Wo wird es glatt?
In den vergangenen Tagen hörte man wieder vermehrt von Unfällen aufgrund von Straßenglätte. Auch, wenn das Wetter weiter ruhig ist, sollten Autofahrer daher Vorsicht walten lassen. Um zu wissen, wo die Glättegefahr am größten ist, beschäftigen wir uns heute mit dem derzeitigen Hauptproblem, der Reifglätte.
Unfälle am Wochenende
Leider sind am zurückliegenden Wochenende Unfallopfer aufgrund von Glätte zu beklagen. So kam es beispielsweise in Brachthausen, Kreis Olpe, Nordrhein-Westfalen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 13.11.11, zu einem schweren Unfall, laut Medienangaben mit fünf Schwerverletzten:
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Noch mehr Unfälle ereigneten sich in der gleichen Nacht in Bayern. Der wohl folgenschwerste fand dabei auf der A3 bei Deggendorf. Auf einer Brücke stießen im dichten Nebel 12 Autos aufeinander, dabei wurden neun Menschen verletzt, fünf von ihnen schwer, so berichtet der Merkur.
Vorsicht vor allem auf Brücken
Gerade zu dieser Zeit des herannahenden Winters fällt dabei auf, dass viele glättebedingte Unfälle auf Brücken oder Hochstraßen stattfinden. Wieso ist das so? Im Gegensatz zu den festen Straßen fehlt hier die noch vorhandene Wärme des Untergrundes. Denn der Boden kühlt in den nun länger werdenden Nächten nur allmählich aus und bremst daher auch die Auskühlung der darüber befindlichen Straßen (Abb. 2).
Bei Brücken hingegen fehlt der wärmende Untergrund, daher fällt die Temperatur auch bereits in den Abendstunden schnell ab. Dies gilt besonders für Brücken, die aus Stahl gefertigt sind, da diese die geringste Wärmekapazität besitzen.
So bildet sich zuerst auf Stahlbrücken, dann auf Betonbrücken und -hochstraßen und erst dann auf den anderen Straßen Reif, wenn die Bedingungen hierfür gegeben sind. Diese sind zuerst eine Temperatur auf der Fahrbahnoberfläche im Minusbereich, dies ist am ehesten durch klare Nächte gegeben. Dann benötigt man genügend Feuchtigkeit zur Reifbildung. Diese ist entweder in der Luft ohnehin schon vorhanden, oder sie wird durch nahe Flüsse oder Gewässer lokal herangebracht. Daher ist besonders auf Brücken über Flüsse oder in Gewässernähe Vorsicht geboten (Abb. 3).
Wegen der starken Auskühlung hält dort die Glätte auch meist am längsten vor. Die Vorhersage für unsere Glättemeldeanlagen prognostizieren derzeit letzte Glätte auf Brücken gegen 10 Uhr am Vormittag. Jedoch ist die Jahreszeit mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man in den Nächten auch auf anderen Straßen vereinzelt mit Reifglätte rechnen muss.
Besondere Glättegefahr bei Nebel
Aktuell muss man vor allem nach teils klaren Nächten im Nebel Vorsicht walten lassen. Denn während der Aufklarungsphase kann die Fahrbahntemperatur in den Frostbereich sinken, später gelangt in den unteren Luftschichten dann mildere und feuchte Luft von der Ostsee heran (Abb. 6).
Im schlimmsten Fall können unterkühlte Wassertropfen aus dem Nebel zu Boden fallen, und dann kann trotz geringer Intensität gefährliches Glatteis entstehen. Diese Gefahr besteht in der kommenden Nacht vor allem für die nördliche Mitte Deutschlands an der Grenze NRW - Niedersachsen, Harz, Anhalt sowie südliches Brandenburg.