Gefahr durch ex-Hurrikan?

"Nadine" könnte nächste Woche mit Hurrikanstärke Portugal und Spanien heimsuchen - und bei uns?

Ein großes Ausrufezeichen muss über dem europäischen Wetter für die kommende Woche stehen. Denn mehrere Modellberechnungen deuten an, dass der Tropensturm Nadine als außertropisches Tief vor allem den Westen Portugals, Spaniens und Frankreichs heimsuchen könnte mit Sturm in Hurrikanstärke.

Tropensturm Nadine
Derzeit befindet sich Nadine nach wie vor südwestlich der Azoren und bringt dort starke Regenfälle mit sich. Die höchsten mittleren Windgeschwindigkeiten von Nadine bewegten sich am Freitagmorgen bei 100 km/h bei einem Kerndruck von 981 hPa. "Nadine" ist ein recht großer Tropensturm, in einem Abstand von 445 km um sein Zentrum wird dabei noch Sturmstärke erreicht.

Wir berichteten bereits in den vergangenen Tagen häufiger darüber: Große Unsicherheit herrschte bislang über den weiteren Werdegang des Tropensturms, und auch mit jetzigem Stand sind wir noch weit von einer sicheren Prognose entfernt. Das sollte man im Hinterkopf behalten, während man sich folgende Einzelberechnung des europäischen Vorhersagemodells ECMWF betrachtet - Es sind nur einzelne Lösungen.

Modelle berechnen extreme Unwetter
Extreme Unwetter kann man im Laufe der nächsten Woche erwarten, wenn es so eintrifft, wie die gestrige Berechnung des europäischen und das aktuelle amerikanischen Modell zeigen. Denn in diesem Fall verbleibt der Tropensturm nicht wie oft prognostiziert auf dem Atlantik, sondern er wird von einem Kaltluftvorstoß über Westeuropa "eingefangen" und dann als außertropischer Wirbel nordostwärts geführt.

Die entscheidende Phase für unser Wetter ist also der kommende Dienstag. Denn wie wir in Abb. 2 sehen, wird dann geklärt, ob der Wirbel wirklich in den Höhenwirbel mit Zentrum bei den Britischen Inseln mit aufgenommen wird oder nicht. In den folgenden Abbildungen sehen wir, was passiert, wenn ersteres der Fall ist:

Laut aktueller Berechnung wird der außertropische ex-Hurrikan "Nadine" dann über dem warmen Wasser des Ostatlantiks an Kraft gewinnen und als Orkantief am frühen, kommenden Donnerstag (27.09.12) Portugal und das westliche Spanien überqueren, um Donnerstagabend über die Bretagne ziehend und unter Abschwächung den Ärmelkanal zu erreichen:

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Die Werte, die dabei das europäische (und auch das amerikanische) Vorhersagemodell berechnen, sind dabei durchaus beeindruckend bis beängstigend: Der Kerndruck zum Höhepunkt der Entwicklung über der Iberischen Halbinsel liegt laut ECMWF-Prognose demnach in der Nacht zum kommenden Donnerstag bei 962 hPa liegen.

Sturm mit Hurrikan-Stärke
Die höchsten Windgeschwindigkeiten findet man dabei im Südostquadranten des Tiefs. Die erwähnte Berechnung produziert Windspitzen nahe 200 km/h über der portugiesisch-spanischen Grenze in der Nacht zum Donnerstag mit einem ausgedehnten Bereich von Windböen der Stärke 11 und 12 (Orkan) (Abb. 4). Mit den berechneten Windgeschwindigkeiten hätte "Nadine" anfangs noch die Stärke eines Kategorie 1 - Hurrikans. Überflutungen in Küstennähe und weitreichende Sturmschäden wären die Folge. Begleitet würde der Sturm von teils kräftigen Regengüssen, eine Prognose ist in Abb. 5 zu sehen.

Im weiteren Verlauf schwächt sich das Orkantief weiter ab, bleibt aber auf seinem Weg in die Bucht von Biskaya weiter gefährlich für Spanien sowie den Westen Frankreichs. Auch der Süden Großbritanniens könnten neben kräftigeren Regengüssen noch teils stürmische Ausläufer zum Freitag hin bekommen, bis dahin hätte die Unwettergefahr dann allerdings deutlich abgenommen. Trifft dieses Szenario so ein, so haben wir es mit einem markanten und seltenen Unwetterereignis zu tun.

Auswirkungen für Deutschland?
Was bekommen wir davon mit? In Sachen Wettergefahr kann man aus heutiger Sicht beruhigt sein, Dramatisches dürfte aus heutiger Sicht kaum passieren. Der Südosten Deutschlands könnte sogar davon profitieren, da hier die Chancen am größten sind, weit genug von den Regenfällen entfernt zu sein, aber von dem massiven Warmluftvorstoß zu profitieren, der sich auf der Vorderseite des Orkantiefs ergibt. Damit sind im Verlauf der kommenden Woche dort sogar vorübergehend sommerliche Temperaturen möglich.

Nach Westen hin ist dagegen die Wahrscheinlichkeit größer, die tropische Herkunft des Tiefs in Form kräftiger schauerartiger Niederschläge zu spüren. Zwar nehmen diese hierzulande wohl keine dramatischen Formen mehr an, aber kräftiger, teils gewittriger Regen kann von Westen her immer wieder auf Deutschland übergreifen.

Vor allem für Reisende: Wetter im Auge behalten
Für Urlauber und Flugreisende lohnt sich jedenfalls jetzt ein regelmäßiges Überprüfen der Wetterprognosen für die kommende Woche. Wir werden auch hier die Lage rund um die Uhr weiter im Auge behalten und an dieser Stelle sicher wieder darüber berichten.