Weihnachten und Statistik
Ab dem heutigen Samstag zieht sich der Winter immer mehr in den Nordosten Deutschlands zurück. Am Sonntag wird sich die Kälte schließlich auch im Osten Vorpommerns abschwächen. Die Großwetterlage stellt sich markant um.
Das Russlandhoch, welches in den letzten Tagen vor allem die Osthälfte Deutschlands noch fest im Griff hatte, verliert zusehends an Einfluss auf unseren Wetterablauf. Frontensysteme atlantischer Tiefdruckgebiete lenken von Südwesten her sehr milde Luft aus Spanien, teils sogar aus dem Nordwesten Afrikas in die Bundesrepublik. Vor allem entlang der Luftmassengrenze besteht bis einschließlich der Nacht zum Sonntag erhebliche Glättegefahr. Betroffen sind heute besonders Niedersachsen sowie Sachsen-Anhalt, nachfolgend auch die Regionen östlich der Elbe.
Am Sonntag entschärft sich die Glättesituation durch die deutliche Milderung. In diesem Jahr wird es für etwa 99% der Deutschen keinen Schnee zur Weihnachtszeit geben. Die letzten Rückzugsorte der weißen Pracht werden die höchsten Lagen der Gebirge sein. Nur oberhalb von 1500 bis 2000 m hat man Chancen auf eine geschlossene Schneedecke. In tiefen Lagen bringt der Warmluftvorstoß durchgreifendes Tauwetter, nur an geschützten Stellen werden sich noch ein paar Schneeflecken halten können.
Am Montag erwarten wir in Deutschland fast schon frühlingshafte Höchstwerte zwischen 6°C auf Rügen sowie auf Sylt bis örtlich 19°C (bei Föhn) im Süden Deutschlands. Einige Dekadenrekorde aus den Jahren 1977 und 1989 könnten überboten werden.
Gerade zur Weihnachtszeit wird Deutschland in regelmäßigen Abständen von recht milder Luft erfasst. In der Meteorologie spricht man von einer sogenannten Singularität (Weihnachtstauwetter). Nach eventuellen Kaltlufteinbrüchen im November/Dezember hat man es kurz vor den Feiertagen häufig mit südwestlichem Wind zu tun.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die mittlere Wahrscheinlichkeit für eine „Weiße Weihnacht“ im Flachland nur bei 10 bis 30% liegt. Oder anders ausgedrückt: Nur alle sieben bis zehn Jahre hat es in tiefen Lagen eine geschlossene Schneedecke gegeben. So sind in München erfahrungsgemäß nur etwa vier, in Berlin zwei oder drei, in Hamburg und Köln nur ein bis zwei von zehn Weihnachten weiß. Besser sieht es in der Statistik in den Mittelgebirgen aus. Je nach Höhenlage liegt die Wahrscheinlichkeit bei 30 bis 60%, in Gipfellagen ist man bei über 90% auf der sicheren Seite.