Wochenübersicht

Große Anomalien sorgen für Sandstürme in der Sahara, Schnee in Tibet und Eismassen vor Alaska.

Ausgeprägte Temperaturanomalien sind derzeit auf der Nordhemisphäre zu finden. Weit südwärts ausgreifenden Kaltlufteinbrüchen stehen warme Südströmungen gegenüber. Beginnend am 0. Längengrad wandern wir ostwärts und schauen uns die entsprechenden Regionen an.

  1. Westlicher Mittelmeerraum bis Sahara
    Wir starten bei 0 Grad Länge und erkennen auf unserer EFI-Karte (Abb. 1) sofort eine enorme negative Anomalie über dem nordwestlichen Afrika. Ein beeindruckender Trogvorstoß sorgt hier für kräftige Nordwinde (Abb. 2), die sehr kühle Luftmassen über die Iberische Halbinsel nach Afrika führen. Mit Gewittern hat die Kaltfront am Sonntag den Atlas erreicht, wo die Schneefallgrenze bis auf unter 1500 Meter absinken kann. Im Lee des Atlas strömt die Kaltluft dann zum Wochenbeginn in die Sahara. Dabei verschärfen sich die Temperaturgegensätze zur über der Sahara liegenden Wüstenluft. Mit Südwind wird nämlich vor der Front sehr heiße Luft aus der südlichen Sahara herangeführt. Die entsprechenden Dichteunterschiede an der Kaltfront führen am Dienstag zur Bildung eines Sturmfeldes über Libyen, das sich in den folgenden Tagen über weite Teile der Sahara bis hin zur Sahelzone ausweiten könnte. Schwere Sandstürme sind wahrscheinlich die Folge, wie auch die EFI-Karte für den Wind (Abb. 3) deutlich zeigt. Der Kaltfrontdurchgang spielt sich dabei meist so ab, dass auf einen besonders starken Temperaturanstieg auf Werte über 40°C schwere Sandstürme einsetzen. Ein Beispiel für den Temperaturverlauf gibt die Prognose für den Ort Al Jawf im Südosten Libyens. Die Lage der Kaltfront ist anhand der Mittagstemperatur dargestellt (Abb. 4).

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  2. Tibet und Umgebung
    Bei 90 Grad östlicher Länge erreichen wir auf unserer EFI-Karte (Abb. 1) eine zweite starke Anomalie: Nördlich des Himalaya ist es ungewöhnlich kalt. Der Grund hierfür ist aber nicht eine kalte Nordströmung. Stattdessen wird diese Kälte vor Ort produziert. Das Hochland von Tibet weist eine ungewöhnlich ausgedehnte Schneedecke auf. Üblicherweise sind diese Regionen sehr trocken. Die Schneedeckenanomalie sorgt für eine kräftige Ausstrahlung, so dass es deutlich zu kalt ist. Die Temperaturkarte (Abb. 5) zeigt den enormen Gegensatz, der sich zum immer heißer werdenden Indien aufbaut. Für Indien könnte die Kältewelle in Tibet noch Folgen haben. Bei Höchstwerten, die nun regelmäßig 40°C überschreiten und im Verlauf der nächsten Wochen auch 50°C erreichen können, wartet die Region sehnsüchtig auf den Monsun. Der aber ist auf ein Hitzetief über dem Hochland von Tibet angewiesen. Stattdessen liegt der Luftdruck in Folge der dichten Kaltluft noch sehr hoch, so dass sich der Beginn des Monsuns verzögern könnte.
     
  3. Beringstraße
    Inzwischen befinden wir uns bei 170 Grad westlicher Länge. Auch die Beringstraße westlich von Alaska ist weiterhin von kalten Luftmassen bestimmt (Abb 1). Kaltluftausbrüche aus der Arktis haben hier schon in den vergangenen Wochen für sehr kaltes Wetter gesorgt. Dabei dehnte sich das Meereis weit über das gewöhnliche Niveau aus. Mit einer Ausdehnung von einer Million Quadratkilometern ist die Eisfläche um 400.000 Quadratkilometer größer als üblich!
     
  4. Nordostamerika
    Bei 60 Grad westlicher Länge soll diese Reise im Nordosten Amerikas enden. Wie schon in den vergangenen Wochen wird hier ein erneuter Warmlufteinbruch erwartet (Abb. 1). Damit setzt sich das Tauwetter im Osten Kanadas fort. An der Grenze zu den USA werden am Sonntag über 20°C erwartet. Auch weiter westlich war es in den vergangenen Wochen sehr warm. Die Schneegrenze hat beispielsweise bereits die südliche Hudson Bay erreicht. Dort ist nach dem recht kalten Winter das Eis schon aufgebrochen und zerfällt in Schollen. Üblicherweise ist die Hudson Bay im April noch fest zugefroren. In den kommenden Tagen geht die Temperatur an der Hudson Bay aber wieder zurück, wie die EFI-Karte für die Temperatur (Abb. 1) zeigt.