Tückische Glätte
Gebietsweise gab es reichlich Neuschnee an diesem zweiten Adventswochenende, sodass vor allem bei den Winterdiensten wenig von Erholung zu spüren war. Noch kniffliger wird es allerdings mit dem Schwall milderer Meeresluft, den Tief "Marie" vorbei brachte. Achtung vor Glätte!
Denn nicht der Winter, der mit Dauerfrost im weißen Kleid daherkommt, macht Meteorologen und Winterdiensten die meiste Arbeit. Gerade die winterlichen Phasen, die meist so gar nicht schön weiß, sondern eher matschig und nass aussehen, bedeuten die größten Herausforderungen. Dieses ist am aktuellen Beispiel von Tief Marie wieder einmal sehr gut zu beobachten.
Denn wie bereits in den News reichlich Schnee angekündigt, gab es zunächst gebietsweise einen deutlichen Neuschneezuwachs. Doch schrumpfte die Schneehöhe in der Nordhälfte Deutschlands am Montagmorgen teils rasant, als Regen und Schneeregen bei leichten Plusgraden fielen. In Gera beispielsweise um 7 cm in nur 30 Minuten, von 13 auf 6 cm.
Sonne hat nur wenig Einfluss
Diese Plusgrade vom heutigen Morgen stellen dabei bereits die Höchsttemperaturen dar, im Tagesverlauf wird es von Nordwesten her nämlich eher wieder kälter. Dies ist in den Wintermonaten häufig der Fall, wo die Sonne nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Temperaturentwicklung hat; im Winter werden die Temperaturen hauptsächlich von den beteiligten Luftmassen "gemacht", erst recht bei starker Bewölkung.
Lage am Montagmorgen, Glättesituation
Schauen wir uns die Sache etwas näher an: das Tief "Marie" zog am Montagmorgen von der Nordsee über Deutschland hinweg südostwärts. Es brachte einen Schwall milderer Meeresluft mit (hellblaue Farbe in Abb. 2), die Ursache für die gebietsweise leichten Plusgrade.
Dies machte sich auch an der Art des Niederschlags bemerkbar. Auf dem entsprechenden Radarbild, das Schnee und Regen farblich unterscheidet (Abb. 3, rot bzw. blau), sieht man ganz deutlich den Einfluss der Meeresluft im Nordwesten: Die Schauer gingen vornehmlich als Regen nieder.
Allein hierdurch ist die Glättesituation angespannt - es herrscht nicht nur Glättegefahr durch Schnee oder Schneematsch. Dort, wo die Böden noch gefroren und schneefrei sind, kann der Regen stellenweise gefrieren, sodass trotz Plusgrade Glätte entstehen kann, dies gilt insbesondere auch für Kopfsteinpflaster, das sich deutlich langsamer erwärmt als Asphalt.
Glättesituation am Abend: Winterdienste bereit
Wie man sich anhand von Abb. 2 bereits vorstellen kann, wird mit Abzug des Tiefs "Marie" wieder zunehmend Kaltluft von Nordwesten her nach Deutschland gebracht. Dementsprechend gehen die Schauer entgegen des üblichen Tagesgangs wieder zunehmend als Schneeregen und Schnee nieder (Abb. 4). Dementsprechend muss nach einer Entspannungsphase vor allem mit Einbruch der Dunkelheit wieder zunehmend mit Glätte durch Schnee oder Schneematsch gerechnet werden, aber auch durch Gefrieren von Nässe und Tauwasser, wenn die Temperatur auf der Fahrbahnoberfläche wieder in den Frostbereich fällt (Abb. 5).
Unsere Winterdienstkunden, die über unser Portal www.glaette24.de und auch von uns Meteorologen individuell betreut werden, sind dementsprechend vorbereitet, wieder im Tagesverlauf verstärkt auszurücken. Wie so eine Vorbereitung über unser Portal aussieht, zeigen wir in Abb. 6 am Beispiel von Drochtersen in Niedersachsen mit der Prognosetabelle für den heutigen Tag. Wir sehen dort, wie die Temperatur um 20 Uhr heute Abend auf den Fahrbahnbelägen wieder unter 0°C sackt, sodass das vorhandene Wasser gefriert, außerdem ist immer wieder mit Schneeschauern zu rechnen. Dementsprechend warnt unser Meteorologe im Textfeld den Winterdienst weiter oben zunehmend vor Glätte durch Gefrieren von Nässe und Schnee.