November 2012 ein "Normalo"?
Kein großer Sturm, keine große Kälte - bislang war das Unauffällige das Auffällige am November 2012 - ein Blick in die Wetterkarten verrät, ob das bis zum Ende des Monats auch so bleibt.
Was haben Äpfel mit Mittelfristprognosen gemeinsam?
Mithilfe von Cluster- und Ensembleprognosen kann man einen seriösen Blick in die Wetterzukunft wagen. Damit ist nicht der Wetterablauf gemeint, denn das ist schlichtweg noch unmöglich. Vielmehr geht es um die Angabe einer Tendenz hinsichtlich der voraussichtlichen Großwetterlagen und daraus abgeleiteten Größen wie z.B. die Temperatur. Dabei bedienen wir Meteorologen uns der sog. "Ensembleprognosen" bzw. "Clusterprognosen".
Dazu nimmt man 50 Wettermodell-Läufe mit unterschiedlichen Anfangsbedingungen und schaut, welche Wetterlagen in der Mittel- und Langfrist dabei gerechnet werden. Anschließend schaut man sich an, welche Wetterlagen sich ähneln und wirft diese in einen gemeinsamen "Cluster". Das ist in etwa so wie beim Äpfelpflücken. Sie sortieren die Äpfel nach Aussehen und Farbe in verschiedene Körbe. Anschließend zählen Sie, wieviele Äpfel in den jeweiligen Körben liegen und bekommen so ein Mengenverhältnis.
Wir Meteorologen zählen ebenfalls wieviele Wetterlagen in den jeweiligen Clustern liegen und bekommen ebenfalls ein Art "Mengenverhältnis". Der Cluster, mit den meisten ähnlichen Wetterlagen ist demnach jener, der die wahrscheinlichste Wetterlagenentwicklung anzeigt. Daraus kann man dann u.a. die Temperatur ableiten, aber nicht den genauen Wetterablauf, da dieser aufgrund der Mannigfaltigkeit der Möglichkeiten nicht aus der Clusterprognose seriös ableitbar ist.
Mehrheit der Cluster zeigt eher milde Varianten
Schauen wir uns nun die Clusterprognose für den 20. November an (1), so erkennt man, dass die große Mehrheit der Cluster Wetterlagen andeutet, bei denen reger Tiefdruckeinfluss auf dem Atlantik herrscht und wir somit in einer westlichen bis südwestlichen Strömung verbleiben. Ein frühwinterlicher Kaltlufteinbruch ist also erstmal unwahrscheinlich. Das bestätigt auch die abgeleitete Ensembleprognose der Temperatur für Hamburg, Berlin und München (2). Winter sieht anders aus. Genauer am Beispiel Berlin: Die Temperaturen verlaufen mit großer Wahrscheinlichkeit über den jahreszeitüblichen Normalwerten (3).
Zum Ende des Monats kommt Spannung auf
Zum Monateswechsel zeigt die 4-Wochen Vorschau Temperaturen an, die unter den Mittelwert (gestrichtelte, violett farbene Linie) fallen sollen (4). Die möglichen Wetterlagen der Clusterprognosen (5) zeigen ebenfalls eine Zunahme jener Wettermodell-Läufe mit kälterem Wetter für uns (z.B. der Cluster mit den 17 Mitgliedern und jener mit den 6 Mitgliedern in der zweiten Reihe Mitte). Somit stehen die Chancen etwa 50:50, dass sich zum Monatswechsel kälteres Wetter bei uns einstellt. Gleichzeitig zeigt sich hier auch die große Unsicherheit. Denn auch das Anhalten der milderen Witterung ist zu rund 50% wahrscheinlich.
Fazit: Bis weit in die zweite Novemberdekade bleibt es wahrscheinlich zu mild für die Jahreszeit und Kaltlufteinbrüche erscheinen erstmal als sehr unwahrscheinlich. Danach wird die Prognose sehr unsicher und eine seröse Aussage kann derzeit noch nicht getroffen werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Kaltlufteinbruchs hat aber im Vergleich zur 2. Novemberdekade zugenommen.