Angst vor Vulkan Katla
Seit einigen Tagen ist in diversen Medien zu lesen, dass auf Island eine Eruption des Vulkans Katla in naher Zukunft befürchtet wird, da der Vulkan unruhig wird. Bei einem Ausbruch wären die Folgen national und international definitiv weitreichender als beim Eyjafjallajökull. Doch wie akut ist die Gefahr wirklich?
Die Katla ist einer der aktivsten Vulkane. Sie liegt unter dem Mýrdalsjökull-Gletscher im Süden Islands (Abb. 2), etwa 50 km östlich von Hvolsvöllur. 10 km südlich des Vulkans liegt das Dorf Vík í Mýrdal. Evakuierungspläne im Falle eines Ausbruchs sind für dessen Einwohner vorbereitet worden, und auch Notunterkünfte stehen bereit.
Seismologen rund um Pall Einarsson von der Universität Island beobachten nun seit mehreren Wochen erhöhte Aktivität. Nach mehreren Beben der Stufe drei auf der Richterskala wurde nun in den letzten Wochen die Stärke vier erreicht. Einarsson spricht davon, dass der Vulkan "definitiv Anzeichen von Unruhe" zeige.
Dramatischer als Eyjafjallajökull
Zwei Mal pro Jahrhundert bricht die Katla im Durchschnitt aus und würde die ihrer kleineren Brüder Grimsvötn und sogar Eyjafjallajökull um ein Vielfaches übertreffen. Und der nächste Ausbruch ist längst überfällig. Viele Isländer kennen noch die Geschichten aus dem Jahr 1918, als ab dem 12. Oktober die Katla über Wochen den Himmel mit Asche verdunkelte. Pflanzen fehlte das Licht und viele Tiere starben. Durch den Ausbruch schmolzen große Teile des Gletschers, und Fluten strömten die Hänge des Vulkans hinab und sorgten für eine Flutwelle, die auch Teile des Dorfes Vík mit sich riss.
Ein ähnlicher Ausbruch in heutiger Zeit hätte zudem noch weitreichenden Einfluss auf den internationalen Flugverkehr und würde sicherlich auch das Wetter beeinflussen.
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Akute Gefahr oder Medienrummel?
Steht uns also ein unmittelbarer Ausbruch eines der größten Vulkane Islands bevor? Glaubt man der Anzahl der Meldungen, die durch die internationale Presse gehen, so könnte man diesen Eindruck bekommen. Dies hängt neben der erhöhten seismischen Aktivität sicherlich auch mit der Nähe des Jahrestags des letzten Ausbruchs der Katla vom 12. Oktober 1918 zusammen.
Diesen nahm die englische Zeitung "The Guardian" zum Anlass, am 13. Oktober einen Artikel zu veröffentlichen, dessen ursprünglicher Titel Iceland's Katla volcano eruption 'could be imminent' ("Vulkanausbruch der Katla könnte unmittelbar bevorstehen") lautete. Die Zeitung änderte ihren Artikel nachfolgend auf Icelandic ash cloud part two? Scientists monitor rumblings of larger volcano ("Isländische Aschewolke Teil zwei? Wissenschaftler überwachen Grollen eines größeren Vulkans"), es reichte jedoch, um die Aufmerksamkeit der internationalen Journalisten auf sich zu ziehen, so erschien beispielsweise ein ähnlicher Bericht bei FOCUS Online.
Schaut man sich dagegen die Nachrichten und Blogs aus Island an, so ergibt sich eine deutlich nüchternere Einschätzung der Lage. Zwar rückte der Vulkan tatsächlich durch seine mehrfachen Beben in jüngster Zeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Wissenschaftler. Nach Überflügen über die Katla ist jedoch bisher die wahrscheinlichste Ursache für diese Beben geothermales Schmelzwasser, das in Strömen in eine beheizte Gletscherspalte fließt.
Prof. Magnus Tumi Gudmundsson, Geophysiker an der Universität Island, der Katla beobachtet hat, erklärte den isländischen Medien, dass die höheren Temperaturen unter dem Gletscher und vermehrte Erdbeben langfristige Signale für eine Eruption sein könnten, es aber keine unmittelbaren Anzeichen gebe, um sich konkret Sorgen zu machen.