Glätte am Montagmorgen
Der Start in die neue Woche und damit in den Rosenmontag verlief leider mit einigen Tücken. In vielen Regionen vor allem der Nordhälfte Deutschlands kam es zu zahlreichen Unfällen und Straßensperrungen. Der Grund war Straßenglätte.
"Aprilwetter" am Sonntag
Ursache für die entstandene Glätte war die Vorwitterung von Sonntag bis in die Nacht zum Montag. Denn zuvor zog ein Tiefausläufer von Nordmeertief Quiana von Norden her nach Deutschland. Auf der Rückseite dieses Tiefausläufers konnte sich dabei polare Meeresluft durchsetzen (Abb. 2).
Durch die vor allem in der Höhe nun kältere Luft entstand dabei das, was man als typisches Aprilwetter bezeichnen kann: Bei leichten Plusgraden im Flachland kam es neben vielen Wolken auch zu Auflockerungen, aber neben dem Sonnenschein entstanden auch immer wieder Schauer, die je nach Intensität und Tageszeit Regen, Schnee oder auch Graupel brachten. Diese bildeten sich vor allem beim Durchzug eines so genannten Höhentroges, einem Gebiet tiefen Luftdrucks in der Höhe. Den Namen hat er von der Form der Höhenlinien, der Isohypsen, die an die Form eines Futtertroges erinnern (weiße Linien in Abb. 3).
Tückischer Wetterablauf
Die Schauer ließen dann im Verlauf des Abends von Norden her nach, und kurz danach lockerte die Bewölkung rasch auf, teils war es für längere Zeit klar. Zu dieser Tageszeit und auf diesem Temperaturniveau bedeutete dies das Entstehen tückischer Glätte. Was geschah also im Detail?
Die Schauer brachten Niederschläge, egal ob in fester oder flüssiger Form, die mit Einsetzen der Dunkelheit auf Straßenoberflächen fielen, die im Flachland noch größtenteils leichte Plusgrade hatten. Mit den Niederschlägen kühlte die Fahrbahn durch die Verdunstungskälte ab, teils schon in den Frostbereich. Falls nicht, sorgten spätestens die nachfolgenden Aufklarungen dafür, dass die Fahrbahnoberfläche bis unter den Gefrierpunkt abkühlen konnte. Denn bei Aufklaren wird von der Oberfläche her die Wärmestrahlung in den Weltraum abgegeben. Dadurch konnte die Restnässe der Schauer auf der Fahrbahn gefrieren. Und das, obwohl das Autothermometer noch Plusgrade zeigte, da die Luft selbst noch nicht so stark abgekühlt war.
Glättebildung am Beispiel Holzdorf
Wir sehen den Effekt durchziehender Schauer sehr schön am Diagramm der Glättemeldeanlage von Holzdorf (Abb. 4) auf der Grenze Sachsen-Anhalt / Brandenburg (Abb. 5). Wir erkennen anhand der roten Linie der Lufttemperatur sowie der grünen der Fahrbahnoberflächentemperatur, wie die Schauer am Sonntagabend zwischen 18 und 19 Uhr kühlend gewirkt haben. Jedoch ist hier auch noch ein zweiter Effekt sichtbar: Durch die Verdunstung stieg dabei zeitgleich die Luftfeuchtigkeit (blaue Linie) an.
Als die Fahrbahn dann im Laufe der Nacht weiter abkühlte, wurde zudem die Bildung von Reif begünstigt. Dieser bildete sich in Holzdorf beginnend ab etwa 21:30 Uhr, zu dem Punkt als die Fahrbahntemperatur unter den so genannten Taupunkt (ein Maß für die Luftfeuchtigkeit) sackte. Dies erkennt man auch in Abb. 6, wo weiter nördlich nach längerem Aufklaren bereits vermehrt Minustemperaturen auf der Fahrbahn zu sehen sind.
Glätte auch bei Plusgraden
So wurden die Fahrbahnen durch Gefrieren von Nässe und Reif gefährlich glatt. Problematisch wurde dies zum einen dadurch, dass diese Glätte im Vergleich zu Schneeglätte nicht gut sichtbar ist. Zum anderen erwartet nicht jeder auftretende Glätte, wenn das Thermometer noch Plusgrade zeigt. Als Faustregel gilt, dass man ab unter +5°C bereits vorsichtig sein sollte, da dann Straßenglätte entstehen kann.