Winterstürme bekommen Namen
Am heutigen Donnerstag ist es wieder Zeit, sich das Wetter am Wochenende genauer anzusehen, darum folgt heute wieder eine Ausgabe unserer MeteoShow. Daneben wenden wir einen Blick in die USA. Dort wird das größte Wetterfernsehen nun neben Hurrikanen auch Winterstürme mit Namen versehen.
Doch zunächst kümmern wir uns um unser Tief "Marianne" und ihren Auswirkungen mit der MeteoShow:
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USA: Winterstürme bekommen Namen
Was bei uns seit den 50er Jahren normal ist, sorgt in den USA derzeit für teils hitzige Diskussionen - dort hat das größte Wetterfernsehen The Weather Channel verkündet, dass es von nun an Winterstürme mit Namen versehen wird. Dies scheint auf den ersten Blick für uns in Deutschland nichts Besonderes, benennen wir doch Hochs und Tiefs seit den 50er Jahren. Die Praxis in den USA sieht jedoch anders aus: Die winterlichen Tiefs sollen dabei nur dann einen Namen vergeben bekommen, wenn es als wahrscheinlich gilt, dass sie auch für dichter bewohnte Gebiete eine Gefahr darstellen können.
Normale Tiefdruckgebiete werden damit nach wie vor nicht benannt. Dies ist in Deutschland anders: Hier werden alle für unser Wettergeschehen relevanten Hochs und Tiefs über Mitteleuropa seit 1954 mit Namen versehen. Diese wurden zuerst von der FU Berlin selbst vergeben, Tiefs hatten weibliche, Hochs männliche Vornamen. Seit 1998 wechseln die Geschlechter der Hochs und Tiefs jährlich. Im November 2002 startete dann die Aktion Wetterpate, seit dieser Zeit kann sich jeder ein Hoch oder Tief kaufen und selbst benennen. Der Erlös wird zur Aufrechterhaltung der studentischen Wetterbeobachtung an der Wetterstation Berlin-Dahlem eingesetzt. Nur auf diese Art ist es möglich, eine der längsten und vollständigsten Aufzeichnungsreihen fortzuführen. Diese Praxis ist weltweit einzigartig.
Kritik an der US-Namensvergabe
Die Absicht, nur potenziell gefährliche Winterstürme zu benennen, hat nach Veröffentlichung der bereits vorbereiteten Namensliste in den USA dagegen für Diskussionen gesorgt. Die Vorteile, die genannt werden, sind vor allem psychologischer Natur: Man erinnert sich zum Beispiel nicht an "das Orkantief vom 18. und 19. Januar 2007". Aber "Orkan Kyrill" ist uns bis heute ein Begriff.
Ähnlich wird auch für die USA argumentiert: an einen Wintersturm mit einem Namen könne man sich nicht nur im Nachhinein gut erinnern, er sei auch im Vorfeld viel leichter unter den anderen Tiefs zu verfolgen. Auch die Diskussion und Adressierung, vor allem im Internet, sei dadurch leichter. Ein benannter Sturm sei leichter durch die Suchmaschinen oder bei Twitter zu finden, und das Empfinden von Gefahr sei durch die Persönlichkeit, die dem Sturm durch einen Namen gegeben würde, konkreter.
Die Kritiker mahnen an, dass hier ein privater Wetterdienst durch die Namensvergabe entscheidet, welche Winterstürme denn gefährlich sind und welche nicht, dies betrifft vor allem die Ankündigung, potenzielle Stürme nur für ausreichend dicht bewohnte Gebiete zu benennen. Damit entscheide eine private Wetterdienstfirma über die Wichtigkeit der Tiefdruckwirbel. Wollen andere über die Stürme sprechen, so würden sie die Namen übernehmen müssen und eventuell auch The Weather Channel referenzieren. In Deutschland geschieht die Namensvergabe dagegen in Abstimmung mit den privaten Anbietern und dem staatlichen Wetterdienst, und dadurch, dass alle für unser Wettergeschehen relevanten Druckgebiete benannt werden, gibt es auch keine Vorauswahl, wie sie von den amerikanischen Kritikern angemahnt wird.
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