Rückblick: Sommer 2012

Zu nass? Zu kühl? Zu warm? Kurz vor Ende des meteorologischen Sommers blicken wir zurück

Selten war ein Sommer in Deutschland so dominierend von einer Südwest-Wetterlage geprägt wie in diesem Jahr. Nahezu durchgehend fand sich auf dem östlichen Nordatlantik ein ausgedehnter Trog (Kaltluftvorstoß), der sich immer wieder weit nach Süden ausdehnte, so dass das Azorenhoch kaum eine Chance hatte, sich nach Europa hin auszudehnen. Stattdessen kam es in Südosteuropa zu vermehrtem Hochdruckeinfluss.

Damit verbunden war eine Südwestströmung, die weite Teile Europas über Wochen hinweg beeinflusste. Dementsprechend kam es zu großen Unterschieden bezüglich der Sommerwitterung. Im Südosten Europas gab es einen extremen Hitze- und Dürresommer, während es im Norden und Westen einen unbeständigen und teils leicht zu kühlen Sommer gab. Eine Luftmassengrenze verlief dabei von Südwest nach Nordost über Europa und war immer wieder mit Unwettern verbunden. Erst im August stiegen auch im Westen und Norden die Temperaturen über das Mittel an, da sich der Atlantische Trog allmählich nach Westen verlagerte.

Wetterlage in Deutschland
Die Luftmassengrenze zwischen dem heißen Südosten und dem kühlen Nordwesten lag in diesem Sommer häufig über Deutschland. So verwundert es nicht, dass es in Deutschland einen enormen Temperaturgegensatz zu verzeichnen gibt. Im Nordwesten lag der sommerliche Mittelwert im Bereich des langjährigen Mittels von 1961-90. Nach Südwesten hin lagen die Werte rasch über dem Klimamittel, südlich des Mains war es sogar sehr warm mit einer Abweichung von +1 bis über +2 Grad. Noch extremer war der Sommer auf den Alpengipfeln. Hier wurden teilweise Abweichungen von +3 Grad ermittelt, Werte, die seit dem Rekordsommer 2003 nicht mehr erreicht wurden.

Temperaturen im Juni
Im Verlauf des Sommers änderte sich die Lage der Luftmassengrenze mehrfach, so dass es ausgeprägte Temperaturschwankungen von Woche zu Woche gab. Kühle Phasen waren mit einer nach Südosten verlagerten Luftmassengrenze verbunden. Dies wurde vor allem im Juni beobachtet.

Eine Ausnahme bildete die dritte Juniwoche, als sich die Luftmassengrenze vorübergehend in die Mitte Deutschlands verlagerte, so dass es in der Osthälfte am 18. Juni einen heißen Tag gab. Der Westen verblieb dagegen bis zum Ende des Monats in kühleren Luftmassen, so dass es verbreitet nicht einen einzigen Sommertag mit mehr als 25°C gab.

Temperaturen im Juli
Das änderte sich erst zum Ende des Monats Juni, als die Luftmassengrenze kurzzeitig auch den Nordwesten mit Werten um 25°C erfasste. Sie verlagerte sich im Juli aber nach und nach wieder südostwärts, womit die Temperaturen verbreitet zurück gingen. Zwei Wochen lang, bis zum 23. Juli, regenerierte sich der Tiefdruckeinfluss von Westen her. Erst danach stellte sich die Wetterlage für einige Tage grundsätzlich um, da sich ein Tiefdruckgebiet über die Alpen in den Mittelmeerraum verlagerte.

Eine solche Wetterlage ist im Hochsommer selten und brachte dem Süden Europas willkommenen Regen, während sich nördlich des Tiefs ein Keil des Azorenhochs bis nach Mitteleuropa ausdehnen konnte. In dieser sommerlichen Phase wurden verbreitet die höchsten Werte für den Juli erreicht, die meist 30°C, im Südwesten auch 35°C überschritten. Sobald sich das stützende Mittelmeertief auflöste, stellte sich die dominante Südwestlage am 28. Juli erneut ein und brachte bis zum Ende des Monats kühleres und unbeständiges Wetter.

Temperaturen im August
Im August verlagerte sich der atlantische Trog dann allmählich nach Westen. Hochdruckgebiete breiteten sich von der Iberischen Halbinsel zunächst nach Westeuropa (7.-11. August), dann Nordeuropa (11.-15. August) und schließlich nach Mitteleuropa (15.-21. August) hin aus. Damit verbunden war eine Hitzewelle, die sich von der Iberischen Halbinsel bis nach Deutschland ausdehnte. Hier stieg die Temperatur ab dem 12. August über das Mittel. In der Zeit vom 18. bis 21. August wurden verbreitet die Jahreshöchstwerte registriert, als sich afrikanische Luftmassen bis zum Boden durchsetzten und örtlich Werte bis nahe 40°C brachten.

Nicht nur in Dresden stieg die Temperatur dabei so hoch wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn (in der Innenstadt bis 39,8°C), sondern auch auf einigen Bergen wie dem Jungfraujoch in der Schweiz, was die Außergewöhnlichkeit dieser Hitzephase unterstreicht. In der Folge stellte sich nochmals eine Südwestlage mit Luftmassengrenze ein, bevor sich zum Ende des Monats die Neigung zu Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa fortsetzte, verbunden mit Höchstwerten zwischen 25 und 30°C.

Niederschlag und Unwetter
Bezüglich des Niederschlags zeigen die meisten Stationen eine nahezu ausgeglichene Bilanz (siehe Abb. in der Seitenleiste dieser News). Während es im Südosten vermehrt zu Gewittern kam, bestimmten im Nordwesten häufige, aber dafür nicht sehr intensive Regenfälle die Sommerwitterung. Das längere Ausbleiben trockener Phasen führte gebietsweise zu Problemen in der Landwirtschaft, die erst durch den vermehrt hochdruckgeprägten August gemindert wurden. Die Waldbrandgefahr war deutschlandweit im Mittel niedrig.

Schließlich sei noch die Neigung zu heftigen Gewittern und Unwettern betont: In der dritten Juniwoche gab es vor allem im Süden und Osten schwere Unwetter mit Sturm, Hagel und lokalen Überflutungen, die allerdings bei weitem nicht die Ausmaße der österreichischen Unwetter annahmen, wo gebietsweise neue Rekordwerte gemessen wurden und es mehrmals Katastrophenalarm durch Murenabgänge und Überschwemmungen gab.

Die Wärmeperiode vom 28. Juni bis 10. Juli wurde erneut von schweren Unwettern begleitet, die fast alle Regionen mit Ausnahme des Nordwestens betrafen. Den Nordwesten traf es dann am 27. Juli mit einer stürmischen Gewitterfront. Die Unwetterneigung nahm dann nochmals ab dem 15. August zu, wobei zum wiederholten Male der Süden und Osten Deutschland betroffen war.

Sonnenscheinbilanz
Zum Schluss sein noch angemerkt, dass der Sommer in den meisten Regionen eine ausgeglichene Sonnenscheinbilanz zeigte. Am sonnigsten war es dabei nördlich und östlich der Alpen und Mittelgebirge, wo das Mittel meist überschritten wurde.