MeteoShow & Orkantief
Auch, wenn wir und der Großteil der Menschen in Europa nicht unmittelbar davon betroffen sein werden, verdient Tief Xaver seine Beachtung. Ein über dem äquatorialen Atlantik entstandenes Tief entfaltet in den kommenden Stunden und Tagen seine ganze Energie in Form von Orkan und Regengüssen zwischen Island, Schottland und Norwegen. Doch zunächst der Blick auf Deutschland mit unserer MeteoShow:
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Orkan "Xaver" in Entstehung
Dass im Herbst kräftige Sturmtiefs bei Island vorbei ostwärts über Europa ziehen, ist dabei nichts Ungewöhnliches. Beachtenswert ist aber die Intensität und Herkunft dieses aktuellen Druckgebildes "Xaver". Zum Start in den Donnerstag, 24.11.11, wurde es mit seinem Zentrum über dem Ostatlantik noch weit westlich vor Irland mit einem Kerndruck von 980 hPa analysiert (Abb. 1 und 2). Anhand der Isobaren, der Linien gleichen Luftdrucks, kann man erkennen, dass dort der Wind bereits beträchtlich Fahrt aufgenommen hat. Andererseits ist die räumliche Ausdehnung dieses Tiefs nicht besonders groß.
Jedoch trägt es eine große Menge Energie in sich, latent vorhanden durch eine große Menge feuchter und warmer Luft in seinem Kern, und diese verdankt es seiner Herkunft. Es ist nämlich in den vergangenen Tagen in Äquatornähe über dem mittleren Atlantik als tropische Störung entstanden (wir berichteten bereits gestern in unseren Wetter News darüber).
Durch die Höhenströmung nach Nordosten geleitet, wird "Xaver" nun in die Frontalzone aufgenommen, sozusagen biegt es auf die Autobahn ein, auf der die Tiefs über uns in Europa hinweg ziehen. Dabei kann es diese Energie in Form von Sturm und seine Feuchtigkeit in Form von kräftigen Niederschlägen entfalten.
Rekordverdächtig stark
Nach derzeitigen Prognosen soll es bereits um 19 Uhr am heutigen Abend einen Kerndruck von unter 950 hPa besitzen mit einem kleinräumigen, aber sehr kräftigen Sturmfeld (Abb. 3). Den Höhepunkt wird dieses Tief wohl dann Freitagnachmittag oder in der Nacht zum Samstag erreicht haben, dann befindet es sich im Nordmeer vor der Küste Norwegens (Abb. 4). Ein derartig kräftiges Tief ist selbst für diese Region und diese Jahreszeit beachtenswert bis rekordverdächtig. Zum Vergleich: Der tiefste bisher in Deutschland gemessene Luftdruck beträgt 955,4 hPa (27.11.1983 in Bremen).
Orkanböen, Wellen und Regen
Dementsprechend kräftig sind die Auswirkungen dieses Tiefs. Während sich auch die stärksten Winde und Regengüsse über dem offenen Meer auftreten werden, so ist dennoch im Norden Irlands mit schweren Sturmböen und im Norden Schottlands gar mit Orkanböen zu rechnen. Interessant wird es sicherlich, von Freitag auf Samstag die Wettermeldungen von den Färöer-Inseln zu verfolgen, während das Hauptsturmfeld dort entlang zieht (unser Vorhersagemodell prognostiziert bereits mittlere Winde von über 100 km/h, siehe Abb. 6, die Windspitzen liegen noch deutlich darüber).
In Abb. 5 ist zu sehen, wie sich der kräftigste Sturm danach vor allem das mittlere Norwegen erreicht, im Süden Norwegens sowie im Weststau der schottischen Berge treten in der Nacht zum Samstag die kräftigsten Niederschläge auf (Abb. 7).
Neben diesen gefährdeten Regionen ist es vor allem die Schifffahrt, die wohl entweder ihre Routen anpassen oder pausieren muss. Vor der Küste Norwegens türmen sich mit dem strammen Sturm dementsprechend auch die Wellenberge (Abb. 8).