Weiße Weihnacht - knapp verpasst!
Die Wetterlage der letzten Tage war für Meteorologen genauso abreitsreich wie spannend. Kurz vor den Festtagen befand sich Deutschland im Bereich einer sehr stark ausgeprägten Luftmassengrenze. Während sich einige Tage vor Weihnachten noch die Frage stellte, welche Luftmasse die Oberhand gewinnen sollte, war später noch offen wie schnell die warme Luft nach Osten vorankommen sollte...
Warm gegen kalt
Bereits Mitte Dezember sorgte der Vorstoß milder Luftmassen verbreitet für Glätte und Unfälle durch Schnee und später durch Eisregen. Die dazugehörige Warmfront drängte die kalte Luft schnell nach Osten ab. Während sich im Westen und Südwesten Deuschlands seither für die Jahreszeit relativ milde Luftmassen halten konnten, nahm die Kaltluft pünktlich zum kalendarischen Winterbeginn in den übrigen Gebieten Deutschlands einen neuen Anlauf und schob sich nach und nach unter die leichteren warmen Lufmassen.
Tief über dem Atlantik und Hoch über Nordosteuropa
Während in den Westen und Süden Deutschlands durch einen Tiefdruckkomplex über dem Atlantik allmählich immer mildere Luft herangeführt wurde, stemmte sich in Nordostdeutschland Kaltluft dagegen. Im Übergangsbereich der beiden Luftmassen fielen zeitweise Niederschläge, auf der kalten Seite (nach Nordosten hin) als Schnee, weiter südwestlich als Schneeregen oder Regen. Dort, wo die Straßen noch kalt waren, führte der flüssige Niederschlag zu teils extremer Glätte.
Am 22. und 23.12. führte ein Ausläufer von Tief "Quirina" neben vielerorts ergiebigen Regenmengen noch mildere Luft in die Südwesthälfte Deutschlands. Hoch "Thomas" versorgte Nordostdeutschland dagegen weiterhin mit kalter Luft und Dauerfrost. Während in vielen Gebieten die Schneefallgrenze beim Durchzug der Front schnell von wenigen hundert auf etwa 2000 Meter anstieg, konnte sich das Tauwetter nordöstlich Elbe nicht mehr richtig durchsetzen. So schneite es im Nordosten Deutschlands zeitweise, während sonst bei ergiebigem Regen mit Unwettergefahr und milden Temperaturen die Träume einer weißen Weihnacht häufig dahinschmolzen.
Exteme Temperaturkontraste!
Die Temperaturgegensätze am 4. Adventswochenende waren dabei so bemerkenswert wie extrem. So herrschten am Samstagmittag am Rhein stellenweise +9°C, zum Stettiner Haff hin war es mit -7°C um 16 Grad kälter. Am Sonntag stieg die Temperatur am Nachmittag im Südwesten schon auf 15°C, an der Oder herrschte hingegen bei -5°C mäßiger Frost und teils kräftiger Schneefall! Das entsprach einem Temperaturunterschied von 20°C und einer Kluft zwischen kaltem Winterwetter mit Schnee im Nordosten und fast frühlingshaft mildem Wetter im Südwesten! Aber wie ist so etwas möglich?
Kalte Luft hielt sich nordöstlich der Elbe hartnäckig
Die kalte Luft in Nordostdeutschland war deutlich schwerer als die warme Luft, auf die sie im Bereich der Elbe traf. Dadurch schob sich die warme Luft über die kalte Luft am Boden, ohne dass in Bodennähe die Temperatur merklich anstieg. Dieser Effekt wurde nochmals dadurch verstärkt, da im Nordosten Südost- bis Ostwind wehte, der an der Elbe auf nicht allzu starken Südwestwind traf. Dieser kalte Wind mit Ostkomponente hielt die warme Luft vom Nordosten Deutschlands in den unteren Luftschichten fern, während dort aber gleichzeitig in der Höhe immer mildere Luft ankam.
Gefährliche Wetterlage
Diese Wetterkonstellation war vor allem für viele Fußgänger und Autofahrer ein Albtraum, denn je mehr sich die Warmluft im Nordosten in der Höhe durchsetzte, desto häufiger fiel Regen anstatt Schnee vom Himmel. Doch dieser kam auf den Untergründen keinesfalls sofort zum Schmelzen! Im Gegenteil: Die frostig-kalte Luft in Bodennähe hielt sich nordöstlich der Elbe verbreitet noch bis zum Nachmittag. Zudem waren die Böden durch die Vorwitterung gefroren. Die Folge war Glatteis, das durch den permanent fallenden Regen teils zu richtigen Eispanzern auf Straßen, Gehwegen, Autos und Gegenständen anwachsen konnte. Die Folge waren zahlreiche Verkehrsunfälle durch Glätte. Am Abend verlor die bodennahe Kälte aber sogar im Nordosten allmählich an Boden. Bis Mitternacht, also pünktlich zum 24. Dezember, setzten sich auch in den letzten Kältehochburgen in Vorpommern bei auf Süd bis Südwest drehendem Wind Plusgrade durch. Damit verschwanden die Minusgrade gerade am Abend vor Heiligabend auch aus dem äußersten Nordosten Deutschlands! Doch gerade hier, im Osten Vorpommerns, wo sich die Wärme am spätesten durchsetzte und der Schnee durch einen Eispanzer widerstandfähiger gegen Tauwetter gemacht wurde, bestehen wenigstens anfangs noch Chancen einen Hauch von weißer Weihnacht zu erleben. Sonst wurde sie, außer im höheren Bergland, oftmals knapp verpasst.