Bauernregeln zum Winter
Konkret ist der Winter nicht in Sicht. Und wie er nun wirklich verlaufen wird, kann ebenfalls niemand mit ausreichender Sicherheit vorhersagen. Doch ist ein Blick in die Bauernregeln und gleichzeitig in die Wetterstatistik interessant: Wie verliefen Winter nach einem Herbst, der ähnlich verlief wie der in diesem Jahr?
Doch bevor wir uns auf das Feld der Spekulation wagen, schauen wir etwas konkreter auf das Wetter für die nächsten Tage in der MeteoShow:
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Bauernregeln: Warmer Herbst = kalter Winter?
Derzeit werden wir oft gefragt, ob ein derart milder und ruhiger Herbst, wie er in diesem Jahr stattfindet, nicht bedeutet, dass der Winter dann irgendwann mit Macht kommt und uns lange und schneereich erhalten bleibt. Häufig hört man von diesem umgekehrten Zusammenhang zwischen Herbst und Winter, der sich auch durch einige Bauernregeln ausdrückt:
* Ist der Herbst warm und fein, kommt ein scharfer Winter rein.
* Blühen im Herbst die Bäume auf's Neu, währet der Winter bis zum Mai.
Schaut man sich einige Bauernregeln für die einzelnen Herbstmonate an, so widersprechen sich deren Aussagen teilweise:
* Ist der Oktober warm und fein,
kommt ein scharfer Winter drein,
ist er aber nass und kühl,
mild der Winter werden will.
Aber:
* Ist der September lind,
wird der Winter ein Kind.
Blick in die Wetterstatistik
Welche Bauernregel trifft also häufiger ein? Hierfür ist ein Blick in die Wetterstatistik interessant. Prof. Dr. Horst Malberg vom Meteorologischen Institut an der Freien Universität Berlin hat dazu in seinem Buch Bauernregeln aus meteorologischer Sicht die Bauernregeln anhand teils 100-jähriger Beobachtungsreihen aus Berlin und anderen Städten überprüft und kann so eine Aussage über die Trefferquote in der Vergangenheit liefern.
Demnach kann gemäß Berliner Reihe (seit 1908) kein Zusammenhang zwischen einem zu warmen Oktober und einem zu kalten Januar (oder Februar) gefunden werden (4. Auflage, Seite 110). Ist der Oktober aber um mindestens 1,5 Grad zu warm und zu trocken, dann folgte zu 90% ein strenger Januar und mit 65% ein zu kalter Februar. Die Bauernregel ist also nachvollziehbar, berücksichtigt man den Niederschlag. In unserem Fall fiel der Oktober allerdings in Sachen Temperatur nicht derart deutlich übernormal aus (Abb. 2).
100%iger Zusammenhang gefunden
Interessanter wird es, wenn man sich in der Wetterstatistik die Jahre betrachtet, in denen sowohl der September als auch der Oktober zu warm ausgefallen ist, da sich in diesen ja die Bauernregeln widersprechen. Denn auch in diesem Jahr war der September deutlich zu warm (Abb. 3).
Es konnte laut Malberg gezeigt werden, dass nach Untersuchung aller Fälle in den vergangenen 100 Jahren die Septemberregel die dominierende sei, also in 100% der Fälle wurde nach einem zu warmen September und zu warmen Oktober der Winter insgesamt zu mild, wenngleich es in einigen dieser Jahre kurzzeitige Wintereinbrüche gegeben habe (S. 111 f.).
Ähnlichkeitsanalyse
Kollege Marco Radke-Fretz hat für Berlin ebenfalls eine Ähnlichkeitsanalyse durchgeführt und angeschaut, wie sich die Mitteltemperatur der Folgemonate entwickelt hat in den Jahren, in denen der Temperaturverlauf im September und Oktober ähnlich war wie in diesem Jahr. Das Ergebnis ist in Abb. 4 zu sehen. Die Jahre zeigen große Unterschiede, im Mittel waren die meisten Monate November bis Januar jedoch jeweils immer zu warm.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung spricht die Statistik also eindeutig für einen zu milden Winter. Ob dies tatsächlich eintrifft? Noch ist es zu früh, das abschätzen zu können.