Unsichere Wetterentwicklung

Für Weihnachten zeichnet sich eine sehr milde Wetterlage ab. Doch die Modellunsicherheit ist groß.

Zwei ausgeprägte Wettersysteme stehen sich derzeit im europäischen Raum gegenüber (Abb. 1). Über Osteuropa liegt derzeit das riesige Kontinentalhoch "Thomas". Sein Zentrum befand sich am Samstagmorgen westlich des Uralgebirges, wo an der russischen Station Objacevo (150 m) ein Kerndruck von 1063 hPa ermittelt wurde. An dieser Station lag die Temperatur gleichzeitig bei -30°C. Andererseits hat sich die Tiefdrucktätigkeit auf dem Nordostatlantik weiter intensiviert. Im ausgeprägten Delta der Frontalzone kam es zu Zyklogenese über den Britischen Inseln, wo der Luftdruck im Kern von Tief "Nicki" 969 hPa erreichte. Damit betrug der Luftdruckgradient fast 100 hPa auf 3000 km.

Entsprechend hoch war die Windgeschwindigkeit. In Osteuropa wurde vielfach frischer, an der Ostsee auch stürmischer Südostwind beobachtet. Noch stärker war der Südoststurm in Südskandinavien, in Dänemark wurden schwere Sturmböen registriert. Im Lee der südlichen Skanden kam es zu Föhn mit Orkanböen bis 130 km/h selbst in tiefen Lagen. An der Atlantikküste stieg die Temperatur bis +5°C bei einer relativen Feuchte von lediglich 30 Prozent. Auf den Gipfeln der norwegischen Berge erreichte der Ostorkan 162 km/h.

Entlang einer Luftmassengrenze, die am Morgen von Südnorwegen zum Balkan reichte, strömen derzeit verschieden temperierte Luftmassen zusammen. Von Osten her ist dies kontinentale Frostluft, in der verbreitet -5 bis -10°C, in Rumänien örtlich auch Tiefstwerte bis -25°C gemessen wurden. Von Südwesten her drang dagegen sehr milde Meeresluft nach Europa vor. Entsprechend der weit südlich liegenden Frontalzone wurde dabei sogar Meeresluft tropischen Ursprungs mit einbezogen, die in der Frühe die südliche Iberische Halbinsel erreichte und dort örtlich nur Tiefstwerte von 18°C zuließ.

Die Grenze zwischen den gegensätzlichen Luftmassen befand sich am Morgen über Nordostdeutschland, wo bei Werten zwischen 0 und +4°C verbreitet Glatteisregen beobachtet wurde. In Ostbayern hielt sich die Kaltluft besonders zäh, teilweise wurden noch -3°C gemessen. Dagegen sank die Temperatur in Trier nicht mehr unter 9°C (Abb. 2). Die Warmfrontokklusion brachte verbreitet ergiebigen Regen, wobei in Todtmoos 38,9 mm in 24 Stunden gemessen wurde. Damit taute im Schwarzwald die Schneedecke kräftig, so dass in den kommenden Tagen Hochwassergefahr herrscht.

Bis zum Sonntag schwächt sich der atlantische Tiefdruckeinfluss vorübergehend ab. Reste von Sturmtief Nicki verlagern sich zum Wochenbeginn nach Norddeutschland und gehen in der dort liegenden Tiefdruckrinne auf. Östlich dieser Konvergenz können dabei wieder kältere Luftmassen einströmen, so dass die Temperatur in Ostdeutschland nur noch wenig über den Gefrierpunkt steigt. Im Westen bleibt die milde Luft aber wetterbestimmend, wie die Prognose für Donnerstag zeigt (Abb. 3).

Zur Mitte der Woche unterscheiden sich die Modelle dann erheblich. Während das amerikanische GFS erneut eine intensive Südlage berechnet, infolge der die Temperatur auch in Ostdeutschland schon vor Weihnachten auf Werte um 10°C ansteigen kann, zeigt das europäische ECMWF nochmals die Zufuhr kalter Luftmassen (siehe Abb. 4). Nimmt man die Ensembleläufe hinzu, bündeln sich diese im Wesentlichen in zwei Ästen, wobei der wärmere vom GFS, der kältere hingegen mehrheitlich vom ECMWF eingeschlagen wird (Abb. 5). Man darf abwarten, welches der beiden Modelle sich durchsetzen wird. Für die Westhälfte wird dagegen übereinstimmend mildes Weihnachtswetter berechnet.