Ungewöhnlich oder normal?
In den zurückliegenden Tagen berichteten die Medien fast täglich über starke Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen, die vielerorts zu Überschwemmungen führten. Da stellt sich rückblickend die Frage: gab es eine derartige Häufung von Unwettern auch schon früher oder ist sie ein Phänomen des Klimawandels?
An sich sind Unwetter, wie wir sie erlebt haben, nichts Ungewöhnliches für den mitteleuropäischen Raum – ihr gelegentliches Auftreten im Sommer gilt als normal. Ungewöhnlich ist allerdings die permanente Wiederkehr von gewittrigen Starkniederschlägen, welche aktuell aus einer über mehrere Wochen anhaltenden Südwestströmung herrührte. Vor allem die ersten Julitage brachten mehrfach 24-stündige Niederschlagsmengen von über 50 l/qm.
So waren am 30. Juni zunächst die Südpfalz und Nordbaden von Niederschlagsmengen über 50 l/qm betroffen, am 2. Juli dann der Osten Sachsens. Am 5. Juli gingen ähnlich hohe Regenmengen in weiten Teilen Sachsens und Südbrandenburgs nieder, aber auch vereinzelt in Ostthüringen, Sachsen-Anhalt und im östlichen Niedersachsen. Schließlich gab es auch noch am 6 und 7. Juli ein paar einsame Spitzenreiter im Vogtland, in Ostniedersachsen und in Mecklenburg.
Auffällig ist bei solchen Unwetterlagen, dass trotz wiederholter Betroffenheit einer Region nur selten die gleichen Orte betroffen sind. Das liegt daran, dass die gewittrigen Starkniederschläge häufig lokal begrenzt und völlig regellos über das Land ziehen. Ein schönes Beispiel gibt das Radarbild vom Nachmittag des 6. Juli wieder (Abb. 2). Eine gewittrige Schauerlinie, die sich über eine schwülwarme Luftmasse mit Taupunkten um 20°C nach Nordosten bewegte, bildete zwei intensive Zentren aus, die einmal östlich von Braunschweig und ein zweites Mal bei Zwickau zu beachtlichen Regenmengen führte (Abb. 3). Eine Animation zeigt die Bewegung der Schauerlinie und die gleichzeitig stündlichen Messwerte (Abb. 4).
###YOUTUBE###
Letztendlich bleibt festzuhalten, dass hin und wieder ein Ort von solchen Ereignissen betroffen sein kann, aber auch bei solch andauernden Unwetterlagen, wie wir sie jetzt hatten, nicht betroffen sein muss. Auch in der Vergangenheit gab es ähnlich aktive Phasen, wie die Gegenüberstellung der jährlich höchsten Tagesmengen von Sangerhausen südlich des Harzes zeigt (Abb. 5). Vor allem die Zeit zwischen 1950 und 1980 brachte nicht nur höhere Absolutmengen, sondern auch eine Häufung von Ereignissen mit mehr als 50 l/qm, wie ein Vergleich mit dem Geschehen im Umland ergab.
Eine Häufung von Starkniederschlägen ist also kein Phänomen der Neuzeit, selbst wenn man sie dem Klimawandel zuschreiben möchte, denn das Klima befindet sich ohnehin in einem beständigen Wandel.