Besonderer Ostersonntag

Am Himmel fand am Ostersonntag ein Kräftemessen von Winterkälte und Frühlingssonne statt.

Rein astronomisch ist die Frage nach der Jahreszeit längst entschieden: Die Erde hat sich auf ihrem Weg um die Sonne bereits weit auf die Nordsommerseite ihrer Umlaufbahn bewegt. Der Sonnenstand ist vergleichbar mit dem von Anfang September. Doch es dauert, bis die Sonne Eis und Schnee über den Nordpolargebieten schmelzen kann, so dass uns im April noch kräftige Kaltlufteinbrüche erreichen können.

 

Ein solcher Kaltlufteinbruch fand an diesem Osterwochenende statt. Mit nördlichem Wind gelangte sehr kalte arktische Luft zu uns. In 3 km Höhe sank die Temperatur am Samstag auf Werte um -20°C ab. Schneeschauer zogen südwärts und hinterließen gebietsweise auch im Flachland eine dünne Schneedecke von bis zu 2 cm (Abb. 1). Die Temperatur sank in der Osternacht verbreitet in den Frostbereich ab.

So hatte der Winter Deutschland am Ostermorgen noch einmal fest im Griff. In Süddeutschland schneite es teils kräftig, und die Schneedecke wuchs beispielsweise im südlichen Landkreis München auf 10 cm an. Nach Norden hin gab es dagegen größere Auflockerungen, und auf dem Satellitenbild vom Morgen (Abb. 2) sind die hellen Schneeflächen östlich von Berlin und an der polnischen Ostseeküste zu erahnen.

Dann stieg die Sonne am Himmel und entfaltete eine Kraft vergleichbar zum Ende des Sommers. Dadurch wurde die trockene Kaltluft ordentlich aufgeheizt. Am Nachmittag wurden in Norddeutschland 6 bis 11°C erreicht (Abb. 3). Wie in einem Kochtopf begann die kalte Luftmasse zu brodeln, wobei am Boden erwärmte Luftblasen nach oben blubberten und in ihrer Umgebung trockene Kaltluft aus höheren Schichten zum Boden absank.

Am Mittag war dieser Prozess bereits voll in Gang gekommen. Obwohl bodennah nur wenig Feuchte vorhanden war, konnten die aufsteigenden Luftmassen ab etwa 1,5 km Höhe Wolken bilden, abgesehen vom äußersten Norden, wo die Kaltluftschicht hierfür zu flach war und bis zu 12 Sonnenstunden zusammenkamen (Abb. 4 und 5). Die Wolkenentwicklung war auf die Kaltluftschicht beschränkt, so dass sie meist in etwa 2 bis 3 km Höhe ihre Obergrenze erreichte. Hier hätten sich die Wolkenmassen ausbreiten und eine geschlossene Wolkenschicht ausbilden können. Doch die Erwärmung war stark genug, um das kräftige Blubbern in der Atmosphäre am Leben zu erhalten, so dass sich zwischen den Wolken durch kräftiges Absinken wolkenfreie Gebiete halten konnten.

So gab es einen meteorologisch bemerkenswerten Tag: Die flachen Quellwolken konnten sich in der sehr kalten Luft zu Schneeschauern entwickeln, während die zwischen den Schauern absinkende Luft für außerordentliche Trockenheit sorgte. Mit Taupunktswerten bis -12°C erreichte die relative Feuchte örtlich weniger als 30 Prozent (Abb. 6 und 7). In dieser trockenen Luft konnten die Schneeflocken der Schauer ohne Tauprozess den Boden erreichen, obwohl die Temperatur deutlich im Plusbereich lag. Abb. 10 zeigt, dass an vielen Stationen Schauer registriert wurden.