Flut in der Wüste

Die Atacamawüste, die trockenste Wüste der Erde, hat mit Flut nach ungewöhnlichem Starkregen zu kämpfen

Die Atacamawüste im Norden Chiles, Südamerika, liegt im Regenschatten der Anden. In dieser als trockenste Wüste der Erde geltenden Region kam es in der vergangenen Woche zu ungewöhnlichen Regenmengen - Überflutungen waren die Folge.

Nach für die Region erheblichen Regenmengen (inoffiziellen Quellen zufolge um die 40 mm) an den Westhängen der Anden im Norden Chiles wurden allein in dem kleinen Ort San Pedro de Atacama zwölf Häuser zerstört und weitere acht schwer beschädigt. Ein anderer höher gelegener Wüstenort namens Toconao wurde ebenfalls schwer beschädigt, er ist nahezu vollständig unbewohnbar. Das wenige Nutzland der Region wurde durch die Überflutungen des Toconao-Flusses fortgerissen und ist zu 100 Prozent zerstört. Der Bürgermeister von San Pedro de Atacama wird zitiert mit den Worten, dass so etwas zuvor noch nie passiert sei. Insgesamt sind 800 Menschen durch die Unwetter betroffen.

Der Fluss führt normalerweise wenig bis gar kein Wasser, brachte jetzt jedoch die Regenmengen der Anden durch die Wüste in Richtung Pazifik. Die betroffenen Dörfer wurden dabei zeitweise von der braunen, schlammigen Flutmasse bis zu zweit Meter hoch überflutet.

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Trockenste Wüste der Erde
Die Region ist Teil eines geschlossenen Höhentals, der Salar de Atacama in den Anden im Norden Chiles auf einer Höhe von etwa 2.500 Meter über dem Meeresspiegel. Obwohl die Klimaaufzeichnungen aus der Region sehr lückenhaft sind, ist es wahrscheinlich, dass einige Orte dort über Jahre hinweg keinen Niederschlag bekommen. Laut der Wetterseite weatherbase.com soll der ebenfalls dort befindliche Ort Monturaqui sogar seit zwölf Jahren keinen Niederschlag bekommen haben.

Auch im aktuellen Fall traten die Niederschläge, die mit Schwerpunkt zwischen 10. und 15.02.2012 auftraten, regional sehr begrenzt auf. Beispielsweise wurde in Calama an der nächsten amtlichen Wetterstation kein Niederschlag registriert, doch auch dort kam es zu Überflutungen, wie in Abb. 1 zu sehen ist.

Ursache für die Trockenheit
Wie an den Videos anhand der Reaktion der Menschen zu sehen ist, stellt jeder Regen für die Region eine Besonderheit dar. Grund ist die spezielle geographische Lage der Atacamawüste zwischen Anden und Pazifik. Mögliche Niederschläge von Osten her werden durch das hohe Gebirge abgeschirmt. Von Westen her ist selten bis kaum Niederschlag zu erwarten. Vor Chile befindet sich nämlich eine kalte Meeresströmung, der Humboldt-Strom (Abb. 4), der von der Antarktis kommend das Meerwasser nordwärts entlang der Küste Chiles führt und dafür sorgt, dass die Wassertemperatur um sieben bis acht Grad niedriger ist als außerhalb seines Einflussbereichs. Über dem kälteren Pazifikwasser sinkt die Luft ab, sodass dort überwiegend Hochdruckeinfluss herrscht.

Dieser scheint durch leicht übernormale Temperaturen in diesem Bereich (Abb. 5) jedoch derzeit leicht geschwächt zu sein, sodass Tiefausläufer die Chance haben, auch westlich des Andenkamms regional für Niederschläge zu sorgen.