Frühling, Herbst oder Winter?
Die derzeitige Witterung lässt viele bereits vom Frühling sprechen. Andere hingegen erinnert das Wetter in Deutschland aktuell mehr an den Herbst. Wer liegt richtig?
Kalendarisch und meteorologisch befinden wir uns noch mitten im Winter. Es sind vor allem die ersten beiden Monate des Jahres, die für markante Kaltluftvorstöße gut sind. Der Dezember legt sozusagen den Grundstein für einen „richtigen“ Winter, er sorgt quasi für die Vorwitterung. Also idealerweise für Bodenfrost oder eine geschlossene Schneedecke. Sind diese beiden Faktoren nicht vorhanden, so benötigt ein neuerlicher Wintereinbruch zu Jahresbeginn etwas mehr Zeit.
Entscheidend ist zudem die Großwetterlage, also die vorherrschende Höhenströmung. Wir benötigen einen permanenten Nachschub an kalter Luft und diese kann nur aus dem Osten oder Norden zu uns kommen. Die notwendigen Ost- und Nordlagen bleiben im Moment aus und somit dominieren westliche bis südliche Strömungsmuster. Wenn die Luft subtropischen Ursprungs ist und zugleich ein kräftiges Hoch mit seinem Zentrum über Spanien liegt, dann wird es auch bei einer resultierenden bodennahen Nordwestströmung nicht kalt in Deutschland.
Bei den aktuellen Tageshöchstwerten der Temperatur mag man sich an den Frühling erinnert fühlen, doch der Gesamtcharakter spricht (meteorologisch betrachtet) eher für den Herbst. Zum einen haben wir noch recht lange Nächte und zum anderen ist es zeitweise recht windig. Auch die oft tiefhängende geschlossene Wolkendecke (Stratocumulus) und die Anzahl an neblig-trüben Tagen überwiegen im Herbst. Dennoch; den Frühling verbinden wir mit ansteigender Temperatur und den Herbst mit sinkenden Temperaturwerten. Es ist also Ansichtssache und erst gestern berichteten wir über Wintereinbrüche nach einem milden Dezember und/oder Januar. Ob gefühlter Frühling oder Herbst, noch befinden wir uns im Winter.
Übrigens: Aus statistischen Gründen beginnt der Frühling für uns Meteorologen stets am 1. März und endet mit dem 31. Mai, demnach zählen die Monate März, April und Mai zum Frühjahr. Den Frühling kann man zudem in drei Phasen unterteilen. Als Vorfrühling wird die Phase von etwa Mitte Februar bis Ende März bezeichnet. Diese zeigt sich in der Pflanzenwelt mit der Blüte von Schneeglöckchen oder Hasel- und Erlensträuchern. Von Mitte März bis etwa Mitte April beginnt allgemein die volle Vegetation zu blühen und grünen (Mittfrühling). Der Vollfrühling beschreibt schließlich die letzte Phase, selbige beginnt mit der Apfelblüte. Üblicherweise beginnt die erste Vegetation im Südwesten Deutschlands, während man im Nordosten mehr als zwei Wochen länger warten muss.