etwa 90 Prozent des Normalwertes erreicht. Besser bleiben jedoch einzelne Ereignisse im Gedächtnis haften, die wirklich noch nie da gewesen sind. Daher bietet sich an, eine Klimazeitreihe auf jeden einzelnen Tag zu untersuchen, ob es bereits ein kälteren/wärmeren/nasseren 1. Januar, 2. Januar, …, 31. Dezember in der Vergangenheit gab. Wenn nicht, wurde ein neuer Exremwert erreicht.

Einzelne Allzeitrekorde gebrochen!
So gab es zum Beispiel an eine der längsten, durchgängig messenden Wetterstationen Europas, der Säkularstation Potsdam (Messung seit 1893, sehr homogene Messbedingungen, kein Stadteffekt), an einem 28. April noch nie eine so hohe Maximumtemperatur wie 2012, nämlich 31.4 °C. Auch an zwei Feiertagen gab es neue Rekorde bei den Höchstwerten: Am 1. Mai mit 28.8 °C und am 25. Dezember mit 12.1 °C. Die weiteren Extremwerte von 2012 für Potsdam sind in Abb. 1 aufgelistet. Dass einzelne Rekorde gebrochen werden ist aber nichts außergewöhnliches, jedoch sollte die Anzahl der Rekorde pro Jahr mit zunehmender Länge der Klimazeitreihe abnehmen.

Kein extremes Jahr in Potsdam, trotz einzelner Tagesrekorde
In Abb. 2 sind die Extremwertübertreffungen (Differenz zwischen alten und neuen Extremwert) für jeden Tag des Jahres aufsummiert, hier für die tiefsten Höchstwerte (TXXmin). Um zu testen, ob das Ereignis signifikant (extrem) ist, wurde die Originalklimazeitreihe auseinander geschnitten und anschließend 20000mal neu zusammengesetzt. Von jeder dieser 20000 Zeitreihen wurden ebenfalls die Extremwertübertreffungen bestimmt. In unserem Fall für Potsdam sieht man, dass der diesjährige Wert für TXXmin nicht extrem war. Das letzte Jahr, welches signifikant viele Kälterekorde brachte, war 1987. Damals gab es u. a. im Januar eine Kältewelle. Davor brachte das Jahr 1969 signifikant neue Extremwerte bei den tiefsten Tageshöchstwerten. Zu sehen sind auch die Kriegsjahre 1940 bis 1942 sowie das Jahr 1929 mit extremer Kälte im Februar und Anfang April.

Frühjahr und Sommer im oberen Bergland außergewöhnlich
Eine weitere lange Klimazeitreihe liegt für den Hohenpeißenberg (986 m) in Oberbayern vor. Bei dieser Messreihe sind verlässliche Daten ab 1879 vorhanden. Diese weißen jedoch nicht eine solch hohe Homogenität auf, wie die Daten aus Potsdam. Auf dem Hohenpeißenberg gab es am 28. April einen Höchstwert von 29.4 °C. Das ist nicht nur Tagesrekord, sondern auch Aprilrekord. Selbst im Monat Mai wurde seit 1879 noch nie eine solch hohe Temperatur gemessen. Dieser und weitere Tage mit Höchsttemperaturrekorden schlagen sich auch in den Extremwertübertreffungen nieder. So brachte das Frühjahr auf dem Hohenpeißenberg so viele Extremwerte wie zuletzt im Jahr 1945 (TXXmax, Abb. 3). Auch auf dem Fichtelberg (1214 m) im Erzgebirge gab es extreme Tage. Dort werden verlässliche Messungen seit 1947 durchgeführt und am 20. August wurde mit 30.6 °C ein neuer Augustrekord aufgestellt. Der gesamte Sommer war bezüglich neuer Extremwerte ein signifikantes Ereignis wie seit 1983 nicht mehr (TXXmax, Abb. 4).

Das Jahr brachte also einige neue Extremwerte mit sich, die aber im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite lagen. Im Bergland dagegen gab es besonders im Frühjahr und Sommer einzelne extrem warme Tage, wenngleich die Monatsmittelwerte der Temperatur nicht außergewöhnlich waren.

Weitere Informationen zu den Extremwertübertreffungen gibt es hier.