Oktoberfest 2012
Normalerweise ist es mit den heutigen Hilfsmitteln, insbesondere mit den verschiedenen Vorhersagemodellen, möglich, das Wetter bis zu etwa einer Woche im Voraus hinreichend genau vorhersagen zu können. Zurzeit herrscht allerdings bei den Meteorologen großes Grübeln, wenn es allein schon darum geht, das Wetter für Samstag und damit für den traditionellen Fassanstich zum Oktoberfest 2012 in München zu prognostizieren. Warum ist das so?
"Nadine" bringt das Wetter durcheinander
Der Meteorologe betrachtet für die Wettervorhersage mehrere Computermodelle, allen voran das europäische Vorhersagemodell ECMWF sowie das amerikanische GFS, aber auch andere. Zudem gibt es zu den genannten globalen Modellen so genannte Ensembleprognosen, Vergleichsberechnungen, die zur Beurteilung der Eintreffwahrscheinlichkeit dienen. Wer Genaueres wissen möchte, dem empfehlen wir unseren Beitrag vom Modell zur Prognose.
In den meisten Fällen ist es heutzutage so, dass bis etwa Tag 5 die Unterschiede eher im Detail zu finden sind und die grundsätzliche Wetterlage gut eingeschätzt werden kann. Doch zeigen seit ein paar Tagen die Modelle sowohl von Berechnung zu Berechnung als auch untereinander immer wieder große Sprünge und Inkonsistenzen. Mal sieht es demnach für das Wochenende warm und ruhig aus, mal sehr nass, mal windig und mal beinahe windstill. Ursache für dieses derzeitige Tohuwabohu scheint der Tropensturm Nadine zu sein, der sich nach wie vor bei den Azoren befindet (wir berichteten).
Und das Wetter zum Oktoberfest-Start?
So sind wir vor große Probleme gestellt, wenn es darum geht, das Wetter in München zum Fassanstich am Samstag, den 22.09.12 vorherzusagen. Denn eine genaue Prognose ist schlicht nicht möglich. Niemand kann mit jetzigem Stand eine definitive Wettervorhersage abgeben, die eine zufriedenstellende Eintreffwahrscheinlichkeit hätte.
Dies wird allein dann klar, wenn man sich das Spektrum der Möglichkeiten mit der Ensembleprognose anzeigen lässt. Dies beginnt bereits bei der Temperatur (Abb. 2): Ohne auf Details achten zu müssen, erkennt man, dass diese auf der 850hPa-Druckfläche (im Mittel 1.500 m ü.NN) über München irgendwo zwischen 0 und 20°C liegen kann, je nach Wetter ergeben sich mögliche Höchsttemperaturen zwischen etwa 6 und 26°C für München (wobei diese Extremwerte mit überwältigender Wahrscheinlichkeit nicht eintreffen dürften).
Wettervorhersage für München richtig interpretieren
Schaut man sich aber aktuell (Stand: Mittwochmorgen, 19.09.12) unsere Wettervorhersage für München an, so sieht man dort ein Sonne-Wolken Symbol mit kräftigem Regen sowie Höchsttemperaturen von 15°C. Nun ist es wichtig, diese Vorhersage nicht wie in Stein gemeißelt zu betrachten, sondern richtig zu interpretieren:
Diese Prognose entsteht aus dem Multi-Model MOS und der Anpassung durch unsere Meteorologen. Das Multi-Model MOS selbst ist ein statistisches Vorhersageverfahren, dass Informationen aus mehreren Vorhersagemodellen und deren Ensembles nutzt. Zugleich passt der Meteorologe diese Prognose durch seine Kenntnisse und Erfahrungen weiter an. So bekommt man eine Vorhersage, die bei der gegebenen Unsicherheit zwar nicht zwingend genau so eintreffen muss, aber so nahe wie möglich an der Wahrheit liegt. Man sollte sich aber in diesem Fall ein recht großes Unsicherheitsintervall um die Prognose herum denken.
Hoffnung zum Schluss
So dürfte die derzeitige, wahrscheinlichste Prognose eher kühlen und unbeständigen Wetters die wenigsten Oktoberfest-Fans begeistern. Als Hoffnungsschimmer möchten wir noch hinzufügen, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 25 Prozent warmes, mit acht Prozent sogar sehr warmes Wetter möglich ist, wobei Föhn dafür sorgen könnte, dass sich auch die Sonne halten kann.
Doch ist man aus jetziger Sicht besser beraten, wenn man den Regenmantel und eher wärmere Wäsche für den Samstag einplant. Hilfreich ist es gerade jetzt, die Wettervorhersage regelmäßig auf Aktualisierungen zu überprüfen, zum Beispiel hier oder unterwegs mittels Smartphone und WeatherPro. Denn mit weiteren Überraschungen muss gerechnet werden.
Ein weiterer positiver Aspekt soll nicht verschwiegen werden: Zum Wochenwechsel hin steigt die Wahrscheinlichkeit für längere sonnige Abschnitte in München deutlich an.